Ein Mörder kehrt heim
⦠musst dich nicht bedanken ⦠ich danke dir, dass du angerufen hast. Wie gesagt: kein Grund zur Sorge. Tschüss, bis bald!«
Die vier am Tisch hatten geschwiegen, als könnte Fendt sie hören.
»Es hat geklappt«, sagte Twiggy, nachdem Fendt aufgelegt hatte.
»Das heiÃt, wir müssen die Mails an die Enkel analysieren«, sagte Dornröschen.
Matti erschrak, als sich Twiggys Fendt-Handy noch einmal meldete.
»Da hat jemand bei Tania angerufen. Infratest dimap ⦠ja, die ⦠ich weià nicht, ob das eine Falle ist ⦠nein, nein, ich habe keinen Grund ⦠ja, ich bin misstrauisch ⦠aber damit sind wir doch gut gefahren, oder? ⦠Ich bin ruhig ⦠gut, Towarischtsch ⦠nachher, so gegen acht ⦠bei dir.«
»Such doch mal nach einem Typen namens Towarischtsch. Wohnt in Berlin, jedenfalls hat sich Fendt gerade mit ihm verabredet«, sagte Gaby.
»Towarischtsch ist Russisch und heiÃt Genosse«, sagte Dornröschen.
Gaby schluckte. Erst Luft, dann Bier. Und lief rot an. Rote Augen, rote Haut. Leider trug sie kein rotes T-Shirt, sondern eine weiÃe Bluse von Dornröschen.
»Wir müssen noch mal in die Wohnung«, sagte Matti. »Um acht Uhr. Wenn der Typ nicht noch mal telefoniert. Wir müssen wissen, wen er angerufen hat.«
»Unbedingt«, sagte Twiggy. »Das ist sein wichtigster Komplize. Sonst würde Fendt ihn nicht jetzt treffen. Eigentlich bricht er die selbst aufgestellte Regel.«
»Hatte das Telefon eine Anzeige?«, fragte Dornröschen.
»Ja«, sagte Twiggy. »Und einen Nummernspeicher. Sogar wenn Fendt noch einen anruft, dann überschreibt das die letzte Nummer nicht. Das Gerät speichert mindestens fünf Nummern, eher mehr. Aber wir müssten zurückzählen.«
»Aber wenn Fendt schlau ist, stöpselt er das Telefon raus, und alle Nummern sind futsch«, sagte Matti.
»Dann hoffen wir mal, dass ihm das erst morgen einfällt.«
Gabys Blicke folgten dem Gespräch. Das Rot wich aus ihrem Gesicht. Stattdessen wurde sie bleich. »Ich glaube, ihr seid irre.«
»Das ist eine einmalige Chance«, sagte Matti. »Du darfst mit Robbi hierbleiben.«
»Pfff!«, sagte Gaby. »Da zieht es mich doch eher zu Werner. Der erzählt mir immerhin, wie er vor Madrid die Faschisten zurückgeschlagen hat. Das ist spannend, echt.«
Matti und Dornröschen lachten, während Twiggy Robbi etwas ins Ohr flüsterte.
***
Die Männer und die Frau sitzen immer noch in ihrem Auto am Ende der Sackgasse. Du weiÃt schon, wann sie sich ablösen. Für Privatdetektive wirken sie alt. Aber da hast du wohl ein Vorurteil. Die Männer machen ihre Arbeit ruhig und pünktlich. Sie haben es gelernt, zu observieren. Du spürst das. Es sind keine Polizisten, diese Möglichkeit kannst du endgültig streichen. Du musst damit rechnen, dass sie doch dich meinen. Du hast deine Erinnerung durchforscht. Wenn es Rächer wären, hätten sie dich längst umgebracht. Dir kommt es vor, als versuchten die Männer deine Gewohnheiten herauszufinden. Eine bessere Erklärung fällt dir nicht ein. Nein, sie sind bestimmt jemand anderem auf der Spur. Doch dem untreuen Ehemann. Viele Privatdetektive waren früher Polizisten. Das würde das Verhalten der Männer erklären, ihre Gelassenheit. Nein, sie meinen nicht dich. Du bist ehrlich zu dir. Was du den Männern zuschreibst, ist die Frucht deiner Angst. Du wirst es lernen, sie zu übersehen. Morgen schon. Und bald werden sie verschwunden sein. Und du wirst sie vergessen.
11: Whithering Tree
S ie hatten Aldi-Klaus gerufen. Der hatte Dienst und brachte sie im Taxi in die FanningerstraÃe. Dort wartete er mit ihnen an der Kreuzung mit der AtzpodienstraÃe. Sie waren ziemlich weit weg von der Nummer 7. Aber sie würden Fendt erkennen, sobald er das Haus verlieÃ. Matti und Twiggy hatten Blaumänner an. Rucksack und Werkzeugtasche warteten im Kofferraum. Sie hatten kurz überlegt, ob es nicht zu riskant wäre, die Heizungsmonteurnummer zu wiederholen, aber es hatte beim ersten Mal keinen Stress gegeben. AuÃerdem war es normal, dass Handwerker mehrfach antanzten.
Sie mussten nicht lange warten. Fendt verlieà das Haus, gestützt auf einen Regenschirm. Er blickte nach rechts und nach links und dann zum Himmel, an dem dunkle Wolken hingen. Dann lief er los in Richtung Frankfurter Allee.
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