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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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schlugen. Die Verkäuferin hatte uns Prosecco gebracht - vermutlich eine weitere Vergünstigung, wenn man sich in dem großen Umkleideraum am Ende aufhält, der offensichtlich Fredericas Pendant zu einer Hochzeitssuite darstellte. Es war klar, dass sie uns glücklicher sehen wollte, als wir waren. Sie schenkte die Sektgläser mit solcher Überschwänglichkeit ein, dass ich schon dachte, sie würde von uns Freudenschreie, Applaus oder einen Toast erwarten. Als Kelly nur sehr ruhig sagte: »Das ist nett, stellen
Sie sie bitte auf den Tisch«, schaute das Mädchen für einen Augenblick enttäuscht drein. Doch sie setzte ein professionelles Lächeln auf und ließ Kelly und mich endlich allein. Kelly bestand darauf, dass ich auch etwas anprobiere, und obwohl ich mir bewusst war, wie mein Nachschwangerschaftsbauch im Vergleich zu ihrem aussah, stand ich auf, zog meine Jeans aus und ergriff den ersten Kleiderbügel, der am Haken hing. Es war ein roter Seidenbody, der mir ständig über die Schultern glitt, während ich den Sektkorken knallen ließ.
    Während der nächsten Stunde schütteten Kelly und ich den billigen Prosecco hinunter und reichten die Strapsmieder, Höschen und Bodys von der einen zur anderen, in dem stürmischen, sinnlosen Versuch, unseren Schmerz zum Schweigen zu bringen. Auch wenn wir darüber spekulierten, ob diese Kleidungsstücke ihren Verlobten oder meinen Mann leichter verführen würden, empfanden wir in Wirklichkeit tiefe Trauer um Männer, die nicht da waren. Um den Mann, der sie verlassen hatte, und den Mann, der noch nicht zu mir gekommen war.
    Als Kelly das Podest erklomm, die leere Proseccoflasche in der Hand, die Wangen tiefrot und das Haar zerzaust, hätte ich sie beinahe gefragt, was sie tun würde, wenn Daniel zurückkäme. Ich hatte ihr nie erzählt, dass er mich angerufen hatte, ihr nie erzählt, dass seine Handynummer auf der letzten Seite meines Telefonbuchs unter der Abkürzung D. stand.
    »Lass sie in Ruhe«, hatte ich zu ihm gesagt. »Du hast ihr einmal das Herz gebrochen, und ich bring dich um, wenn du hier aufkreuzt und es ihr nochmal brichst.«
    Als ich es zu ihm sagte, klang es gut, aber als ich sie in diesem Umkleideraum sah, so erhitzt, so wunderschön, so verzweifelt, fragte ich mich, ob ich wirklich versuchte, sie zu
schützen. Vielleicht war mir nur klar, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben völlig allein sein würde, wenn Daniel zurückkommen und sie fortreißen sollte.
    Das ist keine glückliche Geschichte. Warum fällt sie mir jetzt ein? Ich atme kräftig aus und ziehe ein pflaumenfarbenes Mieder über den Kopf. Es passt gut zu meinem Teint. Tara drückt die Tür auf. Sie bringt die schwarzen Strümpfe und dazu einen Armvoll Büstenhalter. Sie möchte, dass ich sie anprobiere, behauptet, es sind die bequemsten BHs, die es auf dem Markt gibt, und sobald Frauen sie anprobieren, nehmen sie sie in allen Farben. Man kennt das ja. Damen tun alles, um einen wirklich bequemen BH zu finden, und mir wird bewusst, dass ich so auf sie wirke: wie eine Frau, die in großen Mengen kauft.
    »Bringen Sie mir bitte die High Heels aus schwarzem Satin, die aus dem Schaufenster.«
    Ich setze mich auf den kleinen Stuhl und ziehe vorsichtig die Strümpfe an. Ich liebe das Geräusch, das Nylonstrümpfe verursachen, wenn das eine Bein am anderen reibt, und stelle mir vor, wie Gerrys Hände mit einem stürmischen Ruck meine Knie auseinanderdrücken und sein Kopf sich zwischen meinen Oberschenkeln hochschiebt. Tara klopft an die Tür und reicht mir wortlos die Schuhe herein. Sie sind zu klein, aber ich zwänge meine Füße trotzdem hinein und stelle mich aufrecht vor den Spiegel. Das alles zusammen ist ziemlich gemein und reizvoll, allein schon wie die Schuhe die Beine auf Augenhöhe des Käufers bringen. Genaugenommen machen sie das doch auch mit den Süßigkeiten an der Kasse, oder? So ist es eben. Was man sieht, will man haben, und ich möchte eine Süßigkeit an der Kasse sein, wenigstens für eine Weile. Ich möchte das heimliche Laster sein, von dem man weiß, dass es nicht gut für einen ist, bei dem man aber trotzdem zugreift. Man greift hastig
zu, schuldbewusst, wirft dabei einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass diese Maßlosigkeit nicht beobachtet wird. Ich stehe in den High Heels wackelig vor dem Spiegel, drehe meine Hüften erst zur einen, dann zur anderen Seite und murmle: »Würden Sie gerne etwas davon haben, mein Herr?«
    »Sind Sie sicher, dass Sie

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