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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Kasse«, antwortet sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Du olle Zicke!« schimpft Wagenseil im plötzlichen Zorn los. »Den Quatsch kenne ich doch noch von mir her! Du lügst! Immer stopft die Geld in alle möglichen Ecken, das ist doch ihr Fimmel! Zur Löhnung muß Geld da sein, als wenn nicht erst der Chef und dann die Arbeiter kämen!«
    »Ich bin nicht mehr Ihre Angestellte, Herr Wagenseil, gottlob!« sagt Fräulein Palude spitz. »Für Sie bin ich immer Fräulein Palude!«
    »Was bist du?« schreit Franz Wagenseil und fuchtelt mit den Fäusten. »Eine olle Zicke bist du und bleibst du …«
    »Laß den Unsinn jetzt, Wagenseil!« sagt Karl Siebrecht scharf. »Damit imponierst du hier keinem einzigen Menschen. Also, du hast es gehört: es ist kein Geld da, du mußt dich also bis zur nächsten Abrechnung gedulden. Auf Wiedersehen, Franz, ich muß jetzt gehen!«
    Franz Wagenseil hat sich sofort gefaßt, er nimmt sich heute überhaupt erstaunlich zusammen. »Einen Augenblick noch, Karl, ich möchte dich unter vier Augen sprechen, nur ein paar Minuten.«
    »Aber wirklich nur für ein paar Minuten«, antwortet Siebrecht und läßt den Fuhrherrn in das Nebenzimmer vorangehen. Und zu Fräulein Palude: »Sobald der Kontoauszug fertig ist, bringen Sie ihn mir.«
    »Sofort!« sagt Fräulein Palude und beginnt, eifrig zu schreiben.
    »Also was ist?« fragt Karl Siebrecht, nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hat. »Ich sage dir aber gleich, Franz,Geld gibt es nicht! Ich habe mir das hin und her überlegt, die ganze Vorschußgeschichte muß aufhören. Du gerätst bloß immer tiefer in die Tinte. Richte dich mit dem ein, was dir zusteht, du verdienst genug.«
    »Du hast ja ganz recht, Karl«, antwortet Franz Wagenseil nachgiebig. »Es soll auch von jetzt an aufhören, ich verspreche dir das. Nur heute mußt du mir noch aushelfen, Karl! Ein allerletztes Mal, wirklich.«
    »Ich habe das vom allerletzten Mal nun einmal zu oft gehört, Franz! Es ist endgültig Schluß, sage ich dir. Es gibt kein Geld mehr!«
    »Ach, sei doch nicht so! Sieh mal, Karl, ich kann wirklich nicht dafür. Da hat mir dieser Trottel aus dem Ruhrgebiet die Heizungsanlage für die beiden Gewächshäuser mit Nachnahme geschickt. Damit konnte ich doch nicht rechnen.«
    »Wieviel –?«
    »Es klingt ja ein bißchen viel, aber du mußt bedenken, dafür ist auch der Wert vorhanden. Das ist kein verpulvertes Geld! Wenn die Gewächshäuser erst fertig sind, repräsentieren die doch einen Wert von Zehntausenden!«
    Karl Siebrecht ekelte dies Geschwätz geradezu. »Wieviel –?« fragte er wieder.
    Wagenseil wagte es. »Dreitausendzweihundert …« sagte er und sah den jungen Mann erwartungsvoll an.
    »Dreitausendzweihundert …« wiederholte Karl Siebrecht.
    In seinem Kopf erschienen die Ziffern 4263,50, er zog 3200 ab, blieben ungefähr tausend. Das hieß, sie mußten noch mindestens ein Jahr sparen, um wieder so weit zu sein, wie er heute war. Ein Jahr? Und wie oft würde Franz Wagenseil in diesem Jahr mit neuen Forderungen kommen?
    »Nein«, sagte er hart. »Es ist ganz ausgeschlossen, Franz. Jedes Wort darüber ist umsonst. Ich gebe dir das Geld nicht.«
    »Du mußt es mir geben!« antwortete Franz Wagenseil verbissen. »Du kannst mich nicht sitzenlassen.« Fast bittend: »Sieh mal, Karl, ich habe dich damals auch nicht sitzenlassen, ich habe dir in Gang geholfen.«
    »Daran hast du mich oft genug erinnert, Franz, und darum bin ich schon viel zu lange nachgiebig gewesen. Weil du mir aber einmal in Gang geholfen hast, besitzt du kein Recht, mich jetzt zugrunde zu richten. Ich sage dir, es ist Schluß!«
    »Ich muß die Heizung einlösen! Was soll ich mit Gewächshäusern ohne Heizung?«
    »Laß sie stehen, wie sie sind. Es wird in zwei, drei Jahren auch noch Heizungen zu kaufen geben. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie dein Konto bei uns steht, Franz? Lassen Sie sehen, Fräulein Palude – Ja, so ist es richtig. – Bitte, Franz, du hast bereits jetzt elftausendsiebenhundert Mark Schulden bei uns.«
    »Das ist Lüge!« schrie Wagenseil wütend. »Das ist Betrug! Das hat diese verdammte Zicke hier angerichtet, die ist bloß wütend, daß ich sie nicht mit gnädiges Fräulein anrede. Das erkenne ich nicht an! Tausend Mark habe ich vielleicht Vorschuß, womöglich auch zweitausend, ich muß das erst zu Hause nachsehen.«
    »Beruhige dich, Franz. Wir wollen jetzt Posten für Posten miteinander durchgehen. – Danke schon, Fräulein Palude, ich brauche Sie im

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