Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
Vom Netzwerk:
balancierend, aus der Umarmung. Ihre Augen glänzten, sie muss ein bisschen geweint haben. »Aber bis dahin setze ich mich hin und esse ein Plätzchen.«
    Ich fuhr zusammen. »Du wirst es nicht glauben, aber ich habe nicht genug, um dir eins zu geben.«

    Sie lachte ihr ungezwungenes Lachen, wieder ganz die alte Kelly. »Deine Plätzchentauschfreundinnen. Denkst du, sie würden mich mögen?«
    »Sie würden auf die Knie fallen und dich anbeten. Aber ich bin mir nicht sicher, ob du sie mögen würdest. Sie sind ein bisschen jünger als wir, haben direkt vom College weg geheiratet. Kelly, das ist eine andere Welt. Das Leben hier draußen ist irgendwie langweilig.«
    »Trinken und fluchen sie, diese Plätzchentauschfrauen?«
    »Nicht wie wir.«
    »Dann schaue ich vorbei. Ich möchte, dass sie mich mögen.«
    »Sie werden dich mögen. Sie werden dich sehr viel lieber mögen als mich.«
    Sie schüttelte den Kopf, und Tory machte es ihr nach, indem sie ihre kleinen zarten Locken von einer Seite zur anderen warf. »Nein, ich meine es ernst«, sagte Kelly und zog meine Tochter an die Brust. »Ich möchte diese Frauen kennenlernen. Ich möchte der Kirche beitreten und beim Literaturkreis und bei Pilates mitmachen. Ich werde das ganze Sortiment von Le Creuset aufkaufen, alles, selbst die großen, tiefen Backformen, die keiner jemals brauchen kann. Ich könnte hier draußen leben, warum nicht? Ich will haben, was du hast.«

Kapitel 28
    »Sie zerbricht Sachen«, sagt Phil.
    Ich war in Gedanken woanders, weshalb ich nicht genau wusste, was Jeff gesagt hatte. Wahrscheinlich irgendetwas in Richtung, eine Familie nicht zerbrechen zu wollen.
    Und Phil geht auf seine schauerliche Art, alles wörtlich zu nehmen, darauf ein: »Oh nein, sie zerbricht gerne Sachen. Sie wirft sie gerne weg. Du kennst unser Haus - du weißt, dass es nicht wie die Häuser der anderen Frauen dekoriert ist. Wenn ich etwas hereinbringe, wirft sie es sofort hinaus.«
    »Ich kann nicht atmen, wenn das Haus zu vollgestopft ist«, werfe ich ein. »Es erdrückt mich.«
    Jeff zuckt zusammen. Vermutlich denkt er an die unzähligen Lladro-Figuren, die über die Schränke seines Wohnzimmers stolzieren. Nancy besitzt bereits acht Apostel. Sie hat es auf den vollen Satz abgesehen.
    »Wenn Leute zu uns kommen, glauben sie, wir sind gerade erst eingezogen«, beklagt sich Phil.
    »Tun sie nicht.«
    »Manchmal denken sie, wir ziehen aus.«
    »Ich mag offene Flächen«, erkläre ich Jeff, der das aus irgendeinem Grund in sein Notizbuch schreibt.
    »Es hat in unseren Flitterwochen angefangen«, fährt Phil fort. »Sie hat meine Kamera über Bord fallen lassen.«
    »Was hat das damit zu tun?« Gott sei Dank habe ich ihm
nichts von den Töpfen erzählt. Wie konnte ich auch nur daran denken?
    »Am letzten Tag. In Martinique.«
    »Komm runter. Es war eine Einwegkamera, so eine, wie man sie bei Walmart kauft, und es war keine Absicht. Ich habe mich über die Reling gebeugt …«
    »Darauf waren die Bilder von unserer ganzen Reise«, erzählt Phil Jeff, wobei er auf dem Stuhl hin und her rutscht. »Und die wirft sie so ganz zufällig über Bord.«
    »Großer Gott. Ist dir noch nie etwas runtergefallen?« Ich versuche mich an etwas zu erinnern, das Phil runtergefallen ist, aber es fällt mir nichts ein.
    »Die ganze Woche fiel buchstäblich ins Wasser.« Phil saß so zusammengerollt auf seinem Stuhl, dass er mir fast den Rücken zudrehte. »In dem Augenblick wusste ich, was es bedeutete, mit ihr verheiratet zu sein.«
    »Wir hatten noch die Bilder, die der Schiffsfotograf aufgenommen hat.« Ich sagte es mit meiner vernünftigsten und heitersten Stimmlage, die, die ich benutzt hatte, als ich Tory die Windeln abgewöhnt hatte. »Auf deinem Schreibtisch steht, schön gerahmt, eins, auf dem wir die Dunn’s River Falls hinaufklettern.«
    »Siehst du, was ich meine? Verstehst du, was ich sagen will? Sogar nach all den Jahren hat sie noch immer keine Ahnung, was sie da gemacht hat.«
     
    Sobald ich von der Eheberatung nach Hause komme, breite ich über den ganzen Boden des Ateliers Zeitungen aus und fange an, die größeren Stücke aus der Schachtel zu klauben. Ich sitze da wie ein Yogi und sichte den Schutt, bei jeder Bewegung wirbelt Staub auf und treibt mir Tränen in die Augen. Ich könnte ins Haus gehen und meine Kontaktlinsen herausnehmen, aber es tut mir gut, eine Weile zu weinen,
auf dem kalten Betonboden zu sitzen und mit den Händen durch die kaputten Töpfe zu wühlen.

Weitere Kostenlose Bücher