Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
Vom Netzwerk:
oder ich …«
    Er brach ab und sah Karl Siebrecht finster grübelnd an.
    »Diese dreitausenddreihundert Mark sind für die Heizung bestimmt«, fing Karl Siebrecht unermüdlich wieder an. »Dann hast du also eine Heizung. Nun ein paar Fragen, Franz: Sind die Maurerarbeiten schon bezahlt?«
    Wagenseil schwieg.
    »Sind die Erdarbeiten bezahlt?«
    Wagenseil schwieg. – »Hast du das Glas schon gekauft? Komposterde für die Beete? Kohlen für die Feuerung? Hast du das Geld für die Kulturen? Für die Gehälter? Hast du ein, zwei, drei Jahre Zeit, bis die Anlagen Ertrag bringen?« – Immer finsteres Schweigen. – »Du sitzt heute schon völlig fest, Franz! Mach dich los von dem ganzen Zeug und fang wieder frisch an.«
    »Das Geld für das andere hat Zeit. Wenn ich heute die Heizung eingelöst habe –!«
    »Bist du übermorgen, spätestens nächste Woche nach neuem Geld wieder hier. Ich kenne dich doch, Franz!«
    »Ich schwöre dir, wenn du mir heute mein Geld gibst, komme ich nie wieder um Vorschuß zu dir!«
    »Schwöre lieber nicht, Franz, denn du kannst den Schwur nicht halten. Aber wenn du deiner Sache so sicher bist, daß du hier schwören willst, so kannst du auch ein schriftliches Abkommen mit mir treffen. Wir vereinbaren, daß unser Vertrag erloschen ist und daß der Fuhrhof in meinen Besitz übergeht, wenn du noch einmal wegen Vorschuß zu mir kommst! Dafür erhältst du dreitausenddreihundert Mark.«
    »Darauf willst du also raus!« sagte Franz Wagenseil höhnisch. »Du willst mich aus der Firma raushaben! Und ich habe dich erst zu was gemacht! Was warst du denn damals? Ein Rumtreiber, ein Straßenjunge, und das ist nun dein Dank!« Er holte Atem, Karl Siebrecht sah ihn nur stumm an. »Du schwimmst im Gelde«, fuhr der andere bitter fort, »ich habe es ja eben gehört, jeden Augenblick kannst du Tausende bezahlen. Und ich, durch den du erst was geworden bist, laufe herum und habe keine zehn Mark in der Tasche! Mir verweigerst du alle Hilfe!«
    »Ja, wahrhaftig, sieh mich an, sieh das Büro an, das alles erzählt dir davon, wie sehr wir im Geld schwimmen. Ich habe keine Villa, Franz. Ich habe zwei Anzüge. Die paar Tausender auf der Sparkasse habe ich in fast zwei Jahren mit Kalli von unserem Gehalt gespart, Rieke hat auch mitgeholfen.«
    »Gehalt!« lachte Franz Wagenseil spöttisch. »Ihr habt gut von euren Gehältern sparen! Ihr setzt sie euch so hoch an, wie ihr wollt!«
    »Ich bekomme dreihundert Mark im Monat und Kalli Flau zweihundertfünfzig.«
    »Und das soll dir einer glauben?!« Wagenseil versuchte zu lachen. »Wo bleiben denn all die Gelder, die ihr einnehmt?«
    »Aber bei dir, Franz, bei dir! Ich kann dir aus den Büchern nachweisen, daß du fast vier Fünftel der Roheinnahmen bekommst. Von dem letzten Fünftel bezahle ich alles: Beifahrer, Büro, Telefon, Steuern, Gehälter – alles. Du hast den günstigsten Vertrag von der Welt, Franz, ich war ein dummer Junge, als ich ihn mit dir abschloß!«
    »Und aus
dem
Vertrag willst du mich rausdrängen! Das sieht dir ähnlich! Aber daraus wird nichts, dafür bin ich dir zu schlau! Der Vertrag ist ganz klar, du darfst deine Gespanne nur von mir nehmen.«
    »Habe ich je etwas anderes getan? Habe ich auch nur den Versuch gemacht, mich mit einem anderen Fuhrherrn in Verbindung zu setzen?«
    »Das wäre dir auch teuer zu stehen gekommen.« Die Stimmung von Franz Wagenseil war umgeschlagen. Er sah finster und grüblerisch aus. Siebrecht betrachtete ihn argwöhnisch. Hinter diesem veränderten Benehmen steckte etwas. »Du willst mir also das Geld nicht geben, Karl?«
    »Nein!«
    »Überlege es dir gut, Karl. In einer Woche wärst du vielleicht froh, so billig wegzukommen.«
    »Drohungen haben gar keinen Zweck, Franz, du bekommst kein Geld!«
    »Und ich bekomme doch Geld!« rief Franz Wagenseilplötzlich triumphierend. »Ich bekomme alles Geld, was du hast, und noch mehr!« Er starrte dem jungen Mann ins Gesicht, höhnisch, mit einer bösen Freude. Plötzlich lachte er los. »Und du Idiot hast mir noch selbst den Rat gegeben, wie ich dich reinlege!« Dann hörte er auf zu lachen. Es schien ihn schon zu reuen, daß er soviel gesagt hatte. »Morgen, Karl«, sagte er plötzlich und wollte gehen.
    »Einen Augenblick, Franz!« rief Karl Siebrecht.
    Der Fuhrherr blieb stehen, sein Gesicht veränderte sich. »Willst du mir das Geld also doch geben, Karl?« fragte er. »Das ist vernünftig von dir!«
    »Da!« zeigte Karl Siebrecht auf den Tisch. »Da – steck dir

Weitere Kostenlose Bücher