Ein Mann will nach oben
Mann meistens auf dem Bauplatz …«
Eine Weile stand er entschlußlos vor dem kleinen Haus des Maurermeisters. Er fand das Leben einfach zum Kotzen, er hatte zu nichts mehr Lust, es ging ihm doch alles schief. Ruhelos fing er an, in dem halb ländlichen, halb städtischen Weißensee herumzulaufen, das er von seiner morgendlichen Suche doch schon viel zu gut kannte. Wenig Trost gab es ihm, daß er unter anderem einen Autofriedhof fand. Er strolchte darin herum, die im Schnee versunkenen, ausgeplünderten Maschinen gaben seinem Herzen wenig Trost. Er war hereingelegt worden, er, Karl Siebrecht, hatte des Händlers Engelbrechts gutes Geld für Dreck ausgegeben. Und doch rüttelte er, immer noch voll Hoffnung, alle halben Stunden wieder an der Tür im Bauzaun. Aber sie gab nicht nach, auch nicht um elf, auch nicht um halb zwölf, auch nicht zu Mittag, auch nicht um eine halbe Stunde nach Mittag. Siebrecht hätte den Zaun schon überstiegen, der Stacheldraht oben schreckte ihn nicht, aber da waren diese verdammten Köter! Und überhaupt hatte alles keinen Zweck! Er fuhr zurück.
»Nun, was machen unsre Autos?« fragte der Händler Engelbrecht und grinste. Stockend, in ein paar zornigen Sätzen berichtete Karl Siebrecht. Der Händler wurde nicht einmal ärgerlich. »Das habe ich gar nicht anders erwartet«, sagte er. »Heute wird nur noch Dreck verkauft. Nehmen Sie, was von Geld noch da ist, und fahren Sie hin. Wenn Sie nicht alle sieben Autos bekommen, nehmen Sie drei oder fünf – ganz egal! Nur nehmen Sie irgendwas!« Er sagte mit Bedeutung: »Der Dollar ist heute mit achthundertachtunddreißig Millionen gekommen!«
»Aber die Wagen sind vielleicht nur noch Bruch!« rief Karl Siebrecht verzweifelt.
»Und was ist die Mark?« fragte Engelbrecht.
Zwei Stunden später war Karl Siebrecht wieder in Weißensee, mit den beiden Ledertaschen, die schwer waren.
»Nun wollen wir rechnen!« sagte er zu dem Maurermeister, der sich über seinen Besuch nicht zu freuen schien, obwohl er Geld bekommen sollte.
Sie rechneten, sie stritten sich und rechneten wieder. Und wieder fingen sie zu streiten an. Aber Karl Siebrecht war jetzt von einer kalten und bösen Entschlossenheit, noch einmal wollte er sich nicht betrügen lassen. »So!« sagte er endlich. Er hatte alle Papiere in der Hand, er hatte auch eine Bestätigung des Meisters, daß keinerlei Forderungen mehr zu stellen waren. Jetzt wollen wir uns die Wagen einmal ansehen!«
»Morgen!« sagte der Meister. »Es wird schon dunkel.«
»Jetzt! In dieser Minute!« verlangte Karl Siebrecht. »Sie haben Ihr Geld, jetzt will ich sehen, ob meine Wagen auch da sind!«
»Sie sind schon da!« antwortete der Meister mürrisch, nahm Mantel und Stock und ging voran. Er ging sehr langsam, Siebrecht drängte, es wurde wirklich schon dunkel. Er wollte wenigstens die Wagen noch sehen, damit er dem Engelbrecht ein Wort über dieses verzweifelte Unternehmen sagen konnte.
Für einen Mann, der fast zwei Handtaschen voll Geld aus einem aussichtslosen Geschäft bekommen hatte, war der Maurermeister auffallend mürrisch. Ein paarmal seufzte er, einmal blieb er sogar stehen und wandte sich, als wollte er wieder nach Haus gehen. Nicht schwer war zu erraten, daß hier etwas nicht stimmte. Siebrechts mürrische Stimmung verschwand, er wurde immer wacher. Hier ist was nicht in Ordnung, sagte er sich. Ich muß nur herausbekommen, was nicht in Ordnung ist!
»Sie werden nichts mehr sehen«, meinte der Meister, wieder stehenbleibend. »Kommen Sie doch morgen wieder.«
»Keine Angst, ich habe eine Taschenlampe mit«, antwortete Siebrecht. »Was ich sehen will, werde ich schon sehen!«
Endlich wurde das Tor des Bauplatzes aufgeschlossen, aufjaulend stürzten zwei Schäferhunde ihrem Herrn entgegen.
»Machen Sie sofort die Hunde fest«, verlangte Karl Siebrecht. »Ich habe keine Lust, mich von Ihren Kötern beißen zu lassen!« Murmelnd ging der Meister mit den Hunden, Siebrecht wartete ungeduldig. Steine, Sandberge, Gerüsthölzer – von den Autos war noch immer nichts zu sehen. Ungeduldig scharrte er mit dem Fuß im Schnee und stutzte plötzlich … Er knipste seine Taschenlampe an, beleuchtete die Spuren im Schnee … »Wo haben Sie also die Autos –?« fragte er den Meister, als der zurückkam.
»Gleich!« sagte der und ging wieder voran. Zwischen Bastionen von Mauersteinen, zwischen Bretterstapeln war ein freier Platz. Der Schnee war hereingetrieben, er hatte hier Schanzen gebildet, am Eingang
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