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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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reden. Matti klappte das Buch zu und starrte aus dem Fenster. Die Scheibenwischer plagten sich mit den Wassermassen. Was draußen lag, sah Matti wie im Nebel. Die Klimakatastrophe hatte beschlossen, ein Tropengewitter auf die Stadt loszulassen. Es schickte Blitze hinunter, tausende. Es krachte von allen Seiten wie auf einem Schlachtfeld. Die hintere Tür wurde aufgerissen und gleich zugeknallt, und es saß eine junge Frau auf der Rückbank.
    Â»Wo geht’s denn hin?«, fragte Matti, während er sie im Spiegel musterte.
    Sie zog die Kapuze weg. Schwarze Haare kräuselten sich über einem sonnengebräunten Gesicht. »Ins Trockene«, sagte sie.
    Matti musste lachen. »Und wo liegt das?«
    Â»Keine Ahnung.«
    Sie erinnerte ihn an Lara, die er nur einen Tag geliebt und dann verloren hatte. Das würde er nie verdrängen können, die Explosion, das Taxi, das in die Luft flog, Laras schwarz verbrannte Leiche. Er riss sich aus der Trübsal.
    Â»Was lesen Sie da?«, fragte sie. Die Augen trafen sich im Spiegel. Ihre waren schwarz.
    Â»Sunzi.«
    Â»Kenn ich. Der alte Stratege aus China. Manche Dinge ändern sich nie.«
    Â»Leider ändern sich die falschen Dinge, und die falschen Dinge ändern sich nie.«
    Sie stutzte, dann lachte sie. »Du bist auch ein Philosoph.«
    Â»Ãœberhaupt nicht. Hin und wieder rutscht mir was raus, und danach fällt mir ein, dass es auch eine … andere Bedeutung hat. Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.«
    Â»Geht mir ähnlich«, sagte sie.
    Es blitzte, knatterte und donnerte höllisch.
    Â»Wenn du fahren musst, weil ich hier sitze, immer zu«, sagte sie.
    Â»Ich fahr lieber nicht.« Er zeigte auf die Windschutzscheibe. Als bestünde sie aus Milchglas.
    Draußen heulten Sirenen, das rote Zucken der Alarmlichter brach sich in der Sturzflut vom Himmel.
    Â»Weltuntergang«, sagte sie.
    Â»Mindestens.«
    Â»Warst du immer Taxifahrer?«
    Â»Fast immer.«
    Â»Ach so.«
    Â»Und du?«
    Â»Ich war fast immer Journalistin.«
    Â»Für wen?«
    Â»Mal diesen, mal jenen.«
    Irgendwoher kam ein Dröhnen, es zog vorbei und verklang. Die Scheiben waren so beschlagen, dass sich Rinnsale bildeten. Matti öffnete das Fenster einen Spalt weit. Sofort spritzte es auf sein Hosenbein.
    Â»Wohnst du in Berlin?«
    Â»Neukölln.«
    Â»Ich auch. Weichselstraße.«
    Â»Okerstraße.«
    Â»Das ist am Flughafen?«
    Â»Ja.«
    Â»Da gehen wir öfter spazieren, auf dem Gelände. Also, ich und meine Tochter.«
    Matti schien es, dass der Weltuntergang noch einmal aufgeschoben war. Feine Lichtstrahlen brachen durch die schwarzen Wolken. Der Regen ließ nach, die Scheibenwischer hatten wieder eine Chance.
    Â»Fahr mich heim«, sagte sie. »Nummer 48d.«
    Er fuhr langsam. Pfützen, kleine Seen, Böen trieben Zweige und Plastikteile vor sich her. In der Blücherstraße wich er einer Mülltonne aus, die quer lag.
    Â»Vielleicht treffen wir uns mal auf dem Tempelhofer Feld«, sagte sie. »Wie heißt du?«
    Â»Matti.«
    Â»Du hast bestimmt einen Nachnamen.«
    Â»Je … spers.«
    Â»Kann ich mir merken. Ich heiße Sara Kurz.«
    Â»Kann ich mir auch merken.«
    Â»Ich steh im Telefonbuch.«
    Matti nickte. »Der Name passt jedenfalls.«
    Sie überlegte einen Augenblick. Dann lachte sie.
    Er bog in der Sonnenallee links in die Weichselstraße.
    Â»Hier«, sagte sie.
    Er bremste. Sie drückte ihm einen Zwanzig-Euro-Schein in die Hand.
    Als er nach seinem Geldbeutel griff, sagte sie: »Später. Hab keine Zeit mehr.« Weg war sie.
    Bis zum Ende der Schicht überlegte er, was die Begegnung bedeutete. »Nun passen Sie doch mal auf!«, schnauzte ihn eine alte Dame an, die er ins Westend fuhr. Sie hatte ihm die Abbiegung in die Badenallee genannt, doch er war vorbeigerauscht wie im Blindflug. Was hatte ihn an Sara angesprochen? An den paar Sätzen? Vielleicht, dass sie trafen, als würden sie sich schon lange kennen. Die Sätze, die sie austauschten, schienen zu einer einzigen Konstruktion zu gehören.
    Am späten Nachmittag drängte sich Anja wieder in seine Gedanken. Ihr merkwürdiger Abgang. Ihr Gesicht, das so bleich gewesen war. Vielleicht hatte sie Angst vor dem Vaterschaftstest. Aber warum? Dass sie Georgs Tochter war? Dass sie’s nicht war?
    Am Reuterplatz stieg ein Mann ein, der an der Straße

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