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Ein Mann zum Abheben

Ein Mann zum Abheben

Titel: Ein Mann zum Abheben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wright
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und wie ich prophezeit habe, ist Phil begeistert. Ich bringe Tory zu ihrem ersten Training. Sie ist sechs Monate jünger als alle anderen und einen ganzen Kopf kleiner als das kleinste Kind.
    Allerdings glaube ich, dass der Trainer Tory mag. Er kommt immer wieder zum Zaun herüber, um kurze Bemerkungen über sie zu machen, und sieht dabei durch seine Sonnenbrille aus Spiegelglas wie ein Polizist auf mich herunter. Den Ball vom Batting Tee, einer feststehenden Schlaghilfe, abzuspielen ist das eine, erklärt er mir, aber sie ist so weit, mit dem Schlagen auf ein bewegliches Ziel anzufangen. Das ist es, was Männer von Jungen unterscheidet. Die meisten Menschen sehen etwas auf sich zukommen und erstarren. Ob ich verstehe, was er meint? Ich weiß, was er meint.
    Dann schlendert er zurück aufs Spielfeld, geht aber nicht ganz bis zur Abwurfstelle, weil er sonst zu hart werfen müsste. Tory sieht auf der Plattform so klein aus, und als sie den Helm aufsetzt, wirkt ihr Kopf so riesig und wackelig wie der eines Aliens. Er wirft, und sie holt viel zu spät aus. Der Ball knallt in den Maschendrahtzaun hinter ihr, der Co-Trainer holt ihn und wirft ihn zurück.
    »Du hast ihn gut im Blick gehabt«, sagt der Trainer, der erneut wirft, langsam und in hohem Bogen, so dass sie genug Zeit hat nachzudenken. Zu viel Zeit. Tory steht da, während
der Ball an ihr vorbeisaust. Mein Handy klingelt, und ich grabe in meiner Tasche danach, während ich immer noch Tory zusehe. »Jetzt bist du so weit«, ruft der Coach.
    Eine Männerstimme fragt: »Ist das die richtige Nummer?«
    »Was?«
    »Ist das dein Handy? Du bist ganz schön schwer zu finden.«
    Ich springe derart schnell auf, dass der Klappstuhl unter mir zusammenfällt, und eile zum Ende des Zauns, wo ich außer Hörweite der anderen Mütter bin. »Ich bin Elyse«, erkläre ich ihm.
    »Ja, ich weiß, wer du bist. Schließlich habe ich dich eben angerufen.« Dann fährt er fort, mir zu erzählen, dass er mich gegoogelt, aber meinen Namen falsch geschrieben hat. Er dachte, ich hätte Burden und nicht Bearden gesagt, hat aber verschiedene Kombinationen ausprobiert, und schließlich hat Google ihn gefragt: »Meinten Sie: Elyse Bearden?« Von diesem Punkt aus hat er den Namen einer Galerie in Charleston gefunden, die meine Töpfe im Sortiment führt, und die Geschäftsführerin angerufen. Er hat sie angelogen und ihr erzählt, dass er meine Sachen sammelt und etwas Spezielles in Auftrag geben will, da hat sie ihm meine Nummer gegeben. Allerdings war es unsere Festnetznummer zu Hause, und als er angerufen hat, hat ein Kind abgenommen, er hat Panik bekommen und aufgelegt. Dann hat er sein Handy gecheckt und festgestellt, dass er eine Nachricht von mir erhalten hat.
    Ich lache. Warum, weiß ich nicht. Alles, was er zu mir sagt, klingt witzig.
    »Bist du schon immer so schwer zu finden gewesen?«
    »Keine Ahnung. Ich kann mich nicht erinnern, wie es war, als mich das letzte Mal jemand gesucht hat.«
    »Wo bist du. Kannst du sprechen?«

    »Ich stehe an einem Baseballfeld. Meine Tochter ist erst sieben, aber sie wollen sie beim Softball haben. Sie macht ihr erstes Training.« Der Trainer lässt den Ball los, und Tory schaut hoch zu ihm. Der Helm bewegt sich, rutscht nach unten und bedeckt fast ihre Augen.
    »Das ist klasse. Jetzt schon Softball?«
    »Erzähl es mir nochmal. Erzähl mir, wie schwer es war, mich zu finden.« Er gibt die ganze Geschichte erneut zum Besten, einschließlich des Akzents der Galeriebesitzerin in Charleston, die immer »isch« statt »ich« sagt, wie die Angehörigen des englischen Königshauses oder so. Normalerweise kontrolliert er täglich sein Handy, sagt er, aber er hat das Ladegerät verloren, vielleicht hat er’s in Arizona gelassen, und als er schließlich ein neues gekauft und das Handy wieder aufgeladen hatte, hatte er siebenundzwanzig Nachrichten darauf, meine eingeschlossen. Seine Stimme klingt anders als in meiner Erinnerung, und die Situation hat etwas Unwirkliches, etwas Magisches und Elektrisierendes. Noch nie zuvor habe ich mir Gedanken gemacht über das, was sich hinter einem klingelnden Telefon an Wissenschaft verbirgt, jetzt bin ich begeistert von dem Wunder unserer Verbindung - der Vorstellung von Satelliten, die über uns in der Finsternis des Weltalls schweben, Signale senden, Wellenlängen an Impulsen, die von einem dreidimensionalen Teil zum anderen pulsieren, so dass die Töne seinen Mund verlassen und unermessliche Entfernungen zurücklegen,

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