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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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bereits gebrannt, und ich kann sie nicht in Rohware einbetten und das Ganze nochmal brennen. So funktioniert es einfach nicht. Das ist ein chemischer Prozess.«
    »Du könntest noch zwanzig machen und hoffen, dass diese nicht zerbrechen.«
    »Oh ja, diese Möglichkeit gibt es immer. Mach weiterhin das, was schon einmal nicht funktioniert hat, vielleicht wird es eines Tages anders.«
    Belinda fährt sich durch die Haare. »Es tut mir leid, Elyse.«
    »Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich zicke herum, weil ich nicht weiß, was schiefgegangen ist, und nicht weiß, wie ich verhindern kann, dass es wieder passiert. Vermutlich sind sie zerbrochen, weil ich nicht genug Schamotte zugegeben habe, oder vielleicht habe ich nicht alle Luftblasen
herausgeknetet. Es ist komisch, ich habe auch schon früher Töpfe verloren, aber ich habe noch nie eine ganze Charge auf einmal verloren, und ich denke immer wieder, dass sie vielleicht gebrochen sind, weil ich mir zu viele Gedanken um sie gemacht habe. Vielleicht sind sie deshalb zerbrochen, weil ich mir gerade in ihrem Fall nicht erlauben konnte, dass sie brechen. Vielleicht habe ich meine Angst hinaus ins Universum getragen, von wo sie dann zurückgekommen ist und mich in den Hintern getreten hat. Und weißt du übrigens, was das Allerkomischste ist? Das Allerkomischste ist, dass mir die zerbrochenen Stücke besser gefallen, als mir jemals die ganzen Töpfe gefallen haben. Schau, schau dir das …«
    Ich ziehe den Originaltopf, den, auf dem Mrs Chapmans Bestellung basiert, aus dem Regal und stelle ihn auf den Tisch. Daneben stelle ich Nancys Baumarktvase. »Siehst du, was ich meine? Ich mag die gediegene Form des ersten. Nichts Draufgeklebtes, keine scharfkantigen Stücke, nichts Gekünsteltes und so. Mir gefällt aber das Muster auf dem zweiten Gefäß, das sich ergibt, wenn die Stücke zerbrochen und wieder zusammengesetzt werden. Verstehst du, was ich meine?«
    »Eigentlich schon.«
    »Das war meine Chance, Belinda. Das war meine Chance, mein Zeug bekanntzumachen, gutes Geld damit zu verdienen und einen richtigen Job, eine echte Karriere daraus zu machen, so dass es nicht nur etwas ist, was ich in meiner Garage mache, weil ich die Frau eines Zahnarztes bin, die versucht Künstlerin zu sein …« Ich sehe sie an. Sie scheint nicht zuzuhören. Ihre Gedanken scheinen Tausende von Meilen entfernt zu sein. Vielleicht denkt sie darüber nach, was sie zum Abendessen kochen oder wie sie die Kinder wieder in den Van zurückscheuchen soll. »Belinda«, selbst
ich kann die Verzweiflung in meiner Stimme hören. »Weißt du, was das Wort ›dilletantisch‹ bedeutet?«
    Doch Belinda starrt auf die Töpfe. »Weißt du was? Du könntest noch etwas anderes machen.«

Kapitel 29
    Er hat eine Tagung in San Francisco, und ich muss mich den Tag über allein beschäftigen. Noch nie habe ich ihn so richtig bei der Arbeit gesehen. Ich liege nackt auf dem Bett, während er in einem Sessel beim Fenster sitzt und über seinem BlackBerry brütet. Er gefällt mir mit Brille. Später nimmt er über Lautsprecher an einer Telefonkonferenz teil. Offenbar sind mehrere Leute in der Leitung, und ich höre, wie sie sich ihm unterordnen. Sie reden alle durcheinander, aber wenn er zu sprechen anfängt, unterbricht ihn keiner.
    »Du bist so wichtig«, sage ich, als er auflegt.
    »Stimmt.« Schon wieder ist er am BlackBerry.
    Als wir zum Essen gehen, trägt er seinen guten Anzug und verschüttet etwas auf die Hose. Ein Problem. Diesen Anzug braucht er am letzten Konferenztag, wo er den Hauptredner vorstellen muss. Deshalb rufe ich nach unserer Rückkehr ins Hotel den Portier an, um festzustellen, ob wir über Nacht die Hose gereinigt bekommen.
    Der Portier meldet sich am Telefon mit der Frage: »Was kann ich für Sie tun, Mrs Kincaid?« Ich bin nicht wirklich überrascht. Dies ist eins von jenen Hotels, in denen man am Empfang weiß, ob man da ist oder ob nicht, und wenn man mit einer Bitte anruft, grüßen sie einen mit Namen. Genau diese Frage hat mir schon am Nachmittag jemand gestellt, als ich anrief, um den Tisch für das Restaurant zu bestellen.

    Aber jetzt gibt es mir einen Stich. Vielleicht weil es spät ist, oder weil wir beim Abendessen eine ganze Flasche eines unaussprechlichen französischen Weins - Spesenwein hat Gerry ihn genannt - geleert haben, oder vielleicht hat es mich dieses Mal aufgeregt, weil ich tatsächlich so tun musste, als wäre ich Mrs Kincaid. »Mein Mann hat etwas auf seinem Anzug

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