Ein Mann zum Heiraten
auch in ihn verliebt. James dagegen war genau das Gegenteil von seinem Bruder. Er lächelte selten und war alles andere als gutmütig und unkompliziert. Selbst die Menschen, die ihn mochten, wie zum Beispiel ihre Mutter, mussten zugeben, dass er sehr schwierig sein konnte.
“Es liegt daran, dass er so früh in die Fußstapfen seines Vaters treten musste”, verteidigte ihre Mutter ihn immer. “Schließlich war er erst zwanzig, als Howard starb, und er musste nicht nur die Verantwortung für seine Mutter und Chris, sondern auch für die Firma übernehmen.”
Es war kein Wunder, dass ihre Mutter ihn in Schutz nahm, denn immerhin war er ihr Neffe. Poppy jedoch hasste und verachtete ihn. Und sie wusste, dass er ihr gegenüber genauso empfand, obwohl er es sich nicht anmerken ließ. Dass alle, die die beiden Brüder nicht so gut kannten, behaupteten, James sei der Attraktivere von beiden, konnte sie überhaupt nicht verstehen.
“Er ist sehr sexy, und das macht ihn gefährlich”, hatte eine der jungen Frauen, die für seine Firma arbeitete, einmal zu Poppy gesagt.
“Ich wette darauf, dass es ein einmaliges Erlebnis ist, mit ihm zu schlafen”, hatte die junge Frau hinzugefügt.
Wenn sie wüsste, wie grausam und hart er sein kann, würde sie so etwas nicht behaupten, hatte Poppy mit Schaudern gedacht. James war der Letzte, den sie sich als Liebhaber wünschte, aber schließlich gab es für sie auch nur einen Mann.
An ihrem zwölften Geburtstag hatte sie sich in Chris verliebt. Seitdem hatte sie sich nach ihm gesehnt und stets gehofft, dass er ihre Gefühle erwidern würde. Allerdings hatte er in ihr immer nur die Cousine gesehen.
Er hatte sich in eine andere Frau verliebt – in die hübsche, lustige Sally, mit der er jetzt verheiratet war. Doch sosehr Poppy es auch versucht hatte, sie konnte Sally einfach nicht hassen.
Chris und James sahen sich nicht einmal besonders ähnlich, wenn man unberücksichtigt ließ, dass sie beide groß und breitschultrig waren. Dieser Gedanke ging Poppy durch den Kopf, als sie James wütend betrachtete. Während Chris mit seinem weichen braunen Haar, den klaren blauen Augen und der getönten Haut wie ein junger Sonnengott ausschaute, wirkte James eher dämonisch.
Obwohl er wie Chris von seiner italienischen Großmutter den dunklen Teint geerbt hatte, ließ dieser ihn härter, fast aggressiv erscheinen, ebenso wie seine Augen, deren Blau viel kälter wirkte. Manchmal ließen seine Blicke einem das Blut in den Adern gefrieren. Auch sein Haar war wesentlich dunkler als das von Chris – dunkelbraun, mit helleren Strähnen.
Trotz ihrer Abneigung ihm gegenüber war Poppy klar, dass es durchaus Frauen gab, die sich körperlich zu einem Mann wie ihm hingezogen fühlten, und dass er durchaus etwas Besonderes war, wenn man seinen Typ mochte. Sie dagegen würde ihn niemals attraktiv finden. Zu oft war sie mit ihm aneinandergeraten, weil er so eiskalt und sarkastisch sein konnte.
“Was geht hier eigentlich vor?”, erkundigte sich James nun, als er auf sie zukam.
Poppy sah ihn finster an. Er hatte noch keinen Blick auf das Foto geworfen, und ihr Magen krampfte sich zusammen, weil sie es unbedingt wiederhaben wollte.
“Mum und Dad sind nicht da”, entgegnete sie ungnädig. “Ich bin allein.”
“Dich wollte ich ja auch besuchen”, erklärte James verbindlich. Dann ging er an ihr vorbei und hockte sich vor das Feuer.
Während sie ihn argwöhnisch beobachtete, fragte sie sich unwillkürlich, warum dies bei jedem anderen Mann in einem solchen Aufzug – teurer maßgeschneiderter Anzug, makellos weißes Hemd und auf Hochglanz polierte Schuhe – lächerlich gewirkt hätte, er jedoch dabei eher eindrucksvoll aussah. Und warum wehte der Wind die Funken und die Asche ausgerechnet in ihre Richtung und nicht in seine?
Das Leben war wirklich ungerecht!
Wieder traten ihr Tränen in die Augen, und sie blinzelte sie rasch fort.
Im selben Moment erkundigte sich James: “Was bezweckst du eigentlich mit deinem rührseligen Verhalten, Poppy? Du hoffst doch nicht etwa, dass aus diesem Feuer wie ein Phönix aus der Asche eine neue, stärkere Liebe für Chris steigen wird – allerdings eine, die er diesmal erwidert, weil …”
“Natürlich nicht”, fiel sie ihm ins Wort. Seine verächtlichen Worte schockierten sie so, dass sie gar nicht auf die Idee kam, so zu tun, als wüsste sie nicht, wovon er sprach, oder den Sinn und Zweck des Feuers zu leugnen.
Das Ganze war wieder einmal typisch
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