Ein Mann will nach oben
stand ein Schneemann – »Also, da haben Sie Ihre Wagen!« sagte der Maurermeister. Er schluckte hastig. »Und bis morgen mittag um zwölf Uhr sind Sie damit runter von meinem Platz – ich will mit Ihnen nichts mehr zu tun haben!«
»Schön«, sagte Karl Siebrecht, und der Mann verschwand im Dämmern, ließ ihn allein mit seinen, mit Herrn Viehhändler Emil Engelbrechts Autos.
Halb im Schnee versunken, standen die Wagen da. Hier war eine Tür offen, der Schnee war hineingetrieben. Dort bohrte ein Opel den Motor in die Erde, die Vorderräder fehlten. Von dem Lastwagen dort war nur noch das Fahrgestell da, auch der Motor fehlte … Siebrecht ließ den Schein seiner Taschenlampe hierhin und dorthin spielen. Er hatte es nicht anders erwartet, in den letzten zehn Stunden waren seine Hoffnungen, der Traum der Nacht möge sich erfüllen, immer geringer geworden. Dies hier war nichts anderes wie der Autofriedhof, den er heute am Vormittag gesehen hatte.
Er war nicht enttäuscht, er hatte nicht einmal das Gefühl, betrogen worden zu sein. Er sah die Autos gar nicht erst näher an, sie waren auch keine fünf Minuten Untersuchung wert. Dafür leuchtete er wiederum sorgfältig die Spuren im Schnee an. Hier gingen sie durch eine Wehe, ach, was für ein Pech für den Maurermeister, daß Schnee lag! Er verfolgte dieSpuren, und als er die beiden Wracks da im Schnee stehen sah, nickte er wieder mit dem Kopf, befriedigt, immer überzeugter, daß er nicht betrogen worden war.
Dann machte er kehrt und ging zurück zu dem Schuppen, der am Eingang des Bauplatzes lag. Er trat ein. In einem trüben schmutzigen Büro saß beim Licht einer Lampe der Maurermeister am Tisch, den Kopf in die Hand gestützt. Er stand sofort auf, als Karl Siebrecht eintrat. »Also können wir gehen«, sagte er.
»Natürlich können wir gehen. Sie müssen sich nur entscheiden, wohin wir gehen. Am besten gleich auf die Polizei.« Und als der andere sprechen wollte: »Reden Sie gar nicht erst! Sie haben gedacht, niemand kümmerte sich mehr um die Wagen. Noch heute früh haben Sie geglaubt, ich brächte das Geld nicht zusammen. Sie haben die Wagen ausgeschlachtet!«
»Das sollen Sie mir erst mal beweisen! Ich werde Sie wegen Verleumdung belangen! So hat Herr Tischendorf die Wagen hierhergebracht, oder er hat sie hier ausgeschlachtet. Ich habe mich nicht darum gekümmert, das war nicht meine Sache!«
»Vielleicht kann ich Ihnen das nicht beweisen«, gab Karl Siebrecht zu. »Was ich Ihnen aber beweisen kann, ist, daß Sie heute nachmittag zwei alte Wracks vom Autofriedhof hierhergeschleppt haben. Sie haben gedacht, ich sähe es im Dunkeln nicht, bis morgen wollten Sie die Spuren verwischen. Wo sind die beiden Wagen, die eigentlich hier standen?«
Der kleine, mürrische Mann war immer fahler geworden. Er stammelte nur: »Das ist nicht wahr! Das können Sie mir nicht beweisen! Es waren nie andere Autos da!«
»Kommen Sie«, sagte Karl Siebrecht und legte seine Hand auf die Schulter des anderen. »Kommen Sie, jetzt gehen wir beide zur Polizei, und dann wollen wir einmal sehen, was die dazu sagen!«
»Hören Sie«, sagte der Maurermeister flehentlich, »ich weiß nicht, was mit Ihren Autos passiert ist. Ich habe nichts damit zu tun. Ich schwöre es Ihnen! Aber ich will Sie entschädigen!Ich will Ihnen Ihr Geld zurückgeben, ich lege noch was drauf! Machen Sie mich nicht unglücklich! Sie haben gesehen, ich habe Frau und Kinder, ich will Ihnen auch das Geld ersetzen, das Sie dem Tischendorf gegeben haben –«
»Ich will das Geld nicht, ich will meine Autos. Wo sind die beiden Autos?«
»Ich weiß es wirklich nicht!« jammerte der andere. »Ich habe selber einen Schreck bekommen, als sie plötzlich fort waren. Ich kann nicht immer hier auf dem Bauplatz sein. Plötzlich waren sie weg! Vielleicht hat sie der Tischendorf selber geholt! Ich will Sie entschädigen …«
»Reden Sie nichts von Geld! Zeigen Sie mir lieber den Wagen, mit dem Sie die Wracks vom Autofriedhof abgeschleppt haben!«
»Der ist nicht hier! Ich habe überhaupt keinen eigenen Wagen! Der Wagen war von einem Bekannten geborgt. Ich habe –«
»Scheiße!« schrie Karl Siebrecht wütend. »Der Wagen steht hier in diesem Schuppen! Hinter dieser Wand steht er!« schrie er. »Sie verdammter Hund, denken Sie, Sie können mich hier länger anschwindeln?! Her mit meinen Autos, oder ich schlage Ihnen alle Knochen im Leibe entzwei und liefere Sie dann auf der Polizei ab! Los, zeigen Sie mir, was hier im
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