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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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wahrhaftig Leute! Ich kann mich noch gut an deine grauen Korkzieherhosen erinnern, Haifisch!«
    Der Haifisch fühlte sich geschmeichelt. Er fetzte aus einem Ordner Rechnungen und gab dem Öfchen neuen Fraß. »Ich gehe nicht ohne Geld rüber«, prahlte er. »Ich habe einen ganz hübschen Haufen Devisen, wo ihn kein Zollbeamter findet. Und einen Gehpelz und einen Brillantring habe ich auch!«
    »Dann ist ja alles in Butter.« Siebrecht bedachte ein wenig ärgerlich das, was der andere in diesen Jahren geschafft hatte – er aber stand leer und arm da. Freilich hätte er mit Tischendorf nie tauschen mögen, auch für Gehpelz, Devisen und Brillantring nicht.
    »Ich habe dir immer gesagt, Handeln ist die Losung!« prahlte Tischendorf weiter. Er betrachtete verächtlich den besten Anzug Siebrechts. »Und du läufst noch immer nach Arbeit rum. Nein, ich habe keine Arbeit für dich.«
    »Aber vielleicht hast du was zu handeln für mich? Wir könnten es ja mal versuchen!«
    Tischendorf sah ihn prüfend an. »Hast du denn Geld?«
    »Ein bißchen.«
    »Papier oder Devisen?«
    »Papier – aber davon ein paar Waschkörbe voll. Genau gesagt, wollte ich eigentlich ein Auto von dir kaufen. Am liebsten einen Lastwagen – aber die Papiere müßten sauber sein.«
    »Vielleicht kriege ich Papiergeld noch eingewechselt«, überlegte Tischendorf. »Ich würde eine Masse Geld daran verlieren, aber wenn du anständig zahlst –«
    »Für anständige Ware zahle ich auch anständige Preise.«
    »Anständige Ware! Du bildest dir doch nicht ein, ich gebe dir für Papier anständige Ware. Außerdem habe ich nichts mehr, alles verkauft!«
    »Dann ist es ja gut. Warum sollen wir dann davon noch reden?« sagte gleichmütig Karl Siebrecht. Er hatte wohl gemerkt, daß der Fisch angebissen hatte.
    Tischendorf war jetzt damit beschäftigt, ein Geschäftsbuch in seine Bestandteile zu zerlegen. Er tat es sehr nachdenklich.»Ich will dir was sagen, ich habe doch noch ein paar Wagen. Sie stehen irgendwo draußen in Weißensee, auf einem Bauplatz. Ich habe sie lange nicht gesehen, aber sie sind bestimmt noch da. Es ist ein Zaun um den Bauplatz, und auch ein Wächter ist nachts dort.«
    »Das müssen ja komische Wagen sein, die du dir so lange nicht angesehen hast! Interessiert sich vielleicht die Polizei dafür?«
    »Nee! Die Papiere sind tadellos in Ordnung!« Tischendorf grinste. »Natürlich sind es nicht gerade neue Wagen mehr. Ich will dir die ganze Wahrheit sagen, eigentlich wollte ich sie zum Ausschlachten verkloppen. Ich bin nur nicht mehr dazu gekommen, ich habe mich ganz plötzlich zu dieser Reise entschlossen.«
    »Ach ja, diese elende Polizei –« seufzte Siebrecht.
    »Ich möchte wissen, was du ewig mit der Polizei hast, das verbitte ich mir!« rief giftig Tischendorf. »Mein Paß ist in Ordnung. – Also, die Wagen sind nicht fahrfertig. Aber wer Geschick hat und ein bißchen basteln kann, kriegt noch ein paar tadellose Autos daraus.«
    »Baujahr neunzehnhundert?«
    »I wo! Alle in oder nach dem Kriege gebaut! Motoren und Bereifung sind auch noch da! Ich bin einfach nicht mehr dazu gekommen! Ich wollte sie durch meinen Anwalt verkaufen lassen, aber die’ Brüder rechnen immer für alles ihre Gebühren auf!«
    »Es sitzt sich so schön warm bei dir«, meinte Karl Siebrecht. »Wenn du die Wagenpapiere gerade da hast, kann ich sie mir ja einmal ansehen.«
    Hans Tischendorf warf ihm einen unentschlossenen Blick zu, überlegte und ging dann zu seiner Aktentasche, in der er herumsuchte. »Da!« sagte er. »Sieh’s dir meinetwegen an. Es sind fünf Personenwagen und zwei Lastwagen. Aber ich schenke dir nichts, das sage ich dir gleich!«
    »Habe ich nie anders erwartet, Haifisch!« antwortete Siebrecht und nahm die Papiere. Sie sahen ganz manierlich aus,die Papiere. Natürlich, es waren alte Wagen, es waren auch sehr gefahrene Wagen, aber eigentlich mußte mit ihnen etwas anzufangen sein. Besser als Papiergeld waren sie jedenfalls. »Na, schön, Tischendorf«, sagte Karl Siebrecht und legte die Papiere wieder zusammen. »Das kann unter Umständen was werden. Ich will mir die Autos morgen früh mal ansehen.«
    »Morgen früh!« rief Tischendorf. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich heute abend noch nach Hamburg fahre! Oder habe ich es noch nicht gesagt? Jedenfalls dampfe ich heute abend ab, und wenn du die Autos kaufen willst, mußt du sie jetzt kaufen oder gar nicht!«
    »Aber ich kann die Autos doch nicht kaufen, ohne sie überhaupt gesehen zu

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