Ein Mann will nach oben
Augenblick nicht mehr. – Außerdem gibt es Quittungen über jede Summe von deiner Hand.«
»Ach, Quittungen –! Ich scheiß auf Quittungen!« schrie Wagenseil wutentbrannt. »Quittungen kann jeder Hornochse nachmalen, soviel er will.«
»Überlege dir ein wenig, was du sagst, Franz«, antwortete Karl Siebrecht kalt … »Du kannst aber ruhig so weiterreden, wenn du von mir hinausgeworfen werden willst.«
»Was sind das hier für sechshundert Mark im Januar?! Hier steht ›Faktura von Porer sechshundert Mark‹, ich kenne keinen Porer! Ihr kreidet mir wohl all eure Rechnungen an, was? Dann könnt ihr wunderbar elftausendsiebenhundert Mark an den Schluß schreiben!«
»Das ist der Pelzmantel, mein lieber Franz, den du deiner Frau zu Weihnachten geschenkt hast. Der Kürschner wollte ihn im Januar wieder holen, weil du nicht bezahltest. Du gabst mir den Auftrag, zu zahlen.«
»Darüber hast du aber keinen schriftlichen Beleg«, grinste Wagenseil höhnisch. »Ich bestreite, daß ich dir den Auftrag zum Zahlen gegeben habe!«
»Schön, ich werde den Pelzmantel heute noch von deiner Frau abholen lassen. Das übrige kannst du ja dann mit deiner Else ausmachen!«
»Ach die, die kann mir im Mondschein begegnen!«
»Es müssen dir allmählich ein bißchen viel Menschen im Mondschein begegnen. Wie denkst du dir nun den Ausgleich deiner Schuld?«
Wagenseil schwieg verbissen.
»Ich schlage dir vor, wir behalten von nun an drei Viertel deines Guthabens aus den Abrechnungen ein. Dafür werde ich die Entlohnung der Kutscher übernehmen. Die Lohnsummen werden dir natürlich belastet. Ich will nur, daß die Kutscher regelmäßig ihr Geld kriegen.«
»Einverstanden!« sagte der Fuhrherr schnell. »Unter einer Bedingung –«
»Unter welcher Bedingung?«
»Daß du mir jetzt noch einmal dreitausendzweihundert Mark gibst. Sagen wir dreitausenddreihundert, dann habe ich gerade funfzehntausend Mark Schulden bei dir! Das ist eine hübsche glatte Summe, mit der läßt sich auch viel besser rechnen.«
»Nein«, sagte Karl Siebrecht nach kurzem Überlegen. »Ich habe dir gesagt, du kriegst kein Geld mehr von mir, und dabei bleibt es. Elftausendsiebenhundert sind schon viel zuviel, du wirst fast ein Jahr zu tun haben, bis du davon wieder runter bist!«
»Ich muß aber meine Heizungen bezahlen!« sagte Wagenseil hartnäckig. »Ich mache mich nicht vor meinen Nachbarn lächerlich. Die Gewächshäuser müssen fertig werden.«
»Dann nimm eine Hypothek auf deine Villa auf.«
Wagenseil lachte. »Soviel Hypotheken, wie da schon drauf ruhen! Ich sehe schon das Dach nicht mehr vor Hypotheken.«
»Ja«, sagte Karl Siebrecht. »Dann …« Er überlegte: »Ichwill dir noch einen Vorschlag machen, Franz. Wir lösen unseren Vertrag, und du übereignest mir deinen Fuhrhof mit allem lebenden und toten Inventar. Dafür streiche ich deine Schuld und gebe dir noch dreitausenddreihundert Mark obendrein! Damit ist dein Fuhrgeschäft über und über bezahlt.«
»Und wovon soll ich dann leben?« rief Wagenseil.
»Wovon jeder lebt: von deiner Arbeit! Überlege doch, Franz, das mit der Villa und den Gewächshäusern, das ist doch alles Unsinn! Du verstehst nichts von der Gärtnerei, fange wieder eine vernünftige Arbeit an. Du bist doch der Kerl dazu, sich immer wieder hochzukrabbeln, du bist doch das reine Stehaufmännchen!«
»Nein«, sagte der Fuhrherr finster. »Du redest mich nicht dumm, Karl. Den Fuhrhof behalte ich, und den Vertrag lösen wir nicht.«
»Das soll mir recht sein. Du weißt, ich habe schon in Erinnerung an frühere Zeiten immer gern mit dir gearbeitet. Aber kümmere dich wieder mehr um die Pferde. Wie sehen die Geschirre aus? Die Hälfte davon ist schon mit Bindfaden geflickt!«
»Gib mir Geld, und die Geschirre sollen in Ordnung kommen!«
»Du kriegst fünfzehn Mark am Tage für das Gespann, für hundertfünf Mark in der Woche bekomme ich tausend Gespanne in Berlin! Und außerdem kriegst du deinen Gewinnanteil, der noch sehr viel höher ist und für den du gar nichts tust. Nein, Franz, du wirst deine Geschirre allein flicken müssen, auch dafür gebe ich dir kein Geld.«
»Dann sollen die Wagen fahren, wie sie wollen. Mir ist das scheißegal, was die Leute von deiner Firma denken!«
»Wenn die Leute aber schlecht von meiner Firma denken, gehen die Einnahmen zurück, und auch du bist geschädigt!«
»Soll doch alles in den Klump gehen!« schrie Wagenseil. »Entweder du gibst mir jetzt die dreitausenddreihundert Mark
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