Ein Mann wie du hat mir gefehlt
was du konntest”, tröstete Lucas. “Worthy hatte ihren eigenen Kopf.”
“Jetzt bin ich ganz allein. Worthy hat mich verlassen wie Mama und Daddy. Ich habe niemanden, der mich liebt, Lucas, niemanden.”
Den Tränen nahe, wandte Rachel Lucas und Mandy den Rücken zu. Am liebsten hätte sie Mandy in die Arme genommen und ihr versichert, dass sie nicht allein sei, sondern geliebt wurde. Sie konnte die Angst des Kindes vor Einsamkeit und Ablehnung nachempfinden. Vielleicht, weil sie sich selbst so verlassen gefühlt hatte, als Jared nach siebzehn Ehejahren die Scheidung verlangte.
“Ich hab’ dich lieb, Mandy”, sagte Lucas bewegt, “und Dugan und Mrs. Molly lieben dich. Du wirst nie allein sein, denn du hast all die guten Menschen von der Kinderranch. Wir alle haben dich lieb.” Er legte die kräftigen Hände auf die schmalen Schultern und hielt das Kind so, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte. “Und, Mandy, Worthy hat dich so gern gehabt, dass sie dir ein Stück von sich selbst hinterließ. Etwas, das du noch viele Jahre lieb haben kannst.”
Rachel sah zu dem Kalb hin.
“Ich will es nicht!” schluchzte Mandy und stieß sich von Lucas ab. “Ich will Worthy.”
“Gut dann.” Lucas kam aus der Hocke hoch. “Dann behalte ich das Kalb.”
Mandy wischte sich das Gesicht mit dem Hemdenschoß.
“Kann ich Worthy sehen?”
Hand in Hand gingen Lucas und das kleine Mädchen zu der toten Kuh. Mandy streichelte Worthy und vermied dabei, das Kalb anzusehen. Erst, als das Kälbchen einen jammervollen Laut von sich gab, hob sie den Kopf und starrte es an.
Dugan ging zu dem auf wackligen Beinen stehenden Neugeborenen. “Ein schönes Kalb, Lucas. Ich denke, wir lassen es von einem der Kinder adoptieren. Es braucht viel Fürsorge.”
“Ja, das denk’ ich auch”, stimmte Lucas zu.
“Es ist auch eine Waise”, sagte Mandy dumpf.
“Stimmt.” Lucas lehnte sich gegen den Türpfosten. “Der kleine Bursche braucht jemanden, der ihn liebt und umsorgt.”
“Es ist wohl meine Pflicht, das zu übernehmen”, meinte Mandy.
“Nein, ich erlaube nicht, dass jemand eines meiner Waisenkälber aus Pflichtgefühl adoptiert. Das wäre ein trauriger Ersatz für Liebe.” Er kniete neben Mandy nieder und legte den Arm um sie.
“Mit weniger als Liebe bin ich nicht einverstanden, kleines Mädchen.”
Mandy riss sich von Lucas los und stemmte die Hände in die Hüften. “Ich kann es behalten, wenn ich will. Worthy hat mir gehört, und deshalb gehört ihr Kalb mir auch.”
Voller Bewunderung für Lucas beobachtete Rachel die Szene. Geschickt war es ihm gelungen, Mandy von ihrem Kummer abzulenken und für die Bedürfnisse des Kälbchens zu interessieren. Dugan beugte sich über das Kalb, um es zu untersuchen. Er lächelte verstohlen.
“Du hast recht”, sagte Lucas. “Es ist dein Kalb, und du kannst es behalten. Aber nur, wenn du es gern hast.”
Mandy blickte zu Lucas auf. “Das tue ich”, sagte sie.
“Wirklich.” Dann sah sie wieder zu der toten Kuh hin und fügte mit erstickter Stimme hinzu: “Nur, ich werde Worthy so vermissen.”
“Wir alle werden Worthy vermissen”, sagte Lucas. “Aber wir müssen lernen, dass der Tod ein Teil des Lebens ist, meine Kleine.”
“Ich will für Worthy eine richtige Beerdigung”, sagte Mandy.
“Denke, Mrs. Molly wird dir bei der Vorbereitung helfen”, versicherte Dugan ohne Zögern für seine Frau. “Mrs. Molly ist sehr gut im Planen und Organisieren von Leuten und Dingen.
Besonders von mir.” Mit einem freundlichen Grinsen zwinkerte er Rachel zu und streckte ihr die Hand entgegen. “In all dieser Aufregung haben wir ganz die guten Manieren vergessen, Ma’am. Ich bin Dugan MacAdams, Manager der Lucky-Brand-Ranch.”
Dugan gefiel Rachel. Sein Händedruck war fest, der Blick offen. “Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Mr. MacAdams.”
“Nennen Sie mich Dugan.”
Rachel lächelte. “Dugan dann. Und ich bin Rachel March und arbeite für die Greater Southwest Real Estate Brokers.”
Dugan schmunzelte. “Lucas’ Sechsuhr-Verabredung.”
“Dugan, vergessen Sie nicht, für wen Sie arbeiten”, rief Lucas aus, doch seine lachenden Augen straften die Drohung Lügen.
“Ja”, sagte der ältere Mann, und aus seinem Schmunzeln wurde ein weiches Lachen, “da will ich mal meine Zunge hüten.
Möchte nicht den Gehaltsscheck am Ende des Monats missen.”
Mandy, ganz in ihrem Kummer gefangen, klopfte Dugan gegen die Brust. “Wann können wir Worthy
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