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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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Gerry. Es sind die Landungen, die er hasst. Da sei die Wahrscheinlichkeit abzustürzen am größten, so sei es auch beim Klettern, erklärt er mir, die meisten kämen beim Abstieg ums Leben. Während er mir das sagt, lächelt er wieder, und kräftige weiße Zähne blitzen auf. Ich stelle mir vor, wie sie Fleisch von einem Knochen reißen. Gute Hände und gute Zähne. Er ist natürlich so ein bestimmter Typ. Ein Aufreißer. Die Sorte Mann, die in tausend Metern Höhe eine Frau kennenlernt und sie überredet, ihre erotischen Fantasien ins BlackBerry einzugeben. Aus irgendeinem Grund ist mir das egal. Er fragt mich, wie lange ich in Dallas Aufenthalt habe.
    Fast zwei Stunden. Er findet, wir sollten vielleicht zusammen etwas trinken gehen. Wenigstens einen Drink. Er behauptet, er sei etwas benommen, eine Auswirkung seiner Klettertour. Der Tag sei so seltsam, so intensiv gewesen. Er sei in letzter Minute umgestiegen, und vielleicht brauche er etwas, das ihn wieder zu sich bringt.
    Das alles hat wahrscheinlich gar keine Bedeutung. Wahrscheinlich gehört er zu den Männern, die so etwas ständig machen. Andauernd lernen sich Leute in Flugzeugen kennen und tun es einfach, zusammengekuschelt unter dünnen
Flugzeugdecken oder in diesen billigen Hotels, die vom Terminal aus einen Shuttleservice anbieten. Ein Techtelmechtel zwischen zwei Flügen, nichts Besonderes, und ich sollte nicht einmal mit ihm sprechen. Ich habe neun Jahre lang mit keinem anderen Mann Sex gehabt als mit meinem Ehemann.
    »Ich denke, wir könnten etwas trinken gehen«, antworte ich.
    »Jetzt kommt der gefährliche Teil«, sagt er und greift nach meiner Hand.
    Wir landen, ohne zu sterben. Er hilft mir, meine Tasche aus dem Gepäckfach über Reihe 18 zu holen. Wir gehen die Gangway entlang und finden eine Anzeigetafel für die Abflüge. Am unteren Rand blinkt die Uhrzeit auf: 17 Uhr 22.
    »Das kann nicht stimmen«, sagt Gerry.
    Wir sollten um 15 Uhr 45 landen. Wir sollten einen zweistündigen Zwischenstopp in Dallas haben. Ich schaue auf meine Armbanduhr, aber sie ist noch immer auf die Phoenix-Zeit eingestellt, und als ich auf der Anzeigetafel mit den Abflügen Charlotte entdecke, stelle ich fest, dass mein Flug laut Zeitplan in vierzehn Minuten geht.
    »Können Sie mir bitte sagen, wie viel Uhr es ist?«, fragt Gerry den Mann, der neben uns steht und ebenfalls aus unserer Maschine ausgestiegen ist, folglich also kaum mehr Informationen besitzen dürfte als wir selbst.
    Er sieht uns irgendwie mitleidig an. »Siebzehn Uhr dreiundzwanzig.« Dann fügt er hinzu: »Wir sind’ne verdammte Ewigkeit in der Warteschleife gekreist.«
    Ich soll von Gate 42 abfliegen, und das hier ist Gate 7. Gerry lebt in Boston. Er fliegt in zwanzig Minuten ab Gate 37. »Kommen Sie«, sagt er, »wir müssen uns beeilen.« Es scheint leichter, ihm einfach zu folgen, als nachzudenken, also tue ich es. Ihm folgen, meine ich, weg von der Anzeigetafel,
den langen Gang hinunter, der zu den Gates mit den höheren Nummern führt. Wir schultern unsere Taschen und beginnen zu laufen, laufen so schnell wir können, bis wir das Laufband erreichen und aufspringen. Meine Brust schmerzt, und mir ist übel.
    »Man hat uns betrogen«, sagt Gerry. »Wir könnten unsere Flüge einfach vergessen und uns ein Hotel suchen. Das hier ist Dallas. Keiner kennt uns. Wir könnten behaupten, dass wir unsere Anschlussflüge verpasst haben.« Auf dem Laufband bewegen wir uns schnell vorwärts, überholen rechts und links Paare und alte Menschen, schießen an ihnen vorbei, als wären sie Hindernisse bei einem Videospiel. Das geht so lange, bis wir hinter einer Frau mit Kinderwagen landen und stehen bleiben müssen.
    Er wirft mir einen Blick zu. »Ich bin Ihnen zu nahegetreten.«
    »Nein«, widerspreche ich. »Ich denke nach.« Selbst wenn wir so weiterrennen, verpassen wir vielleicht unsere Maschinen. Wenn wir jetzt aufhören würden zu rennen, dann wäre es eine jener Lügen, die kaum als Lüge gelten, und die sind mir am liebsten. Er hat ganz Recht, das hier ist Dallas. Keiner kennt uns. Er lässt seine Hand meinen Rücken hinauf- und hinuntergleiten, ich lehne mich ein wenig an ihn und spüre, wie die scharfe Kante seines Hüftknochens sich in meine Taille bohrt. Das Laufband bringt uns an Gate 16 vorbei, die Uhr dort zeigt 17 Uhr 27 an. Es ist sehr gut möglich, dass wir es nicht schaffen.
    »Ich muss erst Montag zu einer Sitzung zurück sein«, erklärt er.
    »Montag ist morgen.«
    Er verzieht das Gesicht,

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