Ein Mann will nach oben
und die Schlacht ging weiter.
Endlich einigten sie sich auf vierhundert Milliarden, sie gaben sich die Hand darauf. Aber auch da wäre das Geschäft noch beinahe wieder zurückgegangen, denn nun verlangte Tischendorf die beiden Ledertaschen als Aufgeld. »Worin soll ich denn das Geld fortschaffen? Nee, die gehören dazu!«
Sie stritten sich erbittert, aber Tischendorf war im Nachteil, denn er hatte es allmählich wirklich eilig.
»Also schön«, sagte er. »Bei dir ist aber auch gar nichts los. Wollen wir das Geld jetzt zählen?«
Gottlob wurden nur die Packen gezählt, auf ein paar Millionen kam es beiden nicht an. »Und nun los, in deine Bude!« sagte Tischendorf. »Eichendorffstraße, was?«
»Nein, ich wohne bei Engelbrecht«, antwortete Siebrecht. »Ich habe die Wagen für den Viehhändler Engelbrecht gekauft.«
»O verdammte Scheiße!« brach Tischendorf los. »Das hätte ich wissen sollen! Ich habe gedacht, du kaufst für dich und hast nicht mehr Geld! Und nun für Engelbrecht – keine Mark hätte ich nachgelassen!« Die ganze Autofahrt zum Fuhrhof schimpfte er weiter, und ein gewisser Trost lag für Karl Siebrecht in dieser Schimpferei, denn sie bewies, daß nicht nur Luft, sondern wirklich Ware verkauft worden war.
Er hatte gehofft, Engelbrecht bei seiner Rückkehr auf dem Hof anzutreffen. Zu gerne hätte er ihm den Handel vorgetragen, zu gerne wäre er ein Stück der Verantwortung losgewesen. Aber Engelbrecht war nicht da. Statt seiner saß jemand anders wartend auf dem Büro, jemand, den er im Augenblick gar nicht brauchen konnte. Dieser Jemand zog die Brauen sehr erstaunt hoch, als er Siebrecht mit dem Haifisch eintreten sah. Beide erkannten sich gleichzeitig.
»Hallo, Kalli!« sagte Tischendorf.
»Hallo, Haifisch!« sagte Kalli Flau.
»Einen Augenblick, Kalli!« bat Siebrecht. »Ich bin gleich mit Tischendorf fertig.«
Und nun zählten sie wieder Geld, sie zählten es sogar zu dreien. Die Autopapiere wechselten ihren Besitzer, und Hans Tischendorf fuhr in einem Taxi ab, umgeben von Geldpaketen, die nur notdürftig in Zeitungspapier eingewickelt waren. Er war die letzten Minuten verdammt vergnügt gewesen. Karl Siebrecht wurde es sehr ungemütlich. Er hatte eine dunkle Ahnung, als habe er doch nur Luft gekauft.
78. Kalli Flau bittet und fordert
»Hoffentlich hat er dich nicht reingelegt«, meinte auch Kalli Flau, als sie zum Büro zurückgingen. »Zum Schluß hat er dir direkt ins Gesicht gelacht.«
»Kaum«, antwortete Karl Siebrecht abweisend. Dann aber besann er sich und fragte: »Nun, Kalli, was ist? Du kommst von Rieke?«
Der Freund sah ihn an. »Nein«, sagte er. »Ich komme nicht von ihr, sie hat mich nicht geschickt. Ich komme von mir aus.«
Er schwieg, und Karl Siebrecht fragte: »Und möchtest jetzt, daß ich zu ihr zurückgehe –?«
»Ja, jetzt möchte ich das«, antwortete Kalli Flau.
Beide schwiegen eine lange Zeit. Dann meinte Karl Siebrecht: »Du warst immer gegen diese Heirat.«
»Ja, das war ich.«
»Und möchtest jetzt, daß ich zu ihr zurückgehe?«
»Ja, das möchte ich!«
»Warum –?«
Lange schwieg Kalli Flau. Er stand auf von seinem Stuhl, er ging in dem kleinen Büro hin und her, er nahm den Tintenlöscher auf, er setzte ihn wieder hin. Schließlich fragte er: »Soll es denn ganz zu Ende sein?«
»Es war längst ganz zu Ende, Kalli, das weißt du doch!«
»Weiß ich das? Bei dir war es vielleicht ganz zu Ende, aber bei ihr –?« Er wartete auf eine Antwort, als aber keine kam, sagte er bitter: »Du gehst aus dem Haus, und sofort fängst du etwas Neues an, handelst mit diesem Tischendorf. Rieke aber …«
Wieder schwieg Karl Siebrecht.
»Ich habe nach der Brommen geschickt und um Tilda telegrafiert, Rieke darf jetzt nicht allein im Haus sein.«
Karl Siebrecht schwieg.
»Karl!« sagte Kalli Flau dringender und legte dem Freund die Hand auf die Schulter. »Seit Rieke denken und fühlen kann, bist du ihr ein und alles gewesen. Willst du im Streit ausdem Haus? Es kommt auch darauf an, wie so etwas zu Ende geht. Trennt euch wenigstens als Freunde!«
»Ach, Kalli!« sagte Karl Siebrecht. »Was hilft noch alles Reden? Sie fühlt doch nur, daß ich von ihr fort will.«
»Nimm ihr wenigstens den häßlichen Verdacht«, bat Kalli Flau. »Sie behauptet, du wärst ihr mit einer anderen fortgelaufen! Das kann nicht wahr sein, Karl! So kenne ich dich doch!«
»Es ist auch nicht wahr, Kalli. Das Mädchen war ein Fahrgast wie alle. Aber Rieke wird mir das nicht
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