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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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haben!« rief Karl Siebrecht verblüfft. »Das kannst du doch wirklich nicht verlangen.«
    »Ich verlange gar nichts«, antwortete Tischendorf kühl. »Ich sage dir nur, wenn du kaufen willst, kaufst du jetzt.« Er seinerseits hatte nun auch gemerkt, daß der Fisch an der Angel saß, und war nicht geneigt, ihn wieder vom Haken zu lassen. »Ich kann die Papiere nachher immer noch meinem Anwalt raufbringen.«
    »Und verlierst den halben Kaufpreis an Gebühren!«
    »Dafür kriegst du bei mir die Wagen billiger!«
    Sie sahen einander beide prüfend an. Jeder in einiger Unruhe, es könnte aus dem Geschäft doch nichts werden.
    »Na schön«, sagte Karl Siebrecht dann. »Werde ich mir ein Taxi nehmen und schnell nach Weißensee rausfahren. Es ist zwar dunkel, aber etwas werde ich von den Autos doch sehen.«
    »Ehe du aus Weißensee zurück bist, sitze ich in meinem Hamburger Zug. Bedaure, mein Lieber, jetzt oder gar nicht.«
    »Es scheint dir ja verdammt viel daran zu liegen, daß ich die Wagen kaufe, ohne sie zu sehen!«
    »Ich habe dich nicht darum gebeten, sondern du mich! Sie stehen ganz gut, wo sie stehen. Also laß die Sache.«
    »Stehen sie überhaupt noch dort?«
    »Ehrenwort! Außerdem hätte ich sonst die Papiere nicht mehr.«
    Ein Haifischehrenwort war nicht sehr überzeugend, aber der Einwand mit den Papieren war stichhaltig – wenn nichts geschoben worden war. Karl Siebrecht sah nachdenklich vor sich hin. Es war ein verdammtes Risiko – und es war nicht sein Geld, das er riskierte! Diesem Tischendorf war überhaupt nichts Gutes zuzutrauen. Und doch – Karl Siebrecht hatte das Gefühl, daß der Haifisch diesmal nicht soviel geschwindelt hatte wie sonst. »Was soll der Dreck denn kosten?« fragte er widerwillig.
    »Das muß ich mir erst ausrechnen!« sagte Tischendorf ungerührt. »Aber einen Aufschlag für die Markentwertung muß ich dir berechnen.«
    »Wenn ich heute kaufen soll, mußt du auch den heutigen Kurs rechnen.«
    Tischendorf sah ihn nur nachdenklich an, den Kopf schon voller Zahlen. Dann griff er nach Papier und fing an, eilig Zahlen hinzumalen. Es wurden immer mehr Zahlen. Auch Karl Siebrecht hatte sich Papier genommen und rechnete. Wenn er den Wagen mit dreihundert Friedensmark einsetzte, nein, zweihundert Mark waren für solche Wracks schon genug … »Also –?« fragte er, als Tischendorf wieder hochsah.
    Tischendorf versuchte, ihn fest anzusehen, aber gleich irrten seine Augen wieder ab. Dann sagte er: »Siebenhundert Milliarden sind mein äußerster Preis.«
    »Wie –?« fragte Karl Siebrecht und legte die Hand an die Ohrmuschel.
    »Jawohl! Siebenhundert Milliarden!« wiederholte der Haifisch trotzig.
    »Bei dir muß was nicht richtig sein! Ist dir klar, daß das siebenhunderttausend Millionen sind?«
    »Stimmt. Dir ist ja wohl auch klar, daß das richtige Autos sind, aus allen möglichen Metallen und Gummi und Lack, kein Papier!«
    »Richtige Autos, mit denen man bloß nicht fahren kann! Das sind ja über fünfhundert Friedensmark für einen Ausschlachtwagen!«
    »Na und –? Zahlst du mir Friedensmark oder zahlst du mir Papiermark? Was glaubst du denn, was ich für einen Aufschlag zahlen muß, wenn ich den Dreck in gute amerikanische Dollars einwechsele?«
    »Dreck für Dreck!« antwortete Karl Siebrecht. »Früher hat man solchen Bruch in den nächsten See gefahren. Gibt’s denn in Weißensee keinen See?«
    »Nicht lange mehr, dann kannst du mit deinen Milliardenscheinen das Klo tapezieren! An den Hut stecken kannst du sie dir!«
    Lange wogte der Kampf, manch beißendes Wort fiel, auch die Vergangenheit wurde wieder aufgerührt. Aber schließlich gab Hans Tischendorf das erste Zeichen von Schwäche zu erkennen: »Na, dann sag doch, was du zahlen willst!«
    »Zweihundert Milliarden, das ist mein äußerstes Gebot!« sagte Karl Siebrecht.
    »Auf so ’nen Stuß antworte ich gar nicht!« schrie Tischendorf. »Hau bloß ab, du! Du sitzt hier bloß und stiehlst mir Wärme! Ich habe was anderes zu tun!«
    Und von neuem begann die Schlacht, und wiederum war es Tischendorf, der zuerst ermattete. »Hast du denn überhaupt genug Geld, um alles sofort zu bezahlen?« Er sah argwöhnisch die Ledertaschen an. »Ich verlange das Geld bar in die Hand.«
    »Hier habe ich nicht genug, aber zu Haus ist noch mehr. Du kannst sofort mitkommen und es dir holen. – Also jetzt ein vernünftiges Wort, Haifisch, dreihundert Milliarden sind auch ein schönes Geld!«
    »Sechshundert!« antwortete der Haifisch,

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