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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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anderen Seite des Vorplatzes. Sie hat dieselbe rosafarbene Jacke im Chanel-Stil an wie damals, als ich sie mit dem Bauunternehmer getroffen habe, aber dieses Mal trägt sie sie zu Jeans und Stiefeln. So sieht es besser aus. Ein Mann ist bei ihr, und sein Arm liegt um ihre Taille. Er hat eine Glatze, aber eine von der Sorte, die sich ganz junge Leute freiwillig rasieren, und er zieht sie zum Brunnen hinüber und holt etwas - vielleicht Scones -
aus einer flachen braunen Tüte. Lynn lacht. Sie wirkt unbeschwert, locker, ihre Haare sind ein bisschen zerzaust. Sie sieht aus, als hätte sie gerade gevögelt.
    »O mein Gott«, sagt Belinda. »Glaubst du, sie … gehen miteinander?«
    »Es sieht ganz danach aus.« Ich senke den Kopf, denn ich fühle mich nicht wohl dabei, sie so zu beobachten. Es ist, als hätte ich sie nackt erwischt.
    »Hast du gewusst, dass sie sich mit jemandem trifft?« Belinda ist meine Verlegenheit fremd. Sie starrt Lynn wie die kommende Sensation auf der Kinoleinwand an.
    Ich schüttle den Kopf. »Nein, aber warum sollte sie nicht? Sie tut doch nichts Falsches. Wir müssen weg von hier. Es wäre eine Demütigung für sie, wenn sie sieht, wie wir sie anglotzen.«
    »Was glaubst du, wie alt er ist? Ende zwanzig?«
    »Er ist älter.«
    »Anfang dreißig?«
    »Keine Ahnung. Wir müssen hier weg. Und wir dürfen Nancy nichts davon erzählen.«
    »Warum nicht?«, fragt Belinda einigermaßen logisch. »Du hast doch selbst gesagt, dass sie nichts Falsches macht, obwohl ich sagen würde, dass er näher an der fünfundzwanzig als an der dreißig ist. Okay, wenn du unbedingt dreißig meinst, dann halt dreißig, aber ich glaube wirklich, dass er…O mein Gott, er füttert sie.«
    »Männer machen so was. Männer füttern Frauen.«
    Sie wirft mir aus dem Augenwinkel heraus einen sonderbaren Blick zu, und ich weiß, was sie denkt: Nein, Frauen füttern Männer, so funktioniert das. Meine Gedanken springen zurück nach New York, zu Gerry, der eine Muschel zu meinem Mund führt und die Schale kippt, so dass Butter, Salz und Weißwein meine Kehle hinunterrinnen.

    »Manchmal füttern Männer Frauen«, wiederhole ich und spreche dabei langsam, als wäre es etwas Wichtiges, das Belinda verstehen muss. »Wenn du aufhörst, darüber nachzudenken, sondern den ganzen Weg bis zu Darwin oder so zurückverfolgst, stellst du fest, dass es eigentlich so sein sollte, dass Männer Frauen füttern.«
    »Aber seine Finger waren auf ihrer Zunge. Es ist so …«
    »Ich weiß. Wir müssen von hier weg.«
    Belinda schaudert, als müsste sie sich im wahrsten Sinn des Wortes aus einer Benommenheit rütteln. »Hast du gewusst, dass sie sich mit jemandem trifft?«
    »Wieso sollte ich es wissen?«
    »Du hilfst ihr beim Streichen.«
    »Wir sprechen nicht über persönliche Dinge. Ich hatte keine Ahnung, dass sie überhaupt ausgeht, ich schwör’s. Ganz zu schweigen davon … dass sie Scones isst.«
     
    Belinda setzt uns ab, und ich frage sie, ob sie hereinkommen und sich etwas ansehen will.
    »Nur ganz kurz«, sagt sie. Die Einladung scheint sie zu überraschen. Die Kinder klettern aus dem Van und jagen wie Vögel über den Rasen. Tory behauptet immer, dass sie nicht gern mit Belindas Töchtern spielt, aber mir ist aufgefallen, dass sie sehr nett zu ihnen ist und sie mit einer Art diffusem Mitleid behandelt, wenn sie wirklich einmal zusammen sind. Es erstaunt mich, wie sehr sich meine Beziehung zu Belinda auf die nächste Generation ausweitet.
    »Geht nicht zu weit weg«, schreit Belinda den Kindern hinterher. »Wir bleiben nur ganz kurz.«
    Ich nehme Belinda mit ins Atelier und zeige ihr die Keramikvase, auf deren Hals ich die Scherben geklebt habe.
    »Was hältst du davon?«
    »Willst du die Wahrheit wissen.«

    »Ich denke schon.«
    »Es sieht aus, als hätte Nancy das im Baumarktkurs angefertigt.«
    Scheiße. Das ist übel. Ich lehne mich gegen den Eimer mit Ton und schließe die Augen.
    »Kannst du die Stücke nicht wieder zusammenkleben?«
    »Ich wüsste nicht einmal, wo ich anfangen muss. In dieser Schachtel befinden sich Scherben von zwanzig verschiedenen Töpfen. Das würde heißen, zwanzig Puzzlebilder auf einmal zu legen.«
    »Könntest du die Stücke in Ton stecken und ein, äh, ein …«
    »Mosaik?«
    »Ja. Du könntest sie doch in diese noch nicht fertigen Tontöpfe stecken und …«
    »Das würde auch nicht funktionieren.« Meine Stimme klingt schneidend, was übel ist. Sie versucht ernsthaft zu helfen. »Die Scherben sind

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