Ein Mann will nach oben
und ab bewegt wurde. »Kontrolle!« sagte Dumala kurz und kroch in sich zusammen.
Langsam kam der Lastzug zum Halten, die beiden Landjäger mußten noch ein Stück nebenherlaufen. »Ihre Papiere«, sagte der eine, und Siebrecht griff in die Tasche neben sich.
»Wo wollen Sie denn hin?« fragte der andere, während der erste die Papiere nahm.
»Steht alles aufgeschrieben«, antwortete Siebrecht kurz und wunderte sich, wohin eigentlich der Dumala verschwunden war. Nicht eine Spur war von dem Mann zu sehen. Um beschäftigt zu sein, griff er nach dem Stullenpaket und fing an zu essen.
»Hatten Sie nicht eben einen Mann da vorne bei sich?« wurde er gefragt.
»Keine Ahnung«, sagte er kauend.
»Und Sie fahren ganz ohne Beifahrer?«
»Wenn keiner hinten drauf sitzt, werde ich wohl allein fahren!«
Also schien auch der Hoppe verschwunden, eine komische Fuhre war solch eine Schienenfuhre für ein ländliches Gut!
Aber dann sah Karl Siebrecht das Büchlein, das der Landjägergerade aus einem Zelluloidfutteral zog, es war sein Führerschein. Aber sein Führerschein war es nicht, denn den trug er in der Innentasche seiner Lederjacke! Unwillkürlich griff er unter dem Pelz danach, fühlte mit Daumen und Zeigefinger den kantigen Umriß und sah doch dort in den Händen des Landjägers den gleichen Führerschein, sah im Licht der Taschenlampe sein Bild, das der Landjäger jetzt musternd mit ihm verglich. Sah seinen Namen darunter geschrieben, und die Handschrift war seine eigene, sah wenigstens wie seine eigene aus!
Gefahr! schrie es in ihm. Höchste Gefahr! In was bist du da getappt! Die können die tollsten Schiebungen mit dir machen, und jetzt sind sie verschwunden! Dumala, Hoppe, das sollst du erst mal beweisen! Was kann nicht alles unter den Schienen stecken?!
Er hatte zu essen aufgehört und wickelte seine Brote wieder ein.
Der zweite Landjäger tauchte aus dem Dunkel auf, er hatte wohl unterdes den Inhalt der Wagen zu kontrollieren versucht. Einen Augenblick flüsterten die beiden miteinander. Dann sagte der Landjäger: »Sie können weiterfahren. Hinter Dramburg biegen Sie rechts ab.«
»Gute Nacht, Herr Wachtmeister«, antwortete Karl Siebrecht und schlug die Tür zu. Einen Augenblick saß er überlegend, die Papiere in der Hand. Die Landjäger standen noch immer auf der Straße. Da waren dieser Dumala und der Hoppe, und da war der doppelte Führerschein … Aber dann entschloß er sich doch und fuhr an. Der Dumala hatte gesagt, er werde für sich selbst sorgen, und es sah ganz danach aus, als könne er das, und für den Hoppe dazu! Und was den Führerschein anging … Erstens hieß es ja wohl die Schnauze halten und keine Fragen stellen. Aber eine Fage mußte er nun doch stellen, darum kam dieser Herr mit dem steifen Hut nicht herum …
Der Lastzug donnerte und schüttelte. Es war anders, ihn zu fahren, wenn man ganz allein darauf saß. Es war einsam. Selbst ein Dumala war Gesellschaft gewesen, die Gedanken fielenanders aus, wenn ein Mensch danaben saß. Da war Rieke zu Hause, vielleicht schlief sie, es war kurz nach drei Uhr morgens, aber wahrscheinlich schlief sie nicht, sondern wartete auf ihn. Sie würde zornig auf ihn sein, wenn er zurückkam, und mit Recht … Er hätte ja jetzt einmal halten und sich den Führerschein ansehen können, aber das hatte Zeit. Nicht Zeit hatte die Fahrt. Dumala hatte gesagt, er müsse vor Morgen auf dem Gut sein, er solle noch einen Zahn zulegen. So ein alter Spieß hatte eine Art, etwas zu sagen, die für jeden Soldaten etwas Bindendes hatte, der Spieß mochte einem mißfallen oder nicht. Übrigens mißfiel ihm der Dumala nicht einmal so sehr. Wann er den wohl wiedersehen würde? Es war fast ausgeschlossen, daß er noch zur Zeit aufs Gut kam.
Hinter Dramburg, wo er so schlicht gesagt rechts abbiegen sollte, wurden die Wegeverhältnisse etwas unübersichtlich. An einer Straßenkreuzung hielt er und legte sich die Landkarte über die Knie. Aber ehe er sie studierte, griff er nach den Papieren in der Tasche. Er nahm den Führerschein, schlug ihn auf. Da war sein Bild, und darunter stand sein Name, ganz, als hätte er ihn selbst geschrieben: Karl Siebert … Oh, wie so schlau und einfach! Sie hätten ihn ruhig nach seinem Namen fragen können, Siebrecht und Siebert, so etwas konnte man schon falsch verstehen, da war nichts reinzufallen. Die hatten Routine, diese Brüder, die machten so etwas nicht zum ersten Mal! Das war ordentlich gemacht, das war kein Pfusch, irgendwie gab
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