Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
meine Persönlichkeit festigen muss, bevor ich Entscheidungen treffe.“ Kate stand auf und trug ihren fast unberührten Frühstücksteller zur Spüle. „Ich liebe dich, Dominic“, sagte sie. „Aber ich muss zuerst zu mir selbst finden, ehe …“ Sie verstummte.
Dominic trat hinter sie und legte die Hände auf ihre Schultern. Er spürte Kates Entschlossenheit, bewunderte ihre Stärke und fühlte sich trotzdem unzufrieden, weil sie noch nicht zu einer endgültigen Lösung gekommen waren.
„Einverstanden“, erwiderte er sanft. „Sag mir, wann du so weit bist, dich entscheiden zu können.“
„Sobald ich es kann.“ Kate drehte sich um und legte Schutz suchend den Kopf an seine Brust. „Sobald ich kann“, wiederholte sie.
14. KAPITEL
I n den nächsten drei Tagen beschäftigten sich Dominic und Kate intensiv mit der Freilegung der Ladung. Mit den Händen arbeiteten sie sich weiter vor und machten erstaunliche Entdeckungen. In Übereinstimmung mit der Ladeliste der „Liberty“ kamen als Nächstes mehr als achttausend der insgesamt zehntausend verzeichneten Pfeifen zum Vorschein. Mindestens die Hälfte war zu Kates großer Freude völlig intakt. Es handelte sich um langstielige Pfeifen mit verzierten Tonköpfen. Einmal hob Dominic übermütig eine der Pfeifen an den Mund, und Kate hielt diesen lustigen Anblick mit ihrer Unterwasserkamera fest.
Bei Versteigerungen würden allein die Pfeifen mehr Geld erbringen, als Kate bisher in die Suche nach dem Schiff gesteckt hatte. Je weiter sie forschten, desto umfangreicher wurde auch der Anteil, den Kate im Namen ihres Vaters einem Museum stiften wollte. Das Wichtigste war allerdings, dass die Existenz so vieler Pfeifen in dem Wrack ihre Behauptung stützte, es handele sich um die „Liberty“.
Sie fanden zudem Tabakdosen, wiederum in riesiger Stückzahl, so dass für Kate effektiv kein Zweifel mehr daran bestand, dass unter ihnen die „Liberty“ lag. Geschirr gehörte ebenfalls zu ihren Funden. Manche Teile waren elegant und kostbar, andere dagegen reine Gebrauchsgegenstände.
Auch diese Menge war zu groß für den normalen Gebrauch an Bord eines Schiffes. Es war alles Handelsware. Die Auflistung des geborgenen Gutes wurde so umfangreich, wie Kate es sich nie hatte träumen lassen. Doch noch hatten sie keine Spur von der Kiste mit Gold entdeckt.
Abwechselnd transportierten Dominic und Kate die Fundstücke an Bord der „Wirbelwind“. Das Meiste stapelten sie jedoch auf dem Boden des Meeres. Sie arbeiteten mittlerweile wieder ohne Marshs Hilfe. Wie am Anfang wurde jede Entdeckung zum persönlichen Triumph.
Kate konzentrierte sich auf die Bergung der Tabakdosen. Sie legte sie in die Drahtkörbe. Während dieser Arbeit fasste sie den Entschluss, einige der Dosen selbst zu reinigen. Sie stellte es sich aufregend vor, Schicht um Schicht abzutragen und zu sehen, was darunter zum Vorschein kam. Es war ihr gleichgültig, ob es Kostbarkeiten oder weniger wertvolle Dinge sein würden. Hauptsache, dass sie sie gefunden hatte. Tee, Zucker und andere Lebensmittel, die das Schiff an Bord geführt hatte, existierten nicht mehr. Dominic und Kate legten die beständigen Gegenstände frei, die zweihundertfünfzig Jahre auf dem Meeresboden überdauern konnten. Pfeifen und Tabakdosen, die für Menschen des achtzehnten Jahrhunderts in der Neuen Welt bestimmt gewesen waren, hatten ihr Ziel nie erreicht. Dass sie, Kate, heute diese Dinge sehen und berühren durfte, erfüllte sie mit Stolz und Genugtuung.
Als sie mehrere noch aufeinander gestapelte Tabakdosen aufhob, löste sich in der Nähe plötzlich ein Gegenstand. Erschrocken zuckte Kate zurück. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an den Rochen und an andere Gefahren, die hier unten zuweilen lauerten. Das kleine runde Etwas sank zurück auf den Boden und schlug mit einem metallischen Klang an eine der Tabakdosen.
Kates Herz begann schneller zu schlagen. Kaum wagte sie, die Hand auszustrecken.
Als sie aber dann die Goldmünze zwischen ihren Fingern spürte, war ihre Freude riesengroß.
Die Münze glänzte wie an dem Tag, an dem sie geprägt worden war. Kate wusste aus Büchern, das Gold Jahrhunderte unbeschadet überstehen konnte, selbst unter Wasser. Da sie aber das Geldstück aus Silber mit einer schwarzen Oxidationsschicht aufgefunden hatte und andere Metallteile fast bis zur Unkenntlichkeit mit Rost überzogen waren, hatte sie nicht damit gerechnet. Fassungslos starrte sie auf die blinkende Münze in ihrer
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