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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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davon abbringen. Merkwürdig, dachte er, merkwürdig, dass ich an meinem Scheißleben hänge.
    Â»Bist ein kluger Kerl«, sagte der Mann.
    Â»Was war das mit Georg?«, fragte Matti.
    Der Typ staunte. »Welcher Georg?«, fragte er und stieg aus.
    Â»Du hast nicht bezahlt«, sagte Matti.
    Der Typ steckte die Knarre ein und marschierte zur U-Bahn, als wäre nichts gewesen. Matti überlegte, ob er die Polizei rufen sollte. Es hat keinen Sinn, dachte er. Bis die Bullen angerückt sind, ist der Typ über alle Berge. Schmelzer hält mich sowieso für verrückt und dann für noch verrückter.
    Wie in Trance brachte Matti seine Schicht zu Ende. Während er ein Yuppi-Paar durch Kreuzberg fuhr und er ihr unbedingt die Oberbaumbrücke zeigen musste, wälzte Matti die Geschichte mit dem Knarren-Typen hin und her. »Hier strömen am Wochenende die Massen, echt super«, jubelte der Typ, und sie himmelte ihn an, wie Matti nebenbei im Rückspiegel verfolgte. »Berlin wird immer internationaler«, sagte der Yuppie, und seine Anbeterin rückte näher an ihn heran.
    Er hatte diesen Knarren-Typen noch nie gesehen. Der war etwa so alt wie Georg gewesen. Und wie Matti. Aber so durchgestylt, wie der war, passte es nicht. Georg hatte nie Wert auf schicke Klamotten gelegt. Der Knarren-Typ dagegen war wie aus dem Ei gepellt. Wenn der was mit Georg zu tun hatte, dann hatte Georg sich vielleicht geändert. Oder es war Tarnung.
    Er setzte das Yuppie-Paar in der Falckensteinstraße ab, grinste innerlich, während der Mann demonstrativ viel Trinkgeld gab, und rief Anja an. Sie war gleich dran.
    Â»Wie geht’s?«, fragte Matti.
    Â»Ich unterhalte mich gerade mit Robbi«, sagte sie lachend.
    Â»Pass auf, dass er dich nicht überfordert.«
    Sie gluckste.
    Â»Sag mal, was hatte Georg an?«
    Â»Klamotten? Du hast ihn doch gesehen!«
    Â»Ich kann mich nicht mehr erinnern.« Er hatte das Loch im Kopf vor Augen. Sonst nichts.
    Sie überlegte. »Eine Jeans, T-Shirt, Weste.«
    Â»Schicke Klamotten?«
    Â»Uralt. Gammlig.«
    Â»Und die Schuhe?«
    Â»Turnschuhe.«
    Â»Marke?«
    Â»Keine Ahnung. Warum fragst du das?«
    Â»Ich will wissen, ob Georg sich verändert hat.«
    Â»Ach so.«
    Â»Bei vielen Leuten kann man das sehen.«
    Â»Scharfe Theorie.«
    Â»Unbedingt.«
    Â»Wann kommst du?«
    Â»Bald«, sagte Matti. Ihn rührte es, dass sie fragte. »Ich will heute Abend zu Robert. Kommst du mit?« Bis dahin hatte er den alten Genossen allein besuchen wollen.
    Seine Hand begann zu zittern. Als begriff er erst jetzt, dass vorhin ein Typ mit einer Pistole auf ihn gezielt hatte. Er saß eine Weile da und starrte hinaus. Als ein Mann die hintere Tür öffnete und einsteigen wollte, winkte er ab. »Bin schon besetzt.« Er schaltete das Taxilicht auf dem Dach aus und nahm das Buch.
    Â»Marschiert die Truppe durch schwieriges und unwegsames Gelände mit feuchten Niederungen und Schilfrohr oder durch Berge und Wälder mit dichtem Unterholz, ist größte Vorsicht geboten und die Umgebung immer wieder zu durchkämmen, denn dies sind die Orte, an denen Hinterhalte gelegt werden und Kundschafter lauern.«
    Robert empfing sie freundlich. Er wohnte in der Dudenstraße in Tempelhof, quasi gegenüber von der Okerstraße, sah man davon ab, dass ein stillgelegter Flughafen zwischen ihnen lag. Er war dick geworden, sein Gesicht rundlich, gerahmt von einem Backenbart. Er trug eine Lesebrille und hatte braune Zähne. Es roch nach Rauch und Kaffee. Die Wohnung hatte zwei Zimmer. Robert führte sie ins Arbeitszimmer, das auch als Wohnzimmer diente. Es war alles dunkelbraun, der Schreibtisch, die vollgestopften Regale, der Couchtisch und der Sessel. Nur die Vorhänge waren früher weiß gewesen, hatten sich aber inzwischen farblich angepasst. Neben dem Fenster war eine Glastür, die führte auf einen kleinen Balkon, der vollgestellt war mit Blumentöpfen. Außerdem entdeckte Matti, als er hinaussah, noch einen zerfetzten Regenschirm, einen Federballschläger, einen Drehaschenbecher und einen Plastikklappstuhl.
    Â»Ich hab mal Kaffee gekocht«, sagte Robert. »Wenn ihr einen wollt …«
    Auf dem Tisch standen eine Glaskanne aus der Kaffeemaschine und drei Becher, Zucker und eine Packung H-Milch.
    Â»Bist du noch an der Uni?«, fragte Matti und goss Anja und sich Kaffee

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