Ein Millionär, der an die Liebe glaubt
von Draco los. „Ich kann nicht.“
„Shayla?“ Irgendetwas stimmte nicht, das merkte er. „Was ist denn los?“
Ihr bereitete es sichtlich Mühe, sich zusammenzureißen. „Tut mir leid. Ich muss jetzt wirklich los.“
Hätte er in diesem Moment nur nachgefragt! Aber er tat es nicht, und die Gelegenheit verstrich. „Ich verstehe.“ Er sah auf seine Uhr. „Verflixt, es dauert noch so lange, bis wir uns wiedersehen. Wollen wir uns nicht lieber früher treffen?“
„Nein. Ich würde es ja gern, aber es geht wirklich nicht. Draco, du musst mich jetzt gehen lassen. Wir sehen uns um acht.“
Noch einmal hielt sie ihn ganz fest und küsste ihn mit verzweifelter Leidenschaft, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Doch dann löste sie sich abrupt von ihm und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro.
Die Stunden verstrichen quälend langsam. Draco war eine Viertelstunde zu früh im Restaurant und wartete voller Sehnsucht. Die Zeit verging. Shayla kommt zu spät, dachte er.
Mehr als acht Monate zu spät, wie sich herausstellen würde. Aber das ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Eine ganze Stunde wartete er und wurde immer unruhiger. Dann musste er die bittere Wahrheit erkennen: Sie würde nicht kommen. Er legte einige Dollarscheine auf den Tisch und fuhr schnurstracks zu dem Hotel, das sie ihm genannt hatte. Dort erfuhr er von der hochnäsigen Empfangsdame: Eine Shayla Charleston wohnte hier nicht und hatte auch nie hier eingecheckt.
Der Verzweiflung nahe, rief Draco bei Leticia Charleston an. Die alte Frau wirkte schroff und abweisend. Nein, sie wisse nicht, wo ihre Enkelin steckte, und nein, sie wolle auch keine Nachricht von ihm weiterleiten. Alle weiteren Kontakte sollten bitte nur über die Anwälte laufen. Es sei denn, die Dantes hätten kein Interesse mehr, ihre Minen zu pachten.
Als letzte Hoffnung blieb Draco nur noch Juice, ein ehemaliger Mitarbeiter seines Bruders Luc. Der Privatermittler war bekannt dafür, fast alles herauszufinden. Kaum hatte Juice den Hörer abgenommen, erklärte Draco ihm: „Ich habe einen Auftrag für dich.“
„Was ist nur mit euch Dantes los?“, ertönte die polternde dunkle Stimme des Detektivs. „Es gibt so schöne Begrüßungsformeln wie Guten Tag oder meinetwegen auch Hallo. Aber nein, so was kennt ihr nicht. Bei euch ist der erste Satz immer: ‚Ich brauche Informationen, und zwar spätestens gestern.‘ Vor nicht mal vierundzwanzig Stunden hat mich dein Bruder Rafe angerufen und jetzt du.“
Obwohl seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren, riss Draco sich zusammen. „Hallo, mein lieber, lieber Juice. Wie geht’s denn so? Ich brauche Informationen, und zwar spätestens gestern. Du sollst für mich alles über eine Shayla Charleston herausfinden. Und dann musst du die Frau selbst aufspüren.“
„Ich weiß nicht recht, ob mir dein Tonfall gefällt.“
„Was hat mein Tonfall damit zu tun?“, fragte Draco gereizt.
„Immerhin möchtest du, dass ich dir einen Gefallen tue.“
„Du hast ja recht“, zeigte Draco sich einsichtig. „Tut mir leid. Aber es ist wichtig. Sie ist …“ Ja, was war sie denn? Seine Inferno-Seelengefährtin? Offenbar nicht, sonst wäre sie ja nicht einfach abgehauen. „Sie ist wichtig.“
„Hat es was mit dem Inferno zu tun?“
„Ja“, gab Draco zu.
„Na schön, ich kümmere mich darum. Aber eine Frage noch: Was passiert mit ihr, wenn ich sie aufspüre?“
„Ich heirate sie. Wenn alles gut läuft. Sonst weiß ich auch nicht.“
„Alles klar. Ich brauche nur eine Woche, dann hast du dein Herzblatt zurück.“ Mit diesen Worten beendete Juice das Gespräch.
Jetzt konnte Draco nur warten. Warum ist sie nur verschwunden, fragte er sich. Wegen ihrer Großmutter? Weil ich ein Dante bin? Oder gibt es da noch etwas anderes – etwas Schlimmeres?
Immer wieder musste er an Lazz’ Worte denken: „Woher willst du wissen, dass sie dich nicht verführt hat, weil es zum Plan ihrer Großmutter gehört?“ Draco schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Sie hatte ja nicht gewusst, wer er war, als sie sich kennenlernten. Ihre Überraschung, als sie seinen Namen erfuhr, war echt gewesen.
Aber – was war, wenn er sich irrte? Wenn er sich hatte reinlegen lassen wie damals mit den Diamanten?
Verdammt!
Seine Handfläche kribbelte wie verrückt. Das Inferno hatte doch eine ewige Verbindung zwischen ihnen geschaffen. Oder? Vielleicht hatte es diesmal nicht richtig geklappt, vielleicht war es nur einseitig.
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