Ein Mörder kehrt heim
wahrscheinlich ist es nicht. SchlieÃlich ist Georg die Leiche, und Fendt ist ein Mann mit Verbindungen. Und er ist bestimmt kriminalistisch geschult und weiÃ, wie er Spuren beseitigen muss.«
»Glaubt ihr, dass Georg jemanden erpresst hätte?«, fragte Twiggy.
»Darauf kommtâs bei ihm vielleicht nicht mehr an. Fünf Jahre sitzen oder zwanzig. Und wenn das von einem Stasi-Greis abhängt, der Dreck am Stecken hat?«, fragte Matti.
»Wenn man alles zusammenzählt, dann hat Fendt Georg ermordet. Anja ist ihm auf die Schliche gekommen, und er hat sie auch ⦠verschwinden lassen«, sagte Dornröschen. Ein Seitenblick zu Matti. »Fendt versucht eine Aktion von früher zu tarnen â¦Â«
»Vielleicht steckt er drin in diesen ⦠Hinrichtungen. Die eigenen Leute. Weil sie als Verräter verdächtigt wurden«, sagte Twiggy.
»Hm«, erwiderte Dornröschen. »Dafür haben wir kein Indiz.«
»Wir haben für gar nichts einen Beweis«, meckerte Twiggy. »Stochern im Nebel ist glasklarer Durchblick im Vergleich zu dem Morast, in dem wir stecken.«
»Und Anja?«, fragte Matti. Ihm war schwummrig.
»Die hat irgendwas mitgekriegt. Georg hat ihr was gesagt, dessen Bedeutung sie vielleicht selbst nicht so ganz kapiert hat. Aber Fendt hatâs verstanden. Vielleicht haben sie einen Hinweis bei Georgs Leiche gefunden. Einen Notizzettel, einen Eintrag im Kalender â¦Â« Dornröschen schloss die Augen und verabschiedete sich für ein paar Minuten ins Nirwana.
Gaby holte sich ein Glas aus dem Küchenschrank. Ihre Augen bekrittelten den Wasserrand. Dann fand sie im Kühlschrank eine Bierflasche und kippte was ins Glas. Sie nahm einen kräftigen Schluck und stieà mehrfach auf. »Kann mir mal einer verraten, warum ihr immer in so eine ScheiÃe geratet?« Sie schenkte aus der Flasche nach und trank. »Und warum ich dabei immer auf die Fresse kriege?«
»Sonst würde es doch einen von uns treffen«, erwiderte Matti. »Das wär auch nicht gut.«
Gaby überlegte und sagte: »Das ist nicht völlig unlogisch. Aber so rein moralisch gesehen bist du ein Arschloch. Wenn du verstehst, was ich meine.«
»Klar«, sagte Matti. »Hol dir den Stuhl aus meinem Zimmer und setz dich dazu.« Er deutete auf die Ecke zwischen Dornröschen und sich.
»Schleim dich bloà nicht ein«, sagte Gaby.
»Ich habe jetzt keine Lust mehr aufs Spekulieren.« Dornröschen kehrte zurück aus dem Nirwana. Sie zeigte auf Twiggy. »Tania Slozek, Telefonnummer. Aber ein bisschen flott.«
Twiggy grinste und tippte.
Währenddessen holte Dornröschen das Festnetztelefon aus dem Flur.
Twiggy nannte die Telefonnummer. Dornröschen verdonnerte alle zu absolutem Schweigen, warf Robbi einen mahnenden Blick zu, wählte die Nummer und schaltete den Freisprechlautsprecher ein.
Es klickte. »Ja?«
Matti dachte: Warum meldet sich keiner mehr mit seinem Namen?
»Guten Tag, Infratest dimap, Hüttmann. Wir machen eine Umfrage zur Lage der Kinder in Deutschland. Auftraggeber ist der Kinderschutzbund. Spreche ich mit Tania Slozek? Haben Sie zwei Minuten Zeit?«
»Ãh, ja â¦Â«
»Wie viele Kinder haben Sie?«, flötete Dornröschen.
»Ãh, keine. Gar keine.«
»Sie sind aber Frau Tania Slozek.«
»Ja. Aber warum â¦Â«
»In unserer Datenbank steht, dass Sie â¦Â«
»Ich habe keine Kinder.« Jetzt klang sie ärgerlich.
»Gut, dann bitte ich, das Missverständnis zu entschuldigen.« Dornröschen klang betrübt.
»Wiederhören«, sagte Tania Slozek.
»Alles klar?«, fragte Dornröschen.
»Vielleicht gibt es zwei Tania Slozeks?«, fragte Gaby. Sie war blass, ihre Augen schimmerten rot.
Twiggys Spitzelhandy klingelte.
»Da hat gerade so eine Firma angerufen, die machen Umfragen?«, wiederholte Fendt nachdenklich. »Wie hieà die? ⦠Nein, du meinst Infratest dimap ⦠das ist kein Grund zur Sorge ⦠die machen für alle möglichen Leute Umfragen ⦠die sind schlimmer, als wir waren.« Er lachte scheppernd. »Und was wollten die? ⦠Kinderschutzbund? ⦠Du hast doch ⦠Ja, ich weiÃ, wie sehr dich das mitnimmt. Aber sei froh, dass du die Krankheit besiegt hast. Ja? Kopf hoch! ⦠Das kann ich mir gut vorstellen. Mutti hätte auch ⦠sehr gelitten, wenn ihr das passiert wäre
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