Ein Millionär und Verführer
ich sie nur von ihren neuen Freunden fernhalten könnte! Außerdem kosten das Strafmandat und der Krankenhausaufenthalt auch noch eine Stange Geld …“
„Ja, keine Frage. Ich komme sofort vorbei.“
„Danke. Ruf mich an, wenn du auf dem Weg bist“, sagte Sharon und legte auf. Während Calista ein paar Kleider zusammenpackte, überlegte sie, ob sie Leo davon erzählen sollte. Würde es ihn überhaupt interessieren?
Doch sie hatte keine Zeit, sich darüber lange den Kopf zu zerbrechen. Kurzerhand schickte sie Leo eine SMS und ging nach unten, um Meg Bescheid zu sagen. „In meiner Familie gibt es einen Notfall, ich muss sofort ins Krankenhaus. Ich bin wahrscheinlich erst morgen früh zurück.“
Meg runzelte besorgt die Stirn. „Das tut mir sehr leid für Sie“, murmelte sie.
„Danke. Bitte kümmern Sie sich gut um Pooh, während ich fort bin.“
„Natürlich“, erwiderte die Hausangestellte. „Der kleine Racker ist mir schon richtig ans Herz gewachsen.“
Als Calista wenige Minuten später auf die Autobahn fuhr, klingelte ihr Handy. Sie nahm ab. „Hallo?“
„Hier ist Leo.“
Für einen Moment schien ihr Herzschlag auszusetzen. „Hallo“, wiederholte sie.
„Ich habe deine Nachricht bekommen. Was genau ist passiert? Geht es Tami gut?“
Plötzlich hatte Calista einen Kloß im Hals und konnte kaum mehr sprechen. „Sie ist kaum verletzt, aber sie hat wirklich Mist gebaut.“ Sie erzählte kurz, was sich ereignet hatte. Nachdem sie geendet hatte, fluchte Leo leise in sich hinein.
„Sharon sagt, dass Tamis neue Freunde kein guter Umgang sind, aber Strafen und Sanktionen haben nichts bewirkt“, fügte Calista hinzu.
Sie war an den Straßenrand gefahren und umfasste das Lenkrad jetzt so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Ich mache mir solche Sorgen.“
Nach langem Schweigen sagte Leo: „Vielleicht solltest du sie für eine Weile mit zu uns nehmen.“
Calista blinzelte überrascht. „Oh“, brachte sie schließlich mühsam hervor und räusperte sich. „Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich bleiben darf.“
„Ich habe dich niemals gebeten zu gehen.“
„Nein, aber du bist gegangen. Und ich kann dir noch nicht mal einen Vorwurf daraus machen.“
„Lass uns später darüber reden“, erwiderte Leo. „Jetzt solltest du dich erst mal auf Tami konzentrieren. Vielleicht hilft ihr der Abstand, sich wieder in den Griff zu bekommen.“
Nach einer Weile wagte Calista leise zu fragen: „Leo, warum tust du das für mich?“
„Wie gesagt: Ich möchte jetzt nicht darüber reden. Halt mich auf dem Laufenden!“
„Okay“, murmelte sie verwirrt. „Danke.“
„Und fahr vorsichtig!“
Am folgenden Abend betrat Calista mit Tami die Vorstadtvilla und zeigte ihr eines der Gästezimmer, in dem sie von nun an wohnen sollte. Währenddessen wartete Leo in seiner Suite auf sie und trank ein Glas Whiskey. Als er herausgefunden hatte, dass sie ihn hereingelegt hatte, war er tief in seinem Stolz verletzt gewesen. Doch nun, da er sich ein wenig beruhigt hatte, schien sein Zorn so gut wie verraucht zu sein. Leo fühlte sich für Calista und die Zukunft ihrer Schwestern verantwortlich.
Außerdem lasteten die quälenden Schuldgefühle um den Tod ihres Vaters auf ihm. Leo war zwar nur an einem unbedeutenden Teil von Clydes Coup beteiligt gewesen, aber er musste sich seiner Verantwortung trotzdem stellen. Die Tür schwang auf, und Calista betrat den Raum. „Hallo“, begrüßte sie ihn zaghaft.
„Hallo“, erwiderte er und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, sich zu ihm zu setzen.
Sie ließ sich auf den Stuhl neben seinem sinken und schenkte sich ein Glas Weißwein ein. Während er Calista betrachtete, stieg seine Sorge um sie. Seine Frau sah unendlich erschöpft aus. „Wie geht es Tami?“
„Sie versucht, stark zu sein, aber ein Stofftier hat sie trotzdem mit ins Bett genommen“, erwiderte sie.
Leo musste lächeln. „Hat sie irgendetwas gesagt?“
„Sie ist ungewöhnlich wortkarg. Aber sie hat immer wieder gestammelt, dass es ihr leidtut.“
„Das ist doch schon mal ein guter Anfang. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung“, sagte er nachdenklich und trank einen Schluck Whiskey. „Keiner weiß das besser als ich.“
Sie suchte seinen Blick. „Erzähl mir davon“, bat sie ihn dann leise. „Erzähl mir von deiner dunklen Vergangenheit.“
Leo atmete tief ein. „Mein sogenannter Adoptivvater hat mich geschlagen. Außerdem hat er mir damit gedroht, meine Pflegemutter
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