Ein Mann will nach oben
nichts!«
»Ach, deine Sachen, die wirst du schon noch bekommen!« rief Kalli Flau sehr ungeduldig. »Denke jetzt lieber darüber nach, wie du ein bißchen nett zu Rieke sein kannst, Karl!«
79. Kampf um Autos
»Hoffentlich hat der Kerl Sie nicht angeschmiert«, sagte auch der Händler Engelbrecht.
Karl Siebrecht träumte in der Nacht davon, daß ihn HansTischendorf mit den Autos nicht angeschmiert hätte. Im Traum ging er auf dem Bauplatz in Weißensee herum, die Autos waren eingeschneit, es war nichts von ihnen zu sehen. Er wühlte sie frei, unter seinen Händen schmolz der Schnee, und ein nagelneuer Wagen nach dem anderen kam zum Vorschein, große, noch nie gefahrene Wagen, schimmernd von Lack und Metall! Im Traume segnete er Hans Tischendorf! Von vier Uhr morgens an war er schon wach. Aus lauter Langeweile und Ungeduld wirtschaftete er in dem Bürohäuschen herum, heizte, machte sauber. Er war jetzt fest davon überzeugt, daß ihn Tischendorf hereingelegt hatte. Er kannte doch den Haifisch –!
Es war noch dunkel, da war er schon auf dem Weg nach Weißensee. Die Straßenlaternen waren gelöscht, aber es dämmerte kaum, da suchte er schon nach seinem Bauplatz. Niemand schien die Straße zu kennen, jeder, den er fragte, jeder, der da gereizt, verschlafen zu seinem Arbeitsplatz trabte, sagte nur: »Kenn ick nich! – Weeß ick nich! – Jibt es hier nich!« Er trabte Straßen auf und ab, geriet in Laubenkolonien, sumpfiges Vorgelände des Weißen Sees. Es war schon hell, als er doch den Bauplatz fand. Hans Tischendorf hatte die Wahrheit gesagt, es gab den Bauplatz. Einen Wächter aber gab es nicht, vergeblich rüttelte Karl Siebrecht an der Tür, nur wütendes Gebell von Hunden antwortete. Und kein Mensch kam auf diesen verfluchten Bauplatz. Er trank bei einem Budiker eine Molle und einen Korn, von ihm erfuhr er die Adresse des Maurermeisters, dem der Platz gehörte. Er lief zu ihm, er fand den Mann, einen kleinen, verdrießlichen Menschen, am Frühstückstisch, und eine Frau sowie vier sehr unerzogene Kinder hörten Karl Siebrechts Bericht mit an. Der Maurermeister aber schien nicht zuzuhören. »Na ja«, sagte er schließlich, als Karl Siebrecht, auf seine Papiere pochend, immer dringender den Schlüssel zum Bauplatz verlangte, »die Autos sind schon da. Aber –«
»Aber was –?«
»Na ja, er wird Ihnen doch Bescheid gesagt haben!«
»Bescheid über was? Ich habe die Autos gekauft, und heute nachmittag will ich sie mir holen.«
Jetzt grinste der kleine verdrießliche Mensch, und die Jungen brachen in eine Art Indianergeheul aus. Als langsam wieder Ruhe wurde, sagte der Meister erklärend: »Die Bengels haben die Autos als Burgen benutzt. Wir haben nie gedacht, daß sich noch einer drum kümmern würde!«
»Hören Sie mal!« rief Karl Siebrecht empört. »Das sind aber nicht Ihre Autos!«
»Eigentlich sind es meine Autos«, antwortete der Maurermeister ungerührt. »Ich kriege über ein Jahr Lagergeld, und gepumpt hat sich der Herr Tischendorf zu Anfang auch noch Bargeld auf die Autos. Damals stand der Dollar noch auf achtzehnhundert Mark, heute auf fünfhundertfünfzig Millionen!«
»Ich habe die Autos gekauft, ich habe die Papiere! Die Wagen gehören mir!«
»Wenn Sie die Miete bezahlt haben«, sagte der Maurermeister ungerührt und stand auf. »Ich habe über alles Nachweise, Sie können mir überhaupt nichts wollen!«
Karl Siebrecht stand da in kalter Wut, die Bengels sahen ihn höhnisch an, ihrer Burgen sicher! Von einem Hans Tischendorf hereingelegt, vor dem Händler blamiert – es ging alles schief, es gab überhaupt nichts mehr, was nicht schiefging in seinem Leben. »Ehe wir über das Lagergeld reden«, sagte Karl Siebrecht wütend, »will ich die Wagen sehen. Die persönlichen Vorschüsse von dem Tischendorf gehen mich überhaupt nichts an, es ist Ihre Sache, wie Sie die reinkriegen!«
»Er hat mir aber die Autos dafür verpfändet, das habe ich schriftlich!«
»Also zeigen Sie mir erst die Autos, über alles andere reden wir später!«
»Die Autos kriegen Sie erst zu sehen, wenn Sie alles bezahlt haben!«
»Dazu haben Sie kein Recht! Ich verlange jetzt –«
»Morjen!« sagte der Meister und ging aus der Stube. Die Tür flog laut hinter ihm zu.
Karl Siebrecht wollte hinterher und besann sich. Er war hereingelegt. Die Kinder sahen ihn spöttisch feixend an. Die Frau, die mit dem enttäuschten jungen Menschen Mitleid haben mochte, flüsterte eilig: »Zwischen elf und zwölf ist mein
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