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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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einen Tisch im hinteren Teil, bestellten Wein und redeten ein bisschen über das jeweilige Buch. Doch eines Abends zog uns Nancy zur Seite: »Wisst ihr, nicht jede in der Gruppe kann dreißig Dollar für Gelbflossenthunfisch verschwenden.« Natürlich meinte sie damit Lynn, und schnell sagten wir alle, ja, es ist besser, wenn wir uns zu Hause treffen. Das war der Zeitpunkt, an dem wir anfingen, um die Wette Brownies zu backen. Keine von uns trifft sich wirklich gerne in Privathäusern. Allen gefiel es wesentlich besser, auswärts zu essen und Wein zu trinken. Es ist eigenartig, dass wir das wegen Lynn geändert haben und ausgerechnet Lynn jetzt nicht mehr auftaucht. Trotzdem hat keine von uns bisher vorgeschlagen, wieder ins Restaurant zu gehen. Vielleicht würde das den Eindruck erwecken, sie würde länger wegbleiben, und das wiederum wäre das Eingeständnis, dass sie sich inzwischen so weit außerhalb unseres Kreises befindet, dass sie überhaupt nie mehr zurückkommt.
    Ich lehne mich an die Küchentheke und beobachte die anderen. Nancy und Kelly unterhalten sich darüber, dass Lynn, jetzt wo die Scheidung endlich durch ist, vielleicht ihre Versicherungsansprüche verlieren würde. Belinda schielt nach den Brownies und streicht sich die Haare glatt, die zu einem von jenen schludrigen französischen Zöpfen geflochten sind, mit denen man nur durchgeht, wenn man
sehr jung ist. Mich macht ihre Gegenwart nervös, so als könnten sie sehen … Was könnten sie sehen?
    Ich habe das Gefühl, als würde es unter meiner Haut leicht und in hohen Tönen vibrieren - durch meinen ganzen Körper hindurch. Doch niemand behandelt mich anders als sonst, nicht einmal Kelly, die wohl am ehesten das Summen hören würde. Ihr ist klar, dass in Phoenix etwas passiert ist, denkt aber, dass ich zu viel Geld für Kleider ausgegeben oder in einer Hotelbar zu viel getrunken habe. Der Gedanke, dass ich einen Fremden geküsst haben könnte, würde ihr im Traum nicht einfallen. Wir sind alle durch und durch verheiratet. Unsere Vorstellung davon, etwas Schlimmes zu tun, geht nicht über das Essen von Käsekuchen hinaus.
    »Ich hätte gewettet, dass Elyse dieses Buch gefällt«, sagt Belinda. »Darin kommt Sex vor.«
    Okay, ich habe vielleicht nicht Recht.
    »Dummer Sex«, schimpft Nancy. »Fast hätte ich würgen müssen, als ich die Stelle gelesen habe, wo er wie ein Tiger über sie gekommen ist. Wer sagt denn so etwas? Welche Frau sagt: ›Er kam wie ein Tiger über mich‹?«
    »Ich habe fast das ganze Teil hindurch würgen müssen«, antworte ich. »Sie hätte doch nicht all die Jahre dort bleiben müssen, endlos leidend und mitleiderregend. Sie hätte etwas unternehmen können.«
    »Was denn zum Beispiel?«, fragt Belinda. Was denn zum Beispiel mag ich nicht.
    »Und es ist ein altes Buch.« Ich sage es mehr zu Kelly als zu den anderen. »Warum zum Teufel besprechen wir so ein altes Buch?«
    »Du wolltest sogar David Copperfield lesen«, betont Nancy auf eine Weise, dank der schwer festzustellen ist, ob sie einen nur aufzieht oder ob sie wirklich dumm ist. »Es ist wie viel, zweihundert Jahre alt? Dreihundert?«

    »Das ist etwas ganz anderes, und das weißt du.«
    »Wollt ihr alle mit ins Wohnzimmer kommen?«, fragt Kelly. »Es gibt keinen Grund, in der Küche herumzustehen.«
    »Was meinst du mit ›Sie hätte etwas unternehmen können‹?«, will Belinda wissen. »Ich habe so vor mich hingelesen und mir überlegt, wenn eines Tages der perfekte Mann vor meiner Tür stehen würde, dann …«
    »Sie hätte sich von vornherein nicht auf eine Affäre einlassen dürfen«, wirft Nancy ein. »Wenn sie danach mit ihrem Schicksal nicht glücklich ist, ist sie ganz allein schuld daran.«
    »Sie ist mit ihrem Schicksal schon vor der Affäre nicht glücklich gewesen«, widerspreche ich.
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich tun würde«, fährt Belinda fort, »wenn ich urplötzlich ein Klopfen hören würde, hinausschaue, im Hof einen Laster stehen sehe, die Tür aufmache und zack! , da ist er.«
    »Also wirklich«, sage ich, »sie ist doch nicht hergegangen und hat eine wunderbare Ehe kaputt gemacht.«
    »Sie war zufrieden«, erwidert Nancy.
    »Na toll«, sage ich, »zufrieden.«
    »Das ist kein Schimpfwort.«
    »Wir könnten uns hinsetzen«, wirft Kelly ein.
    »Kommt schon«, sage ich, »man kann doch so eine Erfahrung nicht auslassen.«
    »Was hätte sie deiner Meinung nach also tun sollen, Elyse? Sag uns das bitte, wo du doch tausendmal schlauer

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