Ein Mann zum Heiraten
Arbeiten extern zu vergeben.
Poppy hatte ihre Mutter im Büro besuchen wollen und dabei unfreiwillig gelauscht, als diese und James das Thema lautstark erörtert hatten. Nun hatte sie deswegen ein schlechtes Gewissen.
Was James damals über sie gesagt hatte, hatte sie jedoch in ihrem Entschluss bestärkt, ihm zu beweisen, wie sehr er sich irrte. Ursprünglich hatte sie nämlich selbst daran gezweifelt, ob es klug wäre, für die familieneigene Elektronikfirma zu arbeiten.
Als ihre Mutter es ihr vorgeschlagen hatte, hatte Poppy zuerst gezögert, weil sie sich ein eigenes Leben aufbauen wollte. Da es allerdings nicht einfach gewesen wäre, einen Job zu finden, und die Aussicht, mit Chris zusammenzuarbeiten, sehr verlockend war, hatte Poppy ihre Bedenken über Bord geworfen. Nun war sie der Meinung, dass sie ihre Fähigkeiten bereits unter Beweis gestellt hatte, obwohl sie noch nicht lange für die Firma arbeitete.
“Ich
weiß
, dass ich nach Italien fliege, um dort zu arbeiten”, betonte sie. “Schließlich bin ich nicht diejenige, die …”
Sie verstummte betroffen, denn der Ausdruck in James’ Augen zeigte ihr, dass sie zu weit gegangen war.
“Sprich weiter”, ermunterte James sie trügerisch sanft.
“Na ja, ich bin nicht diejenige, deren Familie in Italien lebt”, erklärte sie.
“Willst du damit behaupten, dass ich die Reise für private Zwecke missbrauche?”, meinte er in Unheil verkündendem Ton.
“Mit dem Verkauf hast du ja im Grunde nichts zu tun, oder?”, erkundigte sie sich streitlustig.
“Als Geschäftsführer und Vorsitzender der Firma habe ich mit allem zu tun”, belehrte er sie leise. “Es verschwindet nicht einmal eine Büroklammer, ohne dass ich davon weiß. Da kannst du dir sicher sein, Poppy.” Unter seinem eisigen Blick errötete sie verlegen, als sie daran dachte, dass sie gelegentlich Büromaterial aus der Firma hatte mitgehen lassen.
“Und was das Verkaufsteam betrifft …”, fuhr er fort. “Diesmal wird es uns nicht begleiten.”
“
Uns
?” Poppy schaute ihn ungläubig an. “Heißt das, nur wir beide …?”
“Nur wir beide, du und ich”, bestätigte James.
“Ich werde nicht …”, begann sie, verstummte aber, als er sie anlächelte. Sein Lächeln war trügerisch sanft, sodass sie sich nervös fragte, ob er sie entlassen würde, wenn sie sich weigerte, ihn nach Italien zu begleiten. Raffiniert wie er war, traute sie es ihm nämlich durchaus zu.
“Du bist der Boss.” Betont lässig zuckte sie die Schultern, doch er ließ sich dadurch offenbar nicht täuschen, wie der spöttische Ausdruck in seinen Augen bewies.
Vier Tage in Italien mit James … Für sie würde es die Hölle sein.
In diesem Moment wehte ihr eine Rauchwolke ins Gesicht, und Poppy musste husten. Als der Rauch sich verzogen hatte, sah sie, dass James das Foto betrachtete, das er aufgefangen hatte, und errötete beschämt.
Was ihr zu schaffen machte, war allerdings nicht die Tatsache, dass es ein Foto von Chris war. Er war damals siebzehn gewesen und sie vierzehn, und Poppy hatte es mit ihrer neuen Kamera auf einer Familienfeier aufgenommen. Später hatte sie es vergrößern lassen.
Nein, sie schämte sich deswegen, weil sein Gesicht auf dem Foto über und über mit Kussmündern bedeckt war. Peinlich berührt rief sie sich ins Gedächtnis, wie sie ihre Lippen leidenschaftlich auf seine gepresst hatte.
Ihr wurde plötzlich ganz heiß, denn noch nie im Leben hatte sie sich so geschämt. Sie verspannte sich unwillkürlich, weil sie darauf wartete, dass James in spöttisches Gelächter ausbrach. Dabei widerstand sie dem Drang, ihm das Foto aus der Hand zu reißen. Damit hätte sie alles nur noch schlimmer gemacht.
Statt sich über sie lustig zu machen, schaute er jedoch auf und betrachtete einen Moment lang ihren Mund.
Da sie sein Schweigen und seine Blicke nicht länger ertragen konnte, gab Poppy schließlich der Versuchung nach und tat genau das, wozu sie sich eigentlich nicht hatte hinreißen lassen wollen: Sie stürzte auf ihn zu und streckte die Hand aus, um ihm das Foto wegzunehmen. James reagierte jedoch blitzschnell, indem er das Foto in die andere Hand nahm und ihren Arm umfasste.
“Lass mich los!” Verzweifelt versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien, und trommelte mit der freien Hand, die sie zur Faust geballt hatte, gegen seine Brust. Dabei war ihr natürlich klar, dass sie ihm körperlich unterlegen war.
Mit seinen ein Meter neunzig war James fast einen Kopf
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