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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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sich in der Heldenpose. Lederjacke, schnelle Autos, Guerilleros, die Bewunderung in der Szene. Er sah Waffen, die einen antörnten genauso wie das Gefühl der Macht, die in den Gewehrläufen steckte. Es macht manchen stark, die Pistole im Gürtel zu tragen. Daran erinnerte er sich. Nicht an Angst.
    Â»Komisch«, sagte Anja.
    Â»Ja«, sagte Matti. »Wir hätten allen Grund gehabt, uns in die Hose zu machen. Vermutlich haben wir es auch, und ich hab’s vergessen.«
    Â»Aber du guckst morgen mal, ob du welche findest, ja?«
    Â»Versprochen«, sagte Matti. »Aber erst muss ich eine Schicht fahren.«
    Sie kroch aus dem Bett, kniete sich zum ihm und küsste ihn auf den Mund. Robbi maunzte, und sie kroch zurück.
    Ãœlcan war noch mieser gelaunt als sonst. Die Ungläubigen vom Finanzamt besaßen die Frechheit, ihm eine Betriebsprüfung anzukündigen. Was bedeutete, dass Mattis Chef all die Scheißakten zusammensuchen musste, in denen die Faulheit seiner Fahrer dokumentiert war. Detlev schoss aus dem Büro, als Matti angeradelt kam. Detlev wedelte mit der Hand vorm Gesicht. »Pass auf, gleich explodiert er.«
    Doch dieser Aggregatzustand war bei Ülcan nicht selten, und Matti kannte den Chef seit Jahrhunderten. Ihn konnte nichts mehr beeindrucken. Außer Ülcan säße eines Tages fröhlich hinter seinem Schreibtisch, böte Tee an und würde seinen Fahrern eine Tageseinnahme schenken. Auf diesen Schrecken musste Matti sich aber nicht vorbereiten. Suchte man die ultimative Metapher für das Wort »unmöglich«, so wäre sie in Ülcans Verhalten gefunden.
    Kaum hatte Matti den Benz auf die Manitiusstraße gelenkt, lotste ihn der PDA zur Ecke Fasanen-/Hardenbergstraße, wo ein Fahrgast unbedingt mit ihm fahren wollte. Das gab es manchmal, aber Matti gehörte nicht zu den Lieblingsfahrern Berliner Seniorinnen, er hatte das bisher nur einmal erlebt. Da hatte er in einem Anfall von Mitleid einer alten Dame im Westend den Koffer in den vierten Stock getragen. Sonst pflegte Matti in vergleichbaren Fällen freundlich zu erklären, dass man nur packen möge, was man tragen könne.
    In der Hardenbergstraße wartete keine Oma auf ihn. Da stand ein mittelgroßer Mann zwischen fünfzig und sechzig mit kurz geschnittenen weißen Haaren und einer Sonnenbrille. Er trug einen schwarzen Anzug und ein schwarzes Hemd. Wahrscheinlich ist auch seine Unterhose schwarz, dachte Matti. Und fragte sich, warum der Typ sich ihn als Fahrer ausgesucht hatte. Vielleicht eine Empfehlung. Wenn Sie eine Art Reiseführer brauchen, also einen Typen, der sich in Westberlin auskennt, in Ostberlin außerhalb Friedrichshains allerdings weniger, dann rufen Sie den Herrn Jelonek vom Taxibetrieb Ülcan Türkkan in Kreuzberg 36. Matti erinnerte sich an Fahrgäste, die ihn Umwege kurven ließen, um sich zeigen zu lassen, wo Bachmann auf Dutschke geschossen hatte oder wo die Neue Reichskanzlei mitsamt dem Führerbunker gelegen hatte.
    Der Typ sah nicht nach Sightseeing aus.
    Er stieg hinten ein, schnallte sich an und verströmte ein dezentes, kühles Rasierwasser. »Fahren wir in Richtung Tegel«, sagte er.
    Ãœber den Ernst-Reuter-Platz, Bismarck- und Sophie-Charlotten-Straße auf die Stadtautobahn. Keine große Sache. Nur würde er nachher in Tegel herumstehen, wenn er sich nicht was anderes suchte. Der Mann schwieg, bis er kurz vor dem Flughafentunnel erklärte: »Fahren Sie zum Kurt-Schumacher-Platz.«
    Matti zuckte innerlich die Achseln.
    Â»Und dann in die Straße 462, und dort halten Sie bitte.« Der Mann schnallte sich ab. Als Matti gehalten hatte, drehte er sich um. Die Hand des Manns griff ins Jackett und zog eine Pistole mit Schalldämpfer hervor. Der Mann richtete die Pistole auf Mattis Bauch.
    Â»Was soll das?«, schnauzte Matti gegen seinen Schrecken an. Er überlegte, ob er sich aus der Tür fallen lassen sollte.
    Â»Die Sache ist ganz einfach«, sagte der Mann ruhig. »Du fährst Taxi, in deiner Freizeit liest du, hörst Musik, fickst deine Freundin oder gehst spazieren. Und sonst machst du gar nichts. Vor allem: Sei nicht neugierig. Kümmer dich nur um deine Angelegenheiten. Dann geschieht dir und deiner kleinen Freundin nichts. Verstehst du mich?«
    Matti nickte.
    Â»Wirklich?«
    Matti nickte und war überzeugt, dass er sich an die Regeln des Typen halten würde. Nichts würde ihn

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