Ein Milliardär entdeckt die Liebe
in die Welt zu setzen, nur um irgendein Erbe antreten zu können.“
„Es darauf zu beschränken, wäre extrem unsachlich. Natürlich werde ich mein Kind lieben – ein Kind, das die beste Ausbildung erhalten, in eine traditionsreiche Familie hineingeboren und letztendlich meinen gesamten Besitz erben wird“, erwiderte er nüchtern. „Mein Kind würde ein sehr gutes Leben vor sich haben.“
„Warum versuchen Sie es nicht mit einer Leihmutter?“, hielt Jess dagegen. „Das wäre doch in Ihrem Fall die logischste Lösung.“
„Das entspricht nicht meinen Vorstellungen. Ich stamme aus einem konservativen Haus und ziehe es vor, dass mein Kind in eine augenscheinlich normale Ehe hineingeboren wird – solange diese hält. Zudem möchte ich auch meinem Sohn oder meiner Tochter die Liebe und Fürsorge der Mutter garantieren können. Ich selbst bin ohne Mutter aufgewachsen.“ Er verzog den Mund. „Das ist nicht das, was ich für mein Kind wünsche.“
„Unter den Umständen, die Sie da beschreiben, werden Sie wohl das volle Sorgerecht für Ihr Kind haben wollen“, vermutete Jess.
„Nein. Ich bin bereit, das Sorgerecht zu teilen, und erwarte nicht mehr als das Besuchsrecht. Ein Kind braucht seine Mutter, um aufzublühen.“
„Und den Vater“, ergänzte Jess zerstreut. Sie musste an die eigene Kindheit denken – wie froh und dankbar sie für ihren Vater war.
„Sicher“, gestand er knapp zu. Seine Stimme klang plötzlich so angespannt, dass Jess ihn fragend ansah. Welche unglücklichen Erinnerungen hatte sie da wohl mit ihrer kurzen Anmerkung bei ihm aufleben lassen?
Ihre Gedanken wirbelten um diesen unmöglichen Vorschlag, den Cesario ihr da unterbreitete. Schon jetzt konnte sie all die Stolpersteine und Fallen in dem Konzept erkennen, und impulsiv sträubte sich alles in ihr. Was er von ihr verlangte, war nicht nur unmöglich, es war völlig verrückt. Nein, sie konnte keinen Mann heiraten, den sie nicht einmal mochte, um dann mit ihm zu schlafen und sein Kind zu empfangen. Allein bei der Vorstellung zog sich ihr Magen zusammen, und ihre Wangen brannten vor Scham und Verlegenheit.
„Ich muss Ihren Antrag ablehnen, ich kann Sie nicht heiraten“, stieß sie hektisch aus.
Cesario studierte sie lange mit kühlem Blick. Sie mochte diese Unterhaltung ja verlegen machen, ihn nicht. Vor allem wusste er, dass, sollte sie sein Angebot ablehnen, er es bereuen würde, es überhaupt gemacht zu haben. „Ihnen sollte klar sein, dass dies Ihre einzige Option ist – und auch das einzige Angebot, das ich Ihnen zu machen habe.“
„Ein Angebot, das ich kaum als vernünftig bezeichnen kann“, beschwerte Jess sich und hob herausfordernd das Kinn.
„Das sehe ich anders.“ Seine dunklen Augen glühten wie Gold unter den dichten schwarzen Wimpern hervor. „Im Gegenzug lasse ich Ihren Vater und seine Diebeskumpane ungeschoren davonkommen. Zudem muss ich den finanziellen Verlust meines Gemäldes akzeptieren, denn schließlich werde ich keine Versicherungsleistung beanspruchen können, wenn ich keine Anzeige erstatte.“
Jess schluckte schwer. Dieser Aspekt hatte sie schlagartig ernüchtert. Ja, er hatte es ernst gemeint, als er von einem Angebot gesprochen hatte. Er wollte einen Ausgleich für den Verlust des Bildes, und warum auch nicht? Sie hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass Cesario di Silvestri bei gleich welchem Deal je auf der Verliererseite stand. Im Moment ging es ihm darum, Vater zu werden, ohne die Verpflichtungen eingehen zu müssen, die mit einer konventionellen Ehe unweigerlich einhergingen.
Wenn sie sich an das erinnerte, was sie über Cesario di Silvestri wusste, ergab das sogar Sinn. Keine Frau hatte sein Interesse lang wachhalten können, es kostete Mühe, ihn sich überhaupt in einer Beziehung vorzustellen, die darauf abzielte, eine Familie zu gründen. Eine reine Vernunftehe hingegen, bei der er sich seine Frau und die Mutter seines Kindes nach nüchtern kalkulierten und rein praktischen Gründen auswählte, würde ihn vor den Fesseln bewahren. Er brauchte dann weder viel Zeit noch Aufmerksamkeit auf seine Ehefrau zu verwenden. Ja, von seiner Seite her betrachtet waren die Vorteile durchaus deutlich zu erkennen.
Und von der Seite der Ehefrau betrachtet? Es handelte sich um einen nüchternen Vertrag, in dem eine Schwangerschaft und die irgendwann erfolgende Scheidung bereits eingeplant waren. Jess senkte den Blick auf ihre verschränkten Finger. Unterschied sich sein Vorschlag denn
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