Ein Meer von Leidenschaft (German Edition)
sie ihr Schicksal selbst in die Hände nahm.
Sie hatte ein Abkommen mit Dominic geschlossen, ihm einen Anteil am Gold für seine Erfahrung und seine Fähigkeiten angeboten. Anfangs hatte sie geglaubt, sie wollte den Schatz, bräuchte ihn, um sich alle Türen zu öffnen, die ihr verschlossen waren. Nun lag ihr überhaupt nichts mehr daran.
Alles Gold der Welt würde nichts an den Gegensätzen zwischen ihr und Dominic ändern.
Sie liebte ihn. Und auf seine Art liebte er sie auch. Hob dieses Gefühl die Unterschiede auf? War sie, Kate, in der Lage oder willens, ihr eigenes Leben aufzugeben und sich Dominic anzupassen, oder konnte sie das Gleiche von ihm verlangen? Nein.
Ihre Welten hatten sich einander nicht genähert. Ihre Wünsche stimmten heute so wenig überein wie damals vor vier Jahren. Sollte Dominic den Schatz bergen und behalten, sollte er damit anfangen, was immer er wollte. Sie brauchte den Schatz nicht.
Wenn sie bliebe … Kate vermochte nicht zu widerstehen und berührte leicht Dominics Wange. Wenn sie bliebe, würde sie ihre Persönlichkeit opfern. Irgendwann würde sie sich deswegen verachten – und Dominic sie auch. Es war auf jeden Fall besser, die Erinnerungen an diese schönen Wochen mitzunehmen, selbst wenn die Trennung noch so sehr schmerzte.
Der Schatz war für Dominic wichtig. Er hatte große Risiken auf sich genommen, und er hatte hart gearbeitet. Sie wollte lediglich ihrem Vater ein bleibendes Andenken schaffen. Alles andere sollte für Dominic sein. Lautlos stand Kate auf und kleidete sich an.
Kate brauchte nicht lange, um ihre Sachen zu packen. Leise zog sie die Tür hinter sich zu und trug die Koffer hinab. Unten im Wohnzimmer begann sie, die Keramikschüssel sorgfältig in Zeitungspapier einzuwickeln. Dann steckte sie die schwarze Silbermünze und die glänzende Goldmünze in ihre Geldbörse.
Auch die Filme mit den Fotos, die sie bei ihren Arbeiten unter Wasser aufgenommen hatte, nahm sie mit. Kate hatte bereits markiert, welche Stücke dem Museum übereignet werden sollten. Sie ließ die Liste auf dem Tisch zurück.
Obwohl sie sich sagte, dass es besser sei, keinen Abschiedsbrief zu verfassen, zögerte sie. War sie es Dominic nicht schuldig, ihm ihr Tun zu erklären? Nur wie?
Nachdem sie das Gepäck in ihren Wagen gebracht hatte, kehrte Kate ins Haus zurück. Sie nahm die fünf goldenen Münzen, ging ins Schlafzimmer und legte sie auf Dominics Kommode. Nach einem letzten Blick auf den schlafenden Mann im Bett verließ sie das Haus zum zweiten Mal.
In der kühlen Morgenluft schlug Kate den Weg über die Dünen ein. Dann stand sie still und schaute hinaus auf das weite, endlos erscheinende Meer. Die Wellen schlugen gleichmäßig an den Strand, und die schmalen weißen Schaumränder versanken im hellen Sand. So würde sie das Meer um Ocracoke stets in Erinnerung behalten. Und besonders an die Welt unter der Oberfläche würde sie oft zurückdenken. An die Augenblicke des Friedens und der Begeisterung, die sie mit Dominic geteilt hatte. Einen Sommer lang. Doch im Leben gab es vier Jahreszeiten.
Kate wandte sich vom Meer ab. Sie ließ ihren Blick über die Uferlinie der Insel gleiten bis hin zum Leuchtturm. Sie hatte vieles in den vergangenen Wochen hinzugelernt. Endlich würde sie ihr eigenes Leben führen. Sie würde ihren Weg im Leben finden, sie war sich ganz sicher.
Auf dem Rückweg zum Auto schaute Kate nicht mehr zum Haus. Sie brauchte es nicht noch einmal zu sehen, um sich an jede Einzelheit erinnern zu können. Sie streckte ihre Hand nach dem Griff der Wagentür aus. Bevor sie ihn herunterdrücken konnte, wurde sie am Arm gefasst und herumgerissen.
„Was, zum Teufel, soll das?“
Von Angesicht zu Angesicht mit Dominic geriet Kates Entschluss fast ins Wanken. Dominic war noch nicht ganz wach und trug lediglich Jeans. Sein Haar war zerzaust vom Schlaf.
Kate verschränkte die Arme vor der Brust und hoffte inständig, ihre Stimme möge nicht zittern. „Ich wollte eigentlich schon fort sein, bevor du aufwachst.“
„Fort?“ wiederholte Dominic. „Wohin?“
„Ich fahre nach Connecticut zurück.“
„Das …“ Dominic verstummte, war sichtlich um Fassung bemüht. Er wollte nicht alles mit einem Wutanfall zerstören. Es hätte für sie beide tragisch enden können. „Warum?“
Kate schluckte. Er hatte die Frage ruhig gestellt. Aber an dem Ausdruck seiner Augen erkannte sie, wie wenig fehlte, seinen Zorn zum Ausbruch zu bringen. „Du hast es gestern selbst gesagt,
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