Ein Mann wie du hat mir gefehlt
nicht, Mandy. Mrs. March kann Worthy nicht das Wasser reichen. Worthy hat vier Beine, Mrs. March hingegen nur zwei. Und dann hat Worthy große, braune Augen, Mrs.
March aber bloß grüne. Und schau dir Worthys Ohren an. Die von Mrs. March kann man unter dem blonden Haar nicht sehen.”
Mandy kicherte, und Rachel zog Lucas ein Gesicht. Als ob Worthy verstanden habe, wandte sie Lucas den Kopf zu und stupste ihn mit der Schnauze. Ihr Atem wurde schneller, und der Leib fing an zu zittern.
“Mandy”, sagte Lucas ruhig, “ich möchte, dass du Hilfe holst.
Du hattest recht. Worthy braucht einen Tierarzt. Hol Doc Fred.”
Wie das Kind begriff Rachel den Ernst der Lage. Es ging ihr ans Herz, als sie sah, wie Mandy die Fassung verlor. “Ich bin schneller”, sagte sie. “Ich habe meinen Wagen. Wenn Sie mir nur sagen, wohin..,”
“Sie kennen sich auf der Ranch nicht aus”, sagte Lucas und zu Mandy gewandt: “Lauf zum großen Stall und sag Dugan bescheid. Er weiß, was zu tun ist.”
“Ich will nicht weg”, sagte Mandy mit bebender Stimme.
“Doc Fred ist in der Stadt, und Dugan und die Jungs sind jetzt nicht mehr da.”
“Dugan ist noch nicht fort”, sagte Lucas. “Du weißt, dass er darauf wartet, dass ich dich finde, damit wir alle zusammen zum Messegelände gehe n können. Also beeil dich.”
“Bitte, Lucas, lass mich bleiben”, flehte Mandy. “Ich will Worthy nicht verlassen. Sie ist meine Kuh, und sie ist alt, Lucas, und sie könnte sterben, und …”
“Ich weiß, sie ist deine Kuh”, sagte Lucas mit jener freundlichen und gleichzeitig festen Stimme, “und ich verstehe, dass du bei ihr bleiben willst.” Er zupfte Mandy an einem ihrer Zöpfe. “Aber du hilfst ihr mehr, wenn du zu Dugan gehst. Mrs.
March wird mir mit Worthy helfen, bis du zurückkommst!”
“Ich werde ihr beistehen, Mandy”, versprach Rachel und legte Mandy beruhigend eine Hand auf die Schulter.
Das Kind sah wieder Lucas an, und zwei Tränen rannen ihr über die Wangen. “Sei lieb zu ihr, Lucas. Sprich mit ihr, und lass sie nicht allein, Lucas.” Sie blickte auf das Tier. “Ich will nicht, dass sie sich einsam fühlt.”
Lucas nahm das Kind in den Arm und drückte es an sich.
“Ich. verlasse Worthy nicht”, versicherte er. “Ich bleib’ bei ihr, bis du zurückkommst.”
Mandy wischte sich die Tränen ab und lief hinaus.
“Es geht ihr nahe, nicht wahr?” fragte Rachel.
“Ja.” Sanft tastete Lucas den Leib der Kuh ab. “Worthy ist alles, was in der weiten Welt wirklich zu ihr gehört.”
Rachel war bis ins Innerste aufgewühlt, durch Mandy, durch die leidende Kreatur, die auf dem Stroh lag, und auc h durch Lucas’ Sorge um das Kind und um das Tier. Sie strich über Worthys Nacken und berührte dabei zufällig Lucas’ Hand. Sie zuckte zurück, konnte aber ihren Blick nicht von den schlanken Fingern mit den kurzgeschnittenen Nägeln lassen. Hände wie diese wirkten kraftvoll und beruhigend.
Sie war so in den Anblick versunken, dass sie kaum hörte, was er sagte: “Worthy ist Mandys ganze Welt. Ihre Welt, die Lucky-Brand-Kinder-Ranch, ist recht klein. Ich lasse jedes der Kinder ein Kalb adoptieren. Sie brauchen etwas, das sie lieben und als ihr eigen ansehen können. Außerdem lehrt es sie Verantwortung.” Er lehnte sich zurück, nahm den Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durch das schwarze Haar. Ein weiches Lächeln nahm seinen Zügen jede Härte. “Von dem Augenblick an, da Mandy diese Kuh sah, wollte sie kein Kalb mehr. Sie wollte Worthy. Dugan sagte Immer wieder: Die Kuh ist keinen Schuss Pulver wert.’ Doch Mandy erwiderte: ,Sie ist zu wertvoll.’”
“Deshalb also der Name .Worthy’”, meinte Rachel.
Lucas nickte. “Das Tier ist genau wie Mandy. Ein freier Geist und dickköpfig. Hab’ sie einfach nicht halten können, wo sie hingehört. Sie ist ganz betört von Bernard, einem meiner Bullen.”
“Sieht aus, als hätte sie schon einige Zeit mit ihm verbracht”, sagte Rachel.
Worthy hob den Kopf und schnaubte. “Entschuldige”, meinte Lucas. “Ich will ja nicht sagen, dass du leichtfertig bist.”
Die Unterhaltung hörte auf, als Worthy zu muhen begann und der Leib unter den Wehen erbebte.
Lucas wischte sich den Schweiß von der Stirn und beugte sich über sie. “Nur Geduld, altes Mädchen”, sagte er besänftigend. “Ich bin ja bei dir, und Dugan wird bald hier sein.”
Die Wehen kamen häufiger. Rachel sah zu, wie Lucas an dem Tier arbeitete. Tier und Mann schwitzten
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