Ein Millionär, der an die Liebe glaubt
Möglicherweise war es der erste Fall in der Familie, in dem ein Mann seine Seelenverwandte fand, aber sie die Gefühle nicht erwiderte.
Na toll! Draco Dante, der Einzige aus der Dynastie, der selbst beim Inferno scheitert. Ein Versager erster Güte.
4. KAPITEL
Es war Sommer gewesen, als Draco Shayla verloren hatte. Erst im folgenden Frühling fand er sie wieder. Immerhin fand er sie, auch wenn Juice dafür viel länger als die Woche gebraucht hatte, die er veranschlagt hatte. Der größte Witz war, dass dies ausgerechnet im Haus ihrer Familie in Atlanta geschah, wo seine Suche begonnen hatte.
Das Charleston-Haus stand am Ende einer langen Straße, ein altehrwürdiges Gebäude, das von Weitem durchaus imposant wirkte. Doch je näher Draco kam, desto mehr offenbarte sich der Verfall. Hier war lange nicht mehr renoviert worden. Er verstand es nicht. Allein die paar Diamanten, die Shayla ihm gezeigt hatte, hätten für eine gründliche Instandsetzung gereicht. Warum hatten sie das Geld, das die Dantes ihnen gezahlt hatten, nicht dafür aufgewendet?
Eine Haushälterin weit jenseits des Rentenalters ließ ihn herein und kündigte Leticia Charleston seinen Besuch an. Eher ungnädig und widerwillig empfing ihn die alte Dame.
„Wir haben doch nun wirklich oft genug telefoniert, Mr. Dante. Ich kann nur wiederholen: Shayla ist nicht hier.“
Am liebsten hätte er es ihr ins Gesicht geschrien: Sie lügen! Doch das konnte er nicht tun. Immerhin machte seine Familie mit dieser Frau Geschäfte, verhandelte zurzeit verbissen mit ihr darum, die Minen zu kaufen, statt sie nur zu pachten. Also war Diplomatie angesagt. Leider nicht gerade seine Stärke.
„Doch, sie ist hier“, stieß er hervor. Nach all den Monaten der vergeblichen Suche waren seine Nerven zum Zerreißen gespannt. Trotzdem fiel ihm auf, dass sie für eine Frau von über siebzig bemerkenswert faltenfrei war. Wahrscheinlich hatte sie das Geld zum Schönheitschirurgen getragen, statt das Haus instand zu setzen.
„Wollen Sie mich der Lüge bezichtigen, Mr. Dante?“, fragte die alte Dame lauernd.
Kämpferisch sah er ihr in die Augen. „Sie haben doch bestimmt ein halbes Dutzend Schlafzimmer da oben. Wenn Sie da mal ordentlich nachschauen, werden Sie sie sicher finden. Ich bin natürlich gerne bereit, Ihnen bei der Suche zu helfen.“
„Nur zu Ihrer Information: Wir haben oben ein ganzes Dutzend Schlafzimmer. Aber in keinem steckt meine Enkelin. Auch wenn Sie das glauben – Shayla ist keine Prinzessin, die ich in einem dunklen Verlies weggesperrt habe. Und Sie sind kein Prinz. Nein, Sie sind eher ein ungehobelter Bauernbursche, der nicht ansatzweise weiß, wie man sich benimmt. Wenn ich Sie bitten dürfte zu gehen …?“
Mit verschränkten Armen stand Draco da. „Nein, das dürfen Sie nicht.“
„Zum letzten Mal: Sie ist nicht hier“, beharrte Leticia. Sie wirkte nervös.
„Ist sie doch.“
So wäre es wohl noch eine Weile weitergegangen, wenn nicht plötzlich eine helle Stimme ertönt wäre: „Grandma? Ich brauche mal deinen Rat.“ Es klang wie Musik in seinen Ohren. Die Schritte kamen näher. „Oh, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.“
Nur mühsam wahrte Leticia die Fassung. „Ein Wunder! Meine verlorene Enkelin ist heimgekehrt – nach all diesen Monaten!“
Draco warf ihr einen spöttischen Blick zu und wandte sich um. „Hallo, Shayla.“
Erst jetzt erkannte sie, wer der Besucher war. „Draco!“
Sie war so erstaunt, dass sie fast die beiden verschiedenfarbigen Häkeldecken fallen ließ, die sie in der Hand hielt.
Mit Macht ergriff das Inferno wieder Besitz von ihm, durchpulste ihn und ließ seine Handfläche kribbeln. Endlich sah er sie wieder. Am liebsten hätte er sie sofort in seine Arme geschlossen, wenn nicht …
Ja, wenn er nicht in den vergangenen Monaten zu der Erkenntnis gelangt wäre, dass Lazz recht gehabt hatte. Seine Inferno-Gefährtin hatte ihn hereingelegt – sicher auf Geheiß ihrer Großmutter.
„Hallo, Shayla.“ Er hatte ihr so viel sagen wollen, ihr so viel vorwerfen wollen. Aber jetzt, da sie ihm gegenüberstand, fiel ihm nichts mehr davon ein. „Lange nicht gesehen.“
„Du hast sicher etwas mit meiner Großmutter zu besprechen“, sagte sie schnell und trat einen Schritt zurück. „Ich gehe dann mal wieder.“
„Nein, habe ich nicht.“ Langsam ging er auf sie zu. Es war eine lange, schwierige Suche gewesen, aber jetzt hatte er Shayla gefunden. Und so schnell würde er sie nicht
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