Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
richtig ausbauen, neu möblieren. Kate würde sich auch nicht wie er mit Fisch, Eiern und Schinken begnügen. Jung und zum ersten Mal richtig verliebt, schmiedete Dominic euphorisch Pläne für eine gemeinsame Zukunft und dachte, sie würden in Erfüllung gehen.
Aber Kate hatte seine Träume zunichte gemacht. Sie hatte eigene Pläne und Dominic darin keinen Platz eingeräumt.
Ihr Vater war im folgenden Sommer nach Ocracoke zurückgekehrt, dann jedes Jahr wieder. Kate war nie mehr gekommen. Dominic hatte erfahren, dass sie ihren Doktortitel erlangt hatte und an einer vornehmen Schule unterrichtete, an der auch ihr Vater beschäftigt war. Sie hatte also genau das erreicht, was sie sich wünschte …
Dominic stieß die Tür zu seinem Haus auf. Hier hatte er mit Kate leben wollen.
Was soll’s? dachte er. Wahrscheinlich wäre es mit uns beiden auf die Dauer ohnehin nicht gut gegangen.
Dominic stellte die Kühltasche auf den Boden in der Küche und öffnete den Kühlschrank. Er holte eine Dose Bier heraus, zog den Verschluss ab und trank einen großen Schluck von der kalten Flüssigkeit. Sie spülte etwas von der Bitterkeit hinunter, die er empfand.
Er fühlte sich jetzt ruhiger und nahm neugierig den Brief aus der Tasche seiner Jeans. Rasch öffnete er den Umschlag. Dann hielt er ein säuberlich beschriebenes Blatt in der Hand und las: Lieber Dominic, vielleicht ist dir schon bekannt, dass mein Vater vor zwei Wochen einem Herzanfall erlegen ist. Es kam sehr plötzlich, und ich versuche im Augenblick alle Dinge, die mit seinem Tod verbunden sind, zu erledigen.
Bei der Durchsicht der Unterlagen meines Vaters habe ich festgestellt, dass er Vorbereitungen getroffen hat, auch in diesem Sommer nach Ocracoke zu reisen und deine Dienste in Anspruch zu nehmen. Ich sehe mich nun genötigt, an seiner Stelle zu kommen. Aus Gründen, die ich dir lieber persönlich mitteilen möchte, benötige ich deine Hilfe.
Du hast bereits eine Vorschusszahlung meines Vaters erhalten. Ich werde am fünfzehnten auf der Insel ankommen, dann können wir uns über die geschäftlichen Bedingungen unterhalten. Suche mich bitte im Hotel auf oder hinterlasse eine Nachricht. Ich hoffe, dass wir eine für beide Seiten angenehme Einigung finden werden.
Richte bitte Marsh herzliche Grüße aus. Vielleicht habe ich Gelegenheit, ihn während meines Aufenthaltes zu sehen.
Bis bald!
Kathleen Hardesty
Der alte Mann war also tot. Dominic legte den Brief auf den Küchentisch und führte die Bierdose wieder zum Mund. Er hatte keine besondere Sympathie für Edwin Hardesty gehegt. Kates Vater war ein strenger, humorloser Mann gewesen. Aber Dominic hatte auch keine Abneigung gegen ihn empfunden und sich seltsamerweise irgendwie an seine Gesellschaft während der vergangenen Sommer gewöhnt. Dieses Mal würde Kate kommen …
Dominic überflog nochmals ihre Zeilen und schaute auf den Kalender.
In zwei Tagen, dachte er, in zwei Tagen wird sie da sein … um sich über geschäftliche Bedingungen zu unterhalten.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen, ein ziemlich freudloses, bitteres Lächeln. Also gut, sie würden geschäftliche Dinge besprechen. Kate wollte die Stelle ihres Vaters einnehmen. Dominic fragte sich, ob ihr bewusst war, dass ihre Worte voller Ironie steckten. Zeit ihres Lebens war sie gehorsam in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Nun ja, warum sollte sich daran nach dessen Tod etwas geändert haben?
Ob Kate sich wohl verändert hatte? Würde sie noch diese faszinierende Aura aus Unschuld und Zurückhaltung umgeben? Vielleicht hatte sie sie im Laufe der Jahre verloren. Vielleicht hatte sich der leichte Anflug von Hochmut in Härte verwandelt. Bald würde er es feststellen können.
Dominic stützte die Hände auf die Spüle und schaute durch das Fenster in Richtung Meer, das er hören und riechen konnte. Kate beabsichtigte seine Dienste in Anspruch zu nehmen, ein Geschäft mit ihm abzuschließen. Sie wollte sein Boot mieten, seine Ausrüstung und seine Zeit beanspruchen. Ein eigenartiges Gefühl stieg in ihm auf, er verdrängte es rasch. Kate sollte ihren Willen bekommen. Sie sollte aber dafür bezahlen. Dafür würde er sorgen.
Dominic verließ die Küche. Die Kühltasche mit seinem Fang stand unangetastet auf dem Boden. Der Appetit war ihm vergangen.
2. KAPITEL
K ate fuhr ihren Wagen auf die Fähre nach Ocracoke und zog die Handbremse an. Es war ein kühler und sehr klarer Morgen. Sie konnte sich allerdings nicht an ihm erfreuen,
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