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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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ein bisschen heftiger flirten, um ihr dabei zu helfen, diese Tatsache zu verschleiern.
    Und wenn du Besuch bekommst, musst du ihm unverzüglich etwas zu trinken anbieten. Mein Gott, Mädchen, weißt du denn nicht, dass es da draußen 35 Grad hat?
    Jeff nahm also die Stelle hier an, und Nancy kam nach - es muss einer der schlimmsten Tage ihres Lebens gewesen sein, aber gesagt hat sie das nie. Sie macht das, was von ihr erwartet wird. Sie tritt jedem Verein bei und übernimmt in
jedem Komitee den Vorsitz. Zudem hat sie versucht, ihr so unkomfortabel großes und spärlich möbliertes Haus zu einem Heim zu machen. Kelly und ich haben uns immer über sie lustig gemacht, ein bisschen zumindest, über ihre Sachen aus Kunsthandwerk und Rehazentren und ihre billig-schicke Deko. Über die Maltechnik, die sie Bellagio-Lasur nennt und mit der sie die Wände des großen Schlafzimmers gestrichen hat, so dass es aussieht, als würde ihr Bett inmitten einer Wolke aus marmorierten Pastelltönen schweben. Darüber, wie sie in ihrem alten Volvo-Kombi herumfährt, der voller Musterbüchern für Stoffe, halbvollen Farbdosen und einem zerbrochenen Beistelltisch ist, den sie aus irgendeinem Garagenverkauf gerettet hat. Im Baumarkt wird sie mit Namen begrüßt. Aber es macht mich auch traurig. Ich weiß, dass sie all die Stunden in dieses Haus steckt, weil sie versucht, irgendeiner Sache ihren Stempel aufzudrücken. Sie bemüht sich, es zu ihrem Eigentum zu machen, ganz so wie ein Hund, der an einen Baum pinkelt, und es liegt nicht an ihr, dass sie es nicht ganz schafft.
    »Elyse hat das Buch nicht gefallen«, sagt Kelly.
    »Ach«, erwidert Nancy. »Und was genau sollen wir lesen, Elyse? Warum erstellst du nicht einfach die Liste für den Rest des Jahres? Allen anderen würde das eine Menge Zeit ersparen.«
    »Ich finde, wir sollten zu den Klassikern zurückkehren«, werfe ich ein.
    »Natürlich findest du das«, sagt Nancy.
    »Wenn wir ab und an ernste Literatur lesen, bringt uns das nicht um. Ich habe da an David Copper …«
    »Wo ist Lynn?«, fragt Belinda plötzlich, und Kelly zuckt die Achseln. Lynn war seit Monaten nicht mehr beim Literaturkreis. Die offizielle Version lautet, dass sie in ihrem
neuen Job zu viel zu tun hat, doch wir wissen alle, dass etwas anderes los ist.
    Es stimmt vielleicht nicht, dass keine von uns für diesen Ort geschaffen ist. Als ich in mein Viertel zog, war Lynn diejenige, der ich ähnlich sein wollte, die ich am meisten bewunderte. Sie war diejenige, die den Literaturkreis ins Leben gerufen hatte, und wenn wir in der Kirche Whistabend hatten, versuchte ich immer, ihre Partnerin zu sein. Sie besaß - besitzt noch immer - eine natürliche, leichtfüßige Sportlichkeit, die mich an Kelly erinnert, und jene blaublütige Klasse, die gewisse Frauen haben, die aus Familien stammen, in denen man den Kindern Vornamen mit langer Tradition gibt. Lynn nahm an einem Halbmarathon teil, dann an einem Marathon, danach an einem Triathlon und schließlich, als sie sich das Knie ausrenkte - Ironie des Schicksals: Sie rutschte von einem Bordstein ab -, wechselte sie zum Walking. Innerhalb von wenigen Monaten hatte sie uns andere dazu gebracht, mit ihr zu walken. Ja, wenn man einmal darüber nachdenkt: Lynn hatte immer von allen am besten hierhergepasst, und darum ist man wie betäubt angesichts der Ironie, dass ausgerechnet sie diejenige ist, die sich zurückzuziehen scheint. Lynn ist feinsinnig und elegant, weiblich und liebenswürdig. Sie gehört zu der Sorte Frau, die aus der Küche anderer Leute eisgekühlten Tee serviert und den Anschein erweckt, als wäre das ganz okay so.
    Doch Lynn ist auch die einzige geschiedene Frau unter uns.
    Sie hält den Kopf hoch - an jenem Morgen, an dem ihr Mann sie verließ, räumte sie die Geschirrspülmaschine aus und brachte die Kinder rechtzeitig zur Schule. Es gibt - zumindest laut Nancy - Gerüchte, dass er sie noch ein letztes Mal zum Abgewöhnen vögelte und ihr dann, während sie ihren Slip und ihr Kleid wieder anzog, um den Kindern das
Frühstück zu richten, gut gelaunt mitteilte, dass er sich in seine Sekretärin verliebt hätte. Lynn machte alles, was von ihr erwartet wurde - sie kämpfte um das Haus, sie erhielt das volle Sorgerecht für ihre Jungen, sie hellte sich die Haare auf und drückte wieder die Schulbank. Aber sie kommt nicht mehr zum Literaturkreis.
    Zunächst dachten alle, es sei wegen des Geldes. Wir aßen üblicherweise in einem Restaurant. Wir orderten immer

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