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Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)

Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)

Titel: Ein Meer von Leidenschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dunkelgrün, so wie sich das Meer an einem bewölkten Tag darbot. Durch die ständige Bewegung im Freien war seine sonnengebräunte Haut fest und straff.
    Wenn Dominic lächelte, nahm sein Gesicht den verwegenen Ausdruck eines Abenteurers an, den Frauen unwiderstehlich fanden. Aber selbst wenn er nicht lächelte oder seine Augen kalt und hart wirkten, wie die eines Raubtiers vor dem Sprung, fühlten sich die Frauen zu ihm hingezogen, wie er schon früh festgestellt hatte.
    Dominic drosselte die Geschwindigkeit und ließ das Boot langsam an seinen Platz im Silver Lake Hafen gleiten. Er schaltete den Motor ab, sprang auf den Anlegesteg und machte die Leinen mit den geschickten erfahrenen Bewegungen eines Mannes fest, der am Meer aufgewachsen ist.
    „Hast du etwas gefangen?“
    Dominic richtete sich auf und wandte sich dem Sprecher zu. „Es reicht. Ist nicht viel los im Restaurant?“ fragte er dann und sah seinen Bruder abwartend an.
    Marsh lächelte, und flüchtig wurde die Familienähnlichkeit besonders deutlich, obgleich Marshs Augen braun waren und er sein Haar adrett geschnitten trug.
    „Fürchtest du um deine Geldanlage?“ scherzte er.
    „Das brauche ich nicht, weil du dich um sie kümmerst.“
    Marsh erwiderte nichts. Die beiden Brüder verstanden sich auch ohne viele Worte. Ihre gegensätzlichen Charaktere, die Tatsache, dass der eine von ihnen ruhelos, der andere ausgeglichen war, hatte dieses Einverständnis niemals getrübt.
    „Linda möchte, dass du heute Abend zum Essen ins ‚Roost‘ kommst. Sie macht sich Sorgen um dich.“
    Wie kann es auch anders sein, dachte Dominic belustigt. Seine Schwägerin kümmerte sich mit Hingabe um die Familie und ließ sich auch nicht durch die Tatsache, dass sie fünf Jahre jünger als Dominic war, davon abhalten, ihn zu bemuttern. Ihre Fürsorglichkeit, Marshs Geschäftssinn sowie Dominics Kapital und geschmackvolle Renovierungen hatten das „Roost“ innerhalb kürzester Zeit zu einem sehr beliebten Restaurant werden lassen. Dominic überließ die Geschäftsführung seinem Bruder und seiner Schwägerin. Er hatte zwar nichts dagegen, sich hin und wieder mit der Gewinn- und Verlustsituation zu befassen, aber tagtäglich im „Roost“ nach dem Rechten zu schauen kam für ihn nicht in Frage.
    Nachdem alle Leinen festgezurrt waren, rieb Dominic die Handflächen an seiner Jeans ab. „Was gibt es denn zum Abendessen?“ erkundigte er sich.
    „Seezunge.“ Marsh steckte seine Hände in die Hosentaschen und wiegte sich auf seinen Fußsohlen leicht vor und zurück.
    Dominic lachte, holte die Kühltasche aus seinem Boot und zeigte seinem Bruder den Fang. „Linda kann ganz beruhigt sein. Ich werde schon genug essen.“
    „Damit wird sie sich nicht zufrieden geben.“ Marsh warf Dominic einen raschen Seitenblick zu. „Sie meint, du seist zu viel allein.“
    „So kann nur jemand empfinden, der nicht gern allein ist.“ Dominic wollte nicht streiten, da noch die schöne Erinnerung an die Bootsfahrt und das weite Meer in ihm lebendig waren. Aber er hatte noch nie mit seiner Meinung hinterm Berg gehalten. „Vielleicht solltet ihr beide euch ein weiteres Baby anschaffen, dann wäre Linda zu beschäftigt, um sich um deinen großen Bruder zu sorgen.“
    „Gönn mir bitte eine Pause. Joy ist gerade erst achtzehn Monate alt.“
    „Du musst noch neun Monate hinzuzählen“, erinnerte Dominic ihn leichthin. Er vergötterte seine Nichte, obwohl – oder gerade weil – sie ein kleiner Teufel war. „Jedenfalls sieht es so aus, als liege der Erhalt unserer Familie in deinen Händen.“
    „Hm.“ Marsh kreuzte die Füße, räusperte sich und schwieg.
    Diese Haltung war eine Angewohnheit aus seiner Kinderzeit, und Dominic amüsierte sich meistens darüber. Heute jedoch nicht. Es schien etwas Außergewöhnliches vorgefallen zu sein. Dominic spürte förmlich, dass irgendetwas in der Luft lag.
    „Warum verrätst du mir nicht endlich, was du auf dem Herzen hast?“ sagte er schließlich. „Ich möchte nach Hause gehen und den Fisch säubern.“
    „Du hast Post bekommen. Der Brief wurde irrtümlich in unseren Briefkasten geworfen.“
    Das geschah häufig, und es bestand eigentlich kein Grund für Marshs geheimnisvolles Verhalten. Ohne ein Wort zu erwidern, streckte Dominic die Hand aus.
    „Dominic …“ Hilflos brach Marsh ab, zog den Brief aus der Hosentasche und reichte ihn seinem Bruder.
    Genau wie vier Jahre zuvor wusste er nicht, was er Dominic sagen sollte.
    Dominic

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