Ein Millionär und Verführer
Armen gehalten?“
„Wir kennen uns schon lange. Er ist außerdem ein alter Freund.“
„Also nur ein Freund?“, fragte Leo skeptisch.
„Ja“, beharrte Calista. „Du musst mir glauben.“
„Aber das tue ich nicht.“ Tiefes Misstrauen erfüllte ihn.
Calistas Blick wirkte angsterfüllt und panisch. „Leo, du kannst dir sicher sein, dass ich unsere Ehe niemals für eine alberne Affäre aufs Spiel setzen würde.“
„Ach ja? Und wie könnte ich mich darauf verlassen?“, fragte er fordernd. Wie dumm war er nur gewesen! Er hatte tatsächlich angefangen, ihr zu vertrauen!
„Das würde und könnte ich nicht.“ Sie wich seinem Blick aus. „Unsere Ehe ist mir viel zu wichtig.“
„Weil ich dir Geld bringe?“, fragte er in eisigem Ton.
Nun sah sie ihn wieder an und schluckte. „Nicht für mich. Für meine Schwestern“, gestand sie leise. „Ich brauche das Geld für ihre Ausbildung und für Tamis Behandlung.“
„Und deswegen hast du mich geheiratet? Damit ich für die Zukunft deiner Schwestern sorge?“
Ihr Blick wurde kalt. „Bildest du dir ernsthaft ein, dass du ein Recht hast, mich zu verurteilen? Ich weiß, dass du meine Familie in den Ruin getrieben hast, zusammen mit deinem Vater! All die Jahre über dachte ich, dass mein Vater vor Scham darüber gestorben wäre, nachdem er auf einen Schwindel hereingefallen ist. Und jetzt erfahre ich, dass er sogar so sehr gelitten hat, dass er sich das Leben genommen hat!“
Ihre Worte trafen ihn wie ein Hammerschlag. Ungläubig sah Leo sie an. „Du wusstest von Clyde und mir?“ Fassungslos schüttelte er den Kopf. „Warum hast du mich dann nicht einfach erpresst?“
Jetzt spiegelte ihr Blick Abscheu. „Auf diesen Gedanken bin ich nicht einmal gekommen. Nicht jeder hat eine kriminelle Vergangenheit und kommt sofort darauf, derartige Methoden anzuwenden. Ich wollte einfach nur, dass meine Schwestern die Ausbildung bekommen, die sie verdienen, und ich konnte sie mir nicht leisten. Dafür war ich viel zu beschäftigt damit, die Schulden meines Vaters abzubezahlen.“
Leo lachte, doch sogar in seinen Ohren klang es hohl. „Du hast mich benutzt.“
Sie hob das Kinn und sah ihm in die Augen. „So wie du mich benutzt hast, um den Deal mit Kihoto zu bekommen.“
„Die süße kleine Calista“, erwiderte er ironisch. „So viel Talent zur Intrige hätte ich dir gar nicht zugetraut!“
„Und ich hätte es niemals getan, wenn es nicht notwendig gewesen wäre.“ Hastig drehte sie sich um.
„Wie lange wolltest du dieses Theater noch spielen?“, fragte er hart und betrachtete ihren Rücken.
„Lange genug, um die Zukunft meiner Schwestern abzusichern.“
„Sechs Monate also.“
Calista drehte sich wieder zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann verstehst du also, warum ich mich auf keine Affäre eingelassen hätte?“
„Ja, weil du deine Schwestern schützen wolltest.“
Sie nickte. „Und weil ich nicht zu den Frauen gehöre, die einfach so mit jemandem ins Bett springen, obwohl sie mit einem anderen verheiratet sind.“
Er lachte zynisch auf. „Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dir das noch glaube!“
Plötzlich schimmerte ein tiefer Schmerz in ihren schönen grünen Augen. Fast glaubte Leo, sie würde sich schämen. Aber nur fast. Er hatte jetzt die Wahl: Entweder er zahlte Calista aus und schickte sie fort, oder er ließ sie ohne einen Cent in der Tasche stehen. Allerdings hatte sie in einer Hinsicht recht: Er hatte zum Ruin ihres Vaters beigetragen.
Und dass er ihren Anblick im Moment kaum ertragen konnte, lag vor allem daran, dass sie ihn an die Sünden seiner Vergangenheit erinnerte. „Ich fahre in das Stadtappartement“, kündigte Leo nüchtern an. „Du kannst vorerst hierbleiben.“
Sie sah ihn erstaunt an, so als wäre sie überzeugt gewesen, dass er sie wegschicken würde. Und genau das wollte er auch, doch er brachte es einfach nicht über sich. „Morgen musst du Pooh abholen.“ Damit drehte er sich um und verließ die Veranda.
„Leo!“, rief Calista ihm hinterher.
Er hielt inne. „Was?“
„Ich …“ Sie brach ab. „Ich wollte nicht, dass es so ausgeht.“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ er sie stehen.
Er war auf den größten Schwindel seines Lebens hereingefallen. Wie entschlossen er doch gewesen war, ihr zu glauben und sie zu beschützen! Und welche Ironie des Schicksals: Während er gehofft hatte, dass sie ihn von seinen Sünden befreien würde, hatte sie ihn letzten Endes
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