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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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bin ich also in einer guten halben Stunde bei Ihnen.«
    »Schön, mein Junge! Ich freue mich.«
    Karl Siebrecht hat angehängt und sieht gedankenlos Fräulein Palude an. Er freut sich, aber er weiß eigentlich nicht, warum. Er hat doch nie etwas vom Rittmeister wissen wollen.
    »Sie haben aber mächtig feine Bekanntschaften«, sagt Fräulein Palude neugierig. »Das habe ich gar nicht gewußt, Chef!«
    »Es gibt recht vieles, was Sie nicht wissen, Fräulein Palude«, antwortet Karl Siebrecht trocken. Das ist der Ton, den er sich seinen Angestellten gegenüber angewöhnt hat, und er hat es erreicht, daß sie alle in ihm trotz seiner Jugend den Chef sehen. Niemand würde es noch einfallen, ihn – wie etwa den Kalli Flau – an seine Haifischzeit zu erinnern. Auch Fräulein Palude hat längst vergessen, daß sie ihn einmal als armen Jungen kannte, der sich bei ihr auf dem Büro wärmte und den sie duzte.
    »Ich gehe dann also für zwei, drei Stunden fort, Fräulein Palude«, sagt Karl Siebrecht. »Es wird ja nichts Besonderes los sein.«
    Er ist schon im Begriff, in sein Zimmer hinüberzugehen, um sich für den Besuch umzuziehen, da fällt ihm etwas ein. »Ach ja, Fräulein Palude«, sagt er. »Und dann machen Sie mir den Kontoauszug für Franz Wagenseil fertig.«
    »Gleich, Herr Siebrecht?«
    »Ja, gleich. Ich möchte ihn mitnehmen.«

38. Kriegserklärung an Franz Wagenseil

    Karl Siebrecht steht in seinem Zimmer. Er hat sich rasiert und gewaschen, nun zieht er sich sonntagsmäßig an. Er will auf Herrn von Senden einen guten Eindruck machen. Er will zeigen, daß er wirklich vorangekommen ist.
    Nun hört er Fräulein Palude nebenan mit jemand sprechen. Es ist nicht die Stimme des rothaarigen, sommersprossigen Lehrlings Egon Bremer, es ist eine andere Stimme. Einen Augenblick erwägt Siebrecht, ob er nicht durch die Wohnungstür statt durch die Ladentür das Haus verlassen soll. Die Stimme da drüben ist ihm leider sehr bekannt. Er schüttelt unmutig den Kopf, immer erst das Unangenehme.
    »Morgen, Franz«, sagt er und tritt in den Laden. »Was, bistdu so früh schon in der Stadt? Oder hast du wirklich mal deinen Fuhrhof kontrolliert? Not täte es!«
    »Nanu?!« antwortet Franz Wagenseil ziemlich überrascht. »Du bist ja mächtig pampig schon am frühen Morgen! Was fehlt denn meinem Fuhrhof bleistiftweise?«
    »Die Aufsicht fehlt ihm! Alle Tage sind die Pferde saumäßiger geputzt und schlechter gefüttert! Die Wagen werden wohl überhaupt nicht mehr geschmiert, was, Franz? Und wie steht es mit den Planen, die du mir schon vorige Woche fest versprochen hattest? Drei Wagen fahren noch immer ohne Planen.«
    Franz Wagenseil bleibt diesen Beschwerden gegenüber erstaunlich friedlich. »Die Planen? Ja, sind die denn noch immer nicht da? Die müßten doch längst da sein!«
    »Natürlich sind sie nicht da, und das weißt du auch ganz gut, Franz! Du hast deinem Futtermeister, als er dich daran erinnerte, ja gesagt, ich könnte dir mit meinen Planen im Mondschein begegnen, du kauftest keine!«
    »Ja«, sagt Franz Wagenseil gekränkt, »wenn du mit meinem Futtermeister unter einer Decke steckst!«
    »Hast du das gesagt, oder hast du das nicht gesagt, Franz?«
    »Ich schmeiße den Kerl raus!« schreit der Fuhrherr. »So ein versoffener Hund, mich bei dir zu verklatschen!«
    »Also hast du’s gesagt«, stellt Karl Siebrecht unerbittlich fest. »In drei Tagen sind die Planen also da, Franz, sonst schaffe ich auf deine Kosten welche an!«
    »Dem Kerl werde ich es heimzahlen! Noch heute fliegt er raus!«
    »Das wäre gar nicht schlecht. Ich bin ganz überzeugt, er treibt einen blühenden kleinen Haferhandel, und ich darf bei deinen Gäulen die Rippen zählen. Dann übernimmst du für eine Weile das Füttern und Putzen, Franz – du sollst sehen, wie gut das dem Stall und dir tut! Die Faulenzerei taugt nicht für dich.«
    »Faulenzerei«, ruft Franz Wagenseil empört. »Hast du ’ne Ahnung, was ich um die Ohren habe! Jetzt stellen wir gerade die Eisenkonstruktion vom zweiten Gewächshaus auf.«
    »Ohne dich werden sie die aber wohl kaum hochkriegen,Franz«, spottete Karl Siebrecht. »Ist sonst noch was? Ich habe eine Verabredung.«
    »Ein bißchen Geld hätte ich gerne«, meint Wagenseil fast verlegen. »Ich habe da eine kleine Rechnung.«
    »Wieder einen Vorschuß auf die Wochenabrechnung? Fräulein Palude, haben wir Geld da?«
    Karl Siebrecht braucht Fräulein Palude gar keinen Wink zu geben: »Keine zehn Mark habe ich in der

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