Ein Mann - Kein Wort
Möchte er mich nicht verärgern? Will er möglichst schnell wieder nach Hause fahren?«).
Gnadenlos deutlich hat Loriot diese weibliche Neigung zum »Hinterfragen« einfacher männlicher Sätze in seinem Sketch »Was tust du?« karikiert. Eine in der Küche arbeitende Ehefrau kann sich mit der schlichten Antwort ihres friedlich im Wohnzimmer sitzenden Mannes (»Nichts!«) einfach nicht abfinden und treibt ihn mit ihrem penetranten Weiterfragen schließlich zur Weißglut. Das Gleiche kann man übrigens auch mit der Frage »Was denkst du gerade?« durchexerzieren: Die männliche Antwort »Nichts!« ist für eine Frau zwar schlechterdings unvorstellbar, sollte von ihr aber geglaubt werden, weil Männer offenbar tatsächlich »nichts denken«, sprich: den bewussten Strom ihrer Gedanken problemlos abschalten können (was beim abendlichen Einschlafen übrigens extrem hilfreich ist!).
Auch die beliebte weibliche Frage »Liebst du mich (noch)?« ist für einen Mann schwer zu beantworten, weil er zu Recht ahnt, dass die Fragende sich mit einem einsilbigen »Ja« vermutlich nicht begnügen wird. Doch er kann das »Wozu« dieser Frage schlecht erkennen, weil ihm der Informationsgehalt – was heißt hier »Liebe«? – reichlich schwammig vorkommt, und weil er ahnt, dasser diese Frage auch nicht so leicht auf der reinen Sachebene beantworten kann. Viele Männer reagieren auf diese Frage deshalb eher abwehrend (»Nicht schon wieder!« – »Was soll diese Frage?« – »Das weißt du doch!« – »Das hab ich dir doch erst kürzlich gesagt …!«) – nicht weil sie ihre Partnerin nicht lieben, sondern weil sie befürchten, dass die Frage der Auftakt zu einem »Beziehungsgespräch« sein könnte, dem sie sich nicht gewachsen fühlen oder dessen Mühen sie scheuen.
Vermischung von Sach- und Beziehungsebene
Männer charakterisieren Frauen häufig mit der Behauptung, dass diese im Gespräch »emotionaler und unsachlicher« seien als Männer. Bohrt man nach, was genau damit gemeint ist, so zeigt sich: Männer haben es nicht gern, wenn Frauen die reine Sachebene verlassen, d.h., wenn sie die Beziehungsebene ins Spiel bringen.
Weshalb
sie es nicht gern haben, liegt nach dem bisher Gesagten auf der Hand: Die Kommunikation wird dadurch nicht nur vielschichtiger und komplizierter, sondern – für die Männer – auch anstrengender und konfliktanfälliger.
Doch dies ist sicher nicht der einzige Grund. Ich meine, dass es durchaus
eine Menge
Kommunikationsanlässe und -inhalte zwischen Menschen gibt, bei denen die Konzentration auf die
Sache
unter Zurückstellung der emotionalen Beziehungsebene nicht nur angemessen, sondern auch in der Tat
vernünftig
ist.
Es vereinfacht das Zusammenleben, wenn man sich auf die mitgeteilte Information – oder die gestellte Frage – konzentriert und nicht sofort Vermutungen darüber anstellt, was damit möglicherweise »zwischen den Zeilen« oder »durch die Blume« gesagt worden ist. Es vereinfacht das Zusammenleben darüber hinaus, wenn man seinem Gegenüber zutraut, dass es das, was es wünscht oder vermisst, in durchaus klarer und unmissverständlicher Form äußern kann.
Beispielsweise sollte eine Frau, wenn sie auf einer Autofahrt das dringende Bedürfnis verspürt, eine Toilette anzusteuern, ihren Mann nicht fragen: »Findest du nicht, dass wir mal eine Pause machensollten?« – und sich dann ärgern, wenn er kurz und bündig antwortet: »Nein, ich brauche keine Pause!« Sagt sie daraufhin nämlich: »Ich sollte aber mal aufs WC!«, so wird er – zu Recht – erwidern: »Dann sag’s doch gleich!«
Männer haben ein Recht darauf, dass Frauen sich ein Stück weit auch
ihrem
Kommunikationsstil anpassen – da, wo er angemessen ist. Das heißt: Frauen sollten die Vorteile einer klaren Trennung von Sach- und Beziehungsebene erkennen – nicht, um die Beziehungsebene auszuklammern, sondern um sie nicht
permanent
in die Sachebene hineinzuflechten.
Die Neigung vieler Frauen, zumindest im Gespräch mit (ihren) Männern beides allzu gern und allzu schnell miteinander zu vermischen, führt bei Männern dazu, solche Gespräche tunlichst zu vermeiden, weil sie sich dieser »Gemengelage« nicht gewachsen fühlen und darin auch keinen Vorteil für die Kommunikation erkennen. Während es nämlich für Frauen überhaupt nicht schwierig ist, zwischen Sach- und Beziehungsebene sozusagen leichtfüßig hin und her zu hüpfen, fällt Männern diese »Sprunghaftigkeit« extrem schwer. Ja, sie ist den
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