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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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zu, ohne ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, so als wären wir wirklich zusammen im Bett und nicht am Telefon. Er schwört Stein und Bein, dass er auf seinen Händen meinen Geruch wahrnehmen kann. Ich hebe meine eigenen Hände an mein Gesicht und erzähle ihm, dass Mrs Chapman die Töpfe gefallen haben. Dann fährt er weiter und hält nach einer guten Stelle Ausschau, wo er seine klebrige Sportsocke wegwerfen kann. Er fragt mich, warum Kelly und ihr Mann gestritten haben.
    »Er wollte rauchen.«
    »Zigaretten?«

    »Ja. Er ist eklig.«
    »Hat er sich entschuldigt?«
    »Noch nicht, aber er wird es. Wo sie ihm doch die besten Blowjobs gibt, die er je bekommen hat. Das gibt ein Mann im Leben nicht auf.«
    Gerry schweigt so lange, dass ich schon glaube, die Leitung sei zusammengebrochen. Dann sagt er: »Ich weiß nicht. Du wärst überrascht, was Leute so alles zurücklassen.«
    Ich will ihn fragen, was er damit meint, aber heute Abend ist er entspannt und glücklich, spinnt Geschichten so lang wie eine Angelleine. Neckend sagt er, er könnte jederzeit nach Charlotte kommen. Er wünscht sich, meine ganzen Freunde kennenzulernen. Vielleicht kann er im Literaturkreis auftauchen. Die Damen sind in weiße Spitze gekleidet, tragen Handschuhe und verschleierte Hüte - nein, wahrscheinlich ist es besser, wenn wir Hochfrisuren tragen. Wir sitzen in Weidensesseln, über uns ein Deckenventilator, der sich langsam dreht. Und wir diskutieren - was wir diskutieren würden? Ah ja, wir sprechen über Virginia Woolf und die Verwendung der Zeitformen in Mrs Dalloway . Jemand serviert auf einem silbernen Tablett Gurkensandwichs und Champagner - nein, vielleicht ist Tee besser, Tee in sehr dünnen Tassen aus Porzellan. Und dann klingelt es an der Tür. Er steht in einem Seersuckeranzug im Windfang, einen Strohhut in den Händen. Ich stehe auf, meine Röcke rascheln, und sage: »Ladies, Sie müssen meinen Freund Gerald kennenlernen …« Ich gehe zur Tür und lasse ihn ein.
    »Es würde nicht funktionieren. Ich könnte meinen Literaturkreis nie dazu bringen, Virginia Woolf zu lesen.«

Kapitel 32
    »Denkst du je an seine Frau?«
    Lynn und ich sind mit den Räumen der sechsten und siebten Klasse fertig und befinden uns jetzt im letzten Klassenzimmer der Reihe. Wir haben ein System entwickelt - wir spachteln zusammen die alte Farbe ab, dann klebe ich alles ab und sie kommt hinterher und streicht. Wir sind schnell geworden.
    »Als du verheiratet warst«, erwidere ich, »habt ihr, du und Andy, jemals eng umschlungen geschlafen?« Sie schüttelt den Kopf. »Phil und ich machen das auch nicht. Und mit diesem neuen Typ … schläfst du mit dem eng umschlungen?«
    Die Frage macht ihr zu schaffen, aber sie fragt nicht, woher ich weiß, dass sie jemanden trifft. »Er hat noch keine Nacht in meiner Wohnung verbracht. Ich würde meine Jungs da nicht mit hineinziehen.«
    »Ich weiß, dass du das nicht würdest. Aber wenn Andy die Kinder hat und er bei dir ist, schlaft ihr eng umschlungen?« Sie schüttelt wieder den Kopf. »Nein«, sage ich. »Das habe ich mir gedacht, weil ich die Theorie entwickelt habe, dass man entweder zu den Menschen gehört, die gern im Schlaf jemanden berühren, oder nicht dazu gehört. Ich glaube nicht, dass das anzeigt, wie sehr du den anderen magst, wie toll der Geschlechtsverkehr war oder ob er Ehepartner oder
Geliebter ist. Ich denke, entweder bist du ein Schläfer, der eng umschlungen schläft, oder du bist keiner.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht, aber was hat das mit seiner Frau zu tun?«
    Ich ziehe die Leiter zu den Fenstern hinüber und klettere mit einer Rolle Malerkrepp in der Hand hoch. »Aus diesem Grund weiß ich, warum Gerry und seine Frau noch immer ein Paar sind. Er ist jemand, der eng umschlungen schläft, er möchte, dass wir in Löffelchenstellung schlafen, sein oberes Bein über meiner Hüfte ausgestreckt. Weißt du, wie gerne Männer ihr Bein über deine Hüften werfen, wie sie versuchen, in dich hineinzuklettern, so als wärst du ein Kanu oder etwas Ähnliches? Ich kann das nicht leiden. Das ist, als würde er mich festnageln. Ich kann nur schlafen, wenn ich wie eine Leiche flach auf dem Rücken liege.«
    »Wie schlaft ihr beide dann, du und Gerry?«
    »Schlecht. Ich habe es anfangs versucht. Ich wollte ihn nicht wegdrücken oder ihm das Gefühl geben, zurückgestoßen zu werden, deshalb habe ich in den ersten Nächten trotzdem versucht zu schlafen, während er mich total eingewickelt hat. Es schien mir

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