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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie?«
    »Ich bin neben Chef der Barreis-Werke auch noch ein Mensch. Man vergißt das nur zu oft!«
    »Und was soll nun werden?«
    »Wir müssen Robert vom Friedhof fernhalten. Er darf nicht zum Begräbnis erscheinen. Wenn er mit unserer Cessna landet, müssen wir ihn abschleppen und im Haus festhalten. Was dann nach der Beerdigung geschieht, findet wieder unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.« Theo Haferkamp wischte sich mit einem großen weißen Taschentuch über das Gesicht. »Doktor … wie denken Sie über diesen Unfall in den Seealpen?«
    »Ich bin Anwalt der Barreis-Werke, weiter nichts«, sagte Dr. Dorlach geschmeidig.
    Haferkamp nickte böse. »Auch eine Antwort!« brummte er und ging schnell zu seinem wartenden Wagen.
    Wer Bob Barreis kannte – und Onkel Theo hätte ihn eigentlich kennen müssen –, der wußte, daß er keinem Streit aus dem Weg ging und sich nicht versteckte, wenn es irgendwo das gab, was er Rummel nannte. Auch das Begräbnis von Lutz Adams war solch ein Rummel, eine Show, die Bob nicht versäumen wollte, auch wenn ihn Onkel Theo, Hellmut Hansen, Dr. Dorlach, die Haushälterin Renate Peters, sein ehemaliges Kindermädchen, und sogar seine Mutter warnten.
    »Was wollt ihr eigentlich, verdammt noch mal?« schrie er alle an. »Jeden Tag passieren Tausende Unfälle! Dramatisiert die Sache doch nicht so! Mit dem Alten werde ich schon fertig. Ewig kann keiner leben, auch kein Lutz Adams!«
    Haferkamp schluckte die letzte Bemerkung mit bewunderungswürdiger Mißachtung. Statt dessen fragte er:
    »Und du hast keinerlei Schuldgefühl?«
    »Nicht das geringste!« Bob Barreis trank langsam ein hohes Glas mit Whisky. Er lehnte am Marmorkamin im großen Salon der Barreis-Villa und trug schon seinen schwarzen Anzug für das Begräbnis. »Hätte ich nicht so schnell reagiert, ständen jetzt zwei Särge in der Kapelle.«
    Er schielte über den Glasrand zu Hellmut Hansen. Wenn jetzt wieder die dämliche Bemerkung mit der Fliehkraft kommt, werfe ich ihm den Whisky an den Kopf, dachte er. Man kann mir nichts beweisen, gar nichts! Lutz hing im Fahrersitz, als er verbrannte. Also hatte er auch gefahren. Das ist so logisch, wie man naß wird, wenn man ins Wasser springt. Gibt es einen besseren Beweis als ein amtliches Protokoll?
    Ganz kurz dachte er auch an den Bauern Gaston Brillier und an Mariette Lucca, genannt Malu, die ihr schauspielerisches Talent so hervorragend eingesetzt hatte. Beim nächsten Besuch in Monte Carlo werde ich sie mit ins Bett nehmen und ihr tausend Francs schenken, dachte er. Ihre Dankbarkeit ist ebenso glühend wie ihre Verschwiegenheit sicher.
    Er lächelte verträumt, was seinem schönen Gesicht etwas Engelgleiches verlieh, und trank den Whisky aus.
    Die Welt ist kugelrund und schön und in Ordnung. Man muß nur wissen, wie man sie in Ordnung hält …
    Da keiner in der Familie Bob Barreis vom Gang zum Friedhof abhalten konnte, fuhr man mit drei schwarzen Wagen seufzend zu der Trauerfeierlichkeit. Anteilnahme kann man keinem übelnehmen, und sie stellt auch keine Provokation dar … unter diesem logischen Gedanken hatte sich fast ganz Vredenhausen auf dem Friedhof versammelt. Es war die größte Beerdigung seit Jahren, selbst der alte Barreis hatte einen solchen Volksauftrieb nicht gesehen. Der Friedhof war schwarz von Menschen … ein Betrachter in einem Flugzeug mußte von oben aus glauben, ein Ameisenheer sei auf der Wanderschaft. Um einem Skandal mit allen Mitteln vorzubeugen, hatte Haferkamp der Stadtverwaltung einen Wink gegeben. Winke aus den Barreis-Werken wurden immer verstanden … der Stadtrat, an der Spitze der Bürgermeister, stand vollzählig am Grab, die beiden Totengräber trugen grüne Uniformen, die man sonst nur bei Prozessionen oder beim Tode des Pfarrers aus dem Schrank holte.
    Theo Haferkamp blickte zurück zu Dr. Dorlach, der mit ihm im Wagen saß. Neben ihm hockte mit gefalteten Händen Mathilde Barreis. Bob war mit seinem roten Sportwagen bereits eingetroffen und stieg jetzt aus. Hunderte von Augenpaaren gafften ihn an. Er blieb an seinem Auto stehen, lehnte sich dagegen und wartete, bis Onkel Theo ausgestiegen war. Im zweiten Wagen saßen Renate Peters, der Gärtner und zwei Studenten aus der Verbindung. Im dritten fuhren Hellmut Hansen und zwei Vertreter des Automobilclubs heran. Hansen hatte noch einen Umweg zum Bahnhof gemacht … er wollte jemanden abholen. Verwundert senkte Bob etwas den Kopf, als er ein junges, langbeiniges, schlankes Mädchen

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