Ein Millionär und Verführer
nur daran erinnert, wer er wirklich war.
Andererseits hatte die Ehe mit Calista ihm große Vorteile gebracht. Denn seit er verheiratet war, liefen seine Geschäfte besser denn je.
Er musste eine Entscheidung treffen. Doch dafür brauchte er erst einmal Zeit und Abstand.
Calista wusste einfach nicht mehr, was sie tun sollte. Natürlich hatte sie nicht vorgehabt, ihm die wahren Gründe zu verraten, aus denen sie ihn geheiratet hatte. Aber dann war es einfach so aus ihr herausgesprudelt. Und jetzt wusste sie nicht, ob sie bleiben oder ausziehen sollte. Der mahnende Gedanke an ihre Schwestern und ihre unerwartet tiefen Gefühle für Leo gaben den Ausschlag dazu, dass Calista blieb. In Leo steckte so viel mehr, als sie jemals vermutet hätte …
Seit Stunden versuchte sie schon einzuschlafen, doch kein Hausrezept half. Weder ein Bad noch Training noch warme Milch hatten Calista genützt, um zur Ruhe zu kommen. Schließlich ging sie dennoch zu Bett und schaltete das Licht aus.
Trotzdem bekam sie immer noch kein Auge zu. Seufzend wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie Leo vor sich. Leo, wie er lachte, Leo, wie er sich um Pooh sorgte, Leo, wie er sie liebte.
Ihr entfuhr ein leises Schluchzen. Was sollte sie denn nur tun?
Es wollte ihr einfach nicht gelingen, die Gedanken an Leo zu vertreiben. Inzwischen fühlte sie sich ihm so viel tiefer verbunden, als bloße Leidenschaft es jemals ermöglicht hätte. Im Stillen hasste Calista sich jetzt dafür, dass sie die Chance auf eine gemeinsame Zukunft zerstört hatte. Eine gemeinsame Zukunft … als ob sie jemals ernsthaft an diese Möglichkeit geglaubt hätte!
Erst spät fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Am nächsten Morgen war sie wie gerädert und holte Pooh aus der Tierklinik ab. Auch der Hund war erschöpft, doch er wedelte glücklich mit dem Schwanz, als er sie sah. Trotz ihres Kummers ging es Calista gleich ein bisschen besser.
„Hallo, du unartiger, süßer Schatz“, sagte sie, während sie den Welpen streichelte. „Du hast mich fast zu Tode erschreckt. Mach so etwas nie, nie wieder!“
Pooh sah sie an und leckte ihr eifrig die Hand.
Als Calista die Rechnung begleichen wollte, teilte die Arzthelferin ihr mit, dass Leo das bereits erledigt hatte.
Dieser Mann war und blieb ihr einfach ein Rätsel! Warum sorgte er sich derart um Pooh? Warum kümmerte er sich immer noch um ihre Rechnungen? Er könnte sie schließlich die Koffer packen lassen und einfach vor die Tür setzen! Immerhin hatte er jetzt alle Karten in der Hand und jeden Grund dazu, seit sie ihm gestanden hatte, warum sie ihn wirklich geheiratet hatte.
Auf dem Heimweg kämpfte Calista verzweifelt gegen die Tränen an. Ihr Schuldgefühl und das Wissen, Leo verloren zu haben, brachen ihr schier das Herz.
Den Nachmittag verbrachte sie damit, Pooh zu pflegen und bangend abzuwarten. Wie würde Leo sich entscheiden? Dass er mit ihr zusammenbleiben wollte, konnte Calista sich kaum vorstellen. Aber würde er die Scheidung einreichen? In dem Fall musste sie sofort wieder anfangen zu arbeiten.
Als es dunkel wurde, hatte Leo sich noch immer nicht gemeldet. Calista fühlte sich einsamer als je zuvor. Wenigstens leistete Pooh ihr in dieser Nacht Gesellschaft und schlief zusammengerollt auf dem Teppich vor ihrem Bett.
Erst spät am folgenden Nachmittag klingelte ihr Handy. Aufgeregt schaute Calista aufs Display. Es war jedoch nur ihre Cousine Sharon. „Hallo“, sagte Calista, nachdem sie den Anruf entgegengenommen hatte.
„Calista, ich habe schlechte Neuigkeiten.“
„Was ist los?“ Calista war sofort in Alarmbereitschaft.
„Tami hatte einen Unfall“, antwortete Sharon mit zitternder Stimme.
„Oh Gott.“ Calista tastete sich zum nächststehenden Stuhl und setzte sich. „Geht es ihr gut? Ist sie im Krankenhaus?“
„Ja, ich bin auch dort. Sie ist mit ein paar Kratzern und blauen Flecken davongekommen.“ Sharon senkte die Stimme, bevor sie fortfuhr: „Sie ist betrunken Auto gefahren und gegen ein Verkehrsschild gerast.“
Calista schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Ein Grund mehr, sich schuldig zu fühlen. Sharon hatte ihr ja gesagt, dass Tami Probleme hatte. Aber statt zu handeln, hatte Calista abgewartet und einfach gehofft, dass sich das von selbst legen würde. „Sag, dass das nicht wahr ist“, flüsterte sie.
„Ich dachte wirklich, dass sie sich in den Griff bekommen hätte, aber offensichtlich habe ich mich geirrt. Wenn
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