Ein Mann zum Abheben
in Frederica’s Lingerie vor einem kreisrunden Tisch. Meine Hand wühlt in einem Stapel mit aubergineund zimtfarbenen Strapsmiedern. Ich habe gelesen, dass man Farben nach Lebensmitteln benennen soll, um Dinge an die Frau zu bringen. Artischocke und Eierschale, Mango und Cabernet. Das klingt logisch. Frauen sind immer hungrig.
Morgens, bevor die Teenager kommen, ist es im Einkaufszentrum nett, dann spielen sie klassische Musik, und die Sonnenstrahlen fallen durch die Oberlichter auf die Schieferfliesen. Durch die geöffneten Türen des Geschäfts kann ich die Springbrunnen im Atrium sehen, die in ihrem unregelmäßigen Rhythmus pulsieren und Wasserfontänen in die Luft schießen. In diese Art Brunnen möchte man am liebsten hineinwaten, in Stilettostiefeln die marmornen Stufen erklimmen und sich über die Düsen stellen, bis die Fontäne ihre Richtung ändert und wie eine Kanonenkugel zwischen den Beinen hochsteigt.
»Fertig?« Die Verkäuferin, die sich Tara nennt, streckt ihre Hände aus, und ich reiche ihr die Kleidungsstücke und folge ihr zur Umkleidekabine. Diese ist klein, aber nett, mit einem gepolsterten Stuhl und einem oval eingerahmten Spiegel. Ich stehe ein Stück hinter Tara, während sie sich bemüht, die Kleiderbügel an die Haken zu hängen. Es sind viel
zu viele Sachen. Zu große Auswahl. Symptomatisch für eine Frau, die nicht weiß, was sie will und wie sie sein möchte.
Ich ziehe mich bis auf meine hoch in der Taille sitzende Baumwollunterwäsche aus und schaue meine verschiedenen Alternativen durch. Locker fallende, geraffte Pyjamas, die mich an Spielfilme mit Katherine Hepburn erinnern. Sie denkt immer, sie könnte mit Spencer Tracy Katz und Maus spielen, aber er ist zu sehr Mann. Ich knöpfe die Pyjamas zu und stelle mich aufrecht vor den Spiegel. Tara ruft durch die Türschlitze, dass sie Tee kocht, und ich sage, dass das nett ist und ich gerne eine Tasse mittrinke. Ich schlüpfe in die Kimonos. Die mag ich sowieso am liebsten, sie verbergen alles und können doch jeden Augenblick zu Boden gleiten. Ein schneller Ruck am Seidenband um deine Hüften, und es ist passiert. Tara bringt den Tee, während ich mich von den Achseln abwärts in einen gelb-orangeroten Sarong wickle. Der ist gut - leicht und kitschig. Dorothy Lamour, die mit Bob und Bing am Strand herumtollt, meine Schultern wirken über dem geknoteten Tuch kräftig. Ich frage Tara nach diesen Strümpfen mit den elastischen Bündchen, die, die angeblich von selbst oben bleiben. Funktionieren die wirklich, und würde sie mir wohl ein Paar in Schwarz, halbtransparent, bringen?
Frederica steckt voller Gespenster. Das letzte Mal war ich zum Dessouskauf mit Kelly hier, kurz vor ihrer Hochzeit mit Mark. Als bekannt wurde, dass sie für ihre Flitterwochen einkauft, brachte man uns in den Umkleideraum am Ende der Kabinen, einen Raum, der so groß war, dass es für sie ein Podest gab, auf dem sie stehen konnte, und für mich ein ganzes Sofa. Als würde sie sich auf eine kürzlich Verstorbene beziehen, nannte die Verkäufern Kelly ständig mit gedämpfter Stimme »die Braut«. Über Kellys Gesicht huschte so blitzartig Verärgerung, dass nur jemand, der sie
so gut kannte wie ich, es wahrnehmen konnte. Genau so ist es, wenn ihr Leute die ganze Zeit sagen, dass sie gut aussieht. Kelly hasst es, auf etwas reduziert zu werden. Doch die Verkäuferin bestand darauf, ihr diese riesigen, wallenden Negligés zu bringen, hauchdünne Wolken aus Rosa und Weiß.
»Die sehen aus, als würde Eva Gabor darin Pfannkuchen backen.« Kelly gab sie zurück.
Das Mädchen war zu jung, um den Hinweis auf Eva Gabor zu verstehen, aber sie schien zu verstehen, dass wir etwas Erotischeres verlangten. Sie kam mit einem schwarzen Bustier zurück, an dem lange Strapse flatterten. Kelly nickte und zog sich die Jeans aus. Ihr Körper sah noch immer wundervoll aus, ihre Taille war so schmal wie eh und je. Ich ließ mich auf das Sofa fallen und beobachtete sie bei ihrem Kampf mit dem Bustier, in das sie sich wie eine Schlange wand, die versuchte, wieder in ihre alte Haut zu schlüpfen. Es war ein anstrengendes Kleidungsstück, das ihre Brüste oben herausschob und ihre Hüften zu einer übertriebenen Kurve aufbauschte. Ich fragte sie, wie man es ablegt, wenn es an der Zeit für Sex ist.
»Dummerchen, die legt man nicht ab, das ist doch der ganze Witz daran«, antwortete sie und wirbelte vor dem Spiegel herum, wobei die Strapse wie kleine Peitschen auf ihre Oberschenkel
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