Ein Mörder kehrt heim
»Hast du schon mal so einen Typen gesehen, der sich schwarz gekleidet hat. Vollkommen schwarz? Nur die Haare, kurz geschnitten, weiÃ.«
Sie blickte verwirrt. »Was meinst du?«
»Na, ob du schon mal so einen Typen gesehen hast.«
Anja überlegte. »Nein.«
»Vielleicht im Park? Oder im Café Schoenbrunn?«
Sie schüttelte den Kopf. »Was meinst du damit?«
»Ich hatte heute Nachmittag so einen Schwärzling im Taxi sitzen. Sagte, ich soll aufhören zu schnüffeln.«
»Einfach so?«
»Der ist ins Taxi gestiegen und hat gesagt: Hör auf zu schnüffeln.«
»Echt?«
Matti nickte.
»Und sonst hat er nichts gesagt?«
Matti dachte an die Pistole mit Schalldämpfer und schüttelte den Kopf. »Du hast nicht die geringste Erinnerung daran, wie der Typ aussah, der dich überfallen hat?«
Sie nickte wie in Zeitlupe. »Schwarz war er. Also schwarz gekleidet. Jetzt, wo du es sagst.«
»Dann war es doch derselbe! Alles andere wär mehr als ein blöder Zufall.«
Jetzt nickte sie heftig. »Aber auf dich hat er nicht geschossen.«
»Na, so mitten am Tag am Kurt-Schumacher-Platz wär das auch keine geniale Idee gewesen.«
»Aber es ist bestimmt derselbe Typ. So viel Zufall gibtâs nicht.«
Nein, so viel Zufall gab es nicht. »Und der Typ hat wohl auch Georg umgebracht.« Er überlegte, was es bedeuten könnte. Dann rief er Prandelli.
»Warum seid ihr einfach abgehauen?«, fragte Robert, nachdem er Matti und Anja eingelassen hatte.
»Hunger«, sagte Matti. »Waren beim Italiener.«
»Der ist gut«, sagte Robert. »Und der Chef hat die gleiche Frisur wie dieser italienische FuÃballtrainer. Wie heiÃt der noch mal?«
»Keine Ahnung«, sagte Matti.
Sie setzten sich ins Arbeitszimmer.
»Georg Westreich«, sagte Robert nachdenklich. »Komischer Typ irgendwie.«
»Inwiefern?«, fragte Anja.
Robert warf ihr einen Blick zu, räusperte sich, zündete sich eine Zigarette an und schwieg.
»Wann hast du den zum letzten Mal gesehen?«, fragte Matti.
»Warum willst du das wissen?«
»Weil ⦠es sein könnte, dass er in Berlin aufgetaucht ist.«
»Na und? Würd ich an seiner Stelle aber lassen. Die Bullen suchen ihn bestimmt immer noch.«
»Bei dir hat er sich nicht gemeldet? Ihr wart doch früher zusammen unterwegs.«
Robert schüttelte den Kopf. »Gott sei Dank nicht. Und so oft waren wir nicht unterwegs.«
»Warum Gott sei Dank?«
»Du kennst doch noch die Frage: Was würdest du machen, wenn Ulrike Meinhof vor der Wohnungstür steht?«
Matti nickte.
Anja blickte ratlos von einem zum anderen.
»Du meinst, Georg würde sich nicht bei dir melden, weil â¦Â«
»Weil ich meinen Job nicht verlieren will. Mann, ich bin unkündbar und hab Pensionsansprüche. Darüber haben wir früher nur gelacht. Aber schau mich an: Wer würde mich heute noch einstellen? Auf Hartz IV hab ich keinen Bock. Schon gar nicht wegen eines Bekloppten.«
»Du würdest ihn also verpfeifen?«
»Ich würde ihm sagen, er soll sich stellen, sonst helf ich nach.«
Schweigen.
Robert hob beide Arme und lieà sie auf seine Knie sinken. »Ich kann nichts dafür, dass der Idiot den Helden spielen musste. Man kann nicht in der Gegend rumballern und glauben, dass alle es toll finden.«
»Er hat niemanden umgebracht«, sagte Anja.
»Wie schön, dass du das weiÃt.« Robert stöhnte leise.
»Wir können das nicht wissen«, sagte Matti. »Es sind so viele Fälle unklar.« Ein Seitenblick zu Anja. »Aber ich glaub es nicht.«
Anja nickte.
»Ich will dir deinen Glauben nicht nehmen«, sagte Robert. »Wenn er dir Freude macht.«
»Ich glaube, Georg hat im Nahen Osten gelebt, aber nun hat er die Schnauze voll von den Palis.«
»Und diese These falsifizieren wir jetzt mal«, sagte Robert resignierend.
»Mann, das ist kein Laborversuch, sondern â¦Â«
»Ein groÃes Ratespiel, leider ohne Gewinn. Oder springt was raus dabei?« Robert fixierte erst Matti, dann Anja.
»Also, bei dir hat er sich nicht gemeldet«, sagte Matti ungeduldig.
»Nein, hat er nicht.«
»Bei wem könnte er sich gemeldet haben, wenn er sich überhaupt bei jemandem gemeldet hat?«
»Das, lieber Genosse Jelonek, hängt nicht zuletzt davon ab, was er hier
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