Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
Vom Netzwerk:
nichtmehr, wie Sie einen Jungen vom Kokstragen wegschickten, weil er den schwindsüchtigen Trockenmietern etwas von Ihrer Feuerung gegeben hatte? Sie waren sehr wütend auf mich, Herr Kalubrigkeit! Sehen Sie, jetzt erinnern Sie sich!«
    Herr Kalubrigkeit hatte eine Bewegung gemacht, auch der Kommissar, der zweifelnd von einem zum andern sah, hatte sie gesehen. Aber jetzt rief der Bauunternehmer zornig: »Das alles ist Geschwätz! Sie können mich auf solch Gefasel nicht länger festhalten, Herr Kommissar! Ich muß nach Leipzig, ich habe dort eine wichtige Besprechung!«
    »Und dann in Ihrem Zeichenbüro!« fuhr Siebrecht unbeirrt fort. »Ihr eigener Schwager hatte mich eingeschmuggelt, der Herr von Senden. Dessen Vermögen haben Sie ja wohl auch verwaltet, wie? Ist noch etwas da von dem Vermögen, Herr Kalubrigkeit? Vielleicht in der Tasche dort?«
    Unwillkürlich griff Herr Kalubrigkeit nach der Tasche, die auf dem Tisch vor dem Kommissar stand. Er zog die Hand hastig zurück, als er den Blick der beiden fühlte.
    »Geben Sie zu, daß Sie der Bauunternehmer Kalubrigkeit sind?« fragte der Kommissar. »Oder bleiben Sie dabei, der Kaufmann Otto Franz zu sein?«
    »Natürlich bin ich der Kaufmann Franz!« rief Kalubrigkeit. »All das ist Unsinn, was dieser junge Mann hier erzählt! Ich lasse mich hier nicht länger festhalten! Ich werde mich beim Polizeipräsidenten über Sie beschweren, Herr Kommissar! Das ist meine Zeit! Das kostet mein Geld! Solch haltloses Gefasel –«
    Herr Kalubrigkeit schimpfte immer schneller, immer lauter.
    »Machen Sie einmal Ihre Taschen auf«, sagte der Kommissar begütigend. »Das erledigt den Fall vielleicht am schnellsten. Wenn Sie der Kaufmann Franz sind, können Sie es unbesorgt tun. Geben Sie also die Schlüssel her.«
    »Ich denke nicht daran! Sie haben kein Recht, das zu verlangen! Ich will meinen Anwalt sprechen! Sie kriegen die Schlüssel nicht!«
    Der Streit wurde immer lauter. Herr Kalubrigkeit wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die Hergabe der Schlüssel. Dann, als sie ihm von einem Schutzmann abgenommen waren, wurde er plötzlich ganz still, fiel in sich zusammen. Er saß auf einem Stuhl, vor sich ein Glas Wasser, er sah nicht hin nach seinen Taschen, als sie geöffnet wurden. Obenauf lag ein wenig Wäsche, dann …
    »Das ist hübsch«, sagte der Kommissar, und nahm ein Bündel Devisen nach dem anderen aus der Tasche. »Ich hoffe, Sie besitzen eine Devisengenehmigung, Herr Franz oder Herr Kalubrigkeit. Ihr Paß trägt eine Ausreisegenehmigung für die Schweiz …«
    Herr Kalubrigkeit hatte den Zeigefinger ins Wasserglas getaucht. Er malte jetzt auf die rohe, mit Tinte verschmierte, zerschnitzelte Holzplatte Zahlen auf Zahlen. »Ich verweigere jede Aussage, bis ich mit meinem Anwalt gesprochen habe«, sagte er giftig. »Die Geschichte wird Sie teuer zu stehen kommen, Herr Kommissar!« Mit erhobener Stimme: »Im übrigen hat der Chauffeur zehn Dollar Handgeld von mir für eine Fahrt nach Leipzig bekommen. Da er mich nicht dorthingefahren hat, gehören die zehn Dollar mir. Ich bitte, sie ihm abzunehmen.«
    »Schön, schön«, sagte der Kommissar gelangweilt. »Stimmt das, Chauffeur? Dann müssen Sie das Geld natürlich wieder rausrücken. Sie bekommen ja später die Belohnung, wenn dies wirklich der gesuchte Kalubrigkeit ist.«
    Karl Siebrecht war rot geworden, als er an das Geld in der Handtasche des schlafenden Mädchens dachte. Endlose Auseinandersetzungen, sehr fragwürdige Erklärungen standen ihm bevor. Aber er war nicht umsonst auf allen Straßen Waffenschmuggler gewesen. Sofort hatte er sich gesammelt.
    »Der Mann lügt«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Er hat mir nicht eine Mark gegeben, geschweige denn zehn Dollar. Wenn er dabei bleibt, muß ich verlangen, daß meine Taschen nachgesehen werden, und wenn dann ein Dollar herausfällt –«
    Dies gab Herrn Kalubrigkeit den Rest. Wütend sprang erauf, der große Bauunternehmer hatte nie gelernt, sich zu beherrschen. »Sie verdammter Kerl!« schrie er. »Ich lüge? Zehn Dollar habe ich Ihnen gegeben, in zwei Scheinen! Ja, sehen Sie den Mann nach, sehen Sie auch sein Taxi nach, sicher hat er das Geld irgendwo versteckt! Haben Sie mir nicht schon genug Schwierigkeiten gemacht?! Mit dem Senden habe ich mich Ihretwegen verkracht.«
    »Danke!« sagte der Kommissar. »Also, Herr Kalubrigkeit, soweit wären wir nun! Und jetzt erzählen Sie mir vielleicht auch, wie Sie zu diesen Devisen kommen …«
    Herr Kalubrigkeit wurde

Weitere Kostenlose Bücher