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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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aber nicht. Stattdessen hatte seine Angst sich in diesen Albtraum verwandelt. Die Angst, ein für allemal als Mörder herumlaufen zu müssen. Die Angst verstärkte sich im Rückblick, wenn er an die Genossen dachte, die Bullen oder Leibwächter oder Fahrer erschossen hatten oder einen ahnungslosen Ami-Soldaten, weil sie dessen Dienstausweis brauchten. Manche rannten den Rest ihres Lebens vor sich selbst weg. Sie versteckten ihre Seelennot hinter Phrasen und so ausgeklügelten wie schwachsinnigen Argumenten, die sie sich insgeheim selbst nicht glaubten. Jedenfalls nicht nachts.
    Hans Huppert zu finden war einfach gewesen. Er besaß einen Weinladen in der Charlottenburger Schlossstraße. Und er rauchte immer noch Pfeife. Als Anja und Matti den Laden betraten, glaubte er, sie wären Kunden. Bis Matti ihn als »Pfeifen-John« ansprach, was in dessen Gesicht erst ein Rätseln, dann eine Erkenntnis spiegeln ließ.
    Â»Mensch, Matti!« Er reichte Matti die Hand und drückte sie fest. Genauso begrüßte er Anja. Sein Blick blieb ein paar Momente länger an ihr hängen. Als John wieder Matti anschaute, sah der die Angst in Johns Augen. Matti wusste etwas über ihn. Sein Leben hing daran, dass Matti weiterhin schwieg.
    Â»Keine Sorge«, sagte Matti. »Ist außerdem verjährt.«
    Â»Wenn jemand hier mitkriegt …« John winkte ab. Er atmete einmal tief durch. »Wollt ihr was trinken? Ich habe hier einen Bordeaux, der zieht euch die Schuhe aus.« Schon wieder Bordeaux. Matti lag es auf der Zunge, Hans zu fragen, ob er den schnellen Rudi belieferte.
    Â»Danke, lieber nicht. Können wir irgendwo ungestört reden?«
    Es klingelte, als sich die Tür öffnete. Ein älterer Mann im Anzug erschien und war hektisch.
    Â»Entschuldigt«, sagte John.
    Â»Wann schließt du?«
    John blickte auf die Uhr. »In anderthalb Stunden.«
    Sie setzten sich auf eine Bank auf dem Mittelstreifen der Schlossstraße. Zwei Fahrbahnen, dazwischen eine Grünanlage. Boulespieler, Frauen mit Kinderwagen, eine Kindergartengruppe lärmte vorbei, dirigiert mit lauten Rufen von zwei drahtigen Frauen, die eine rothaarig und bleich, die andere blond, klein und mager. Am Himmel fraßen sich Wolken. Weiß auf Blau. Eine Brise kühlte mild. Anja legte ihre Hand in seine und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    Â»Der hat die Hosen voll«, sagte sie.
    Â»Klar. Hätt ich auch.«
    Â»Du Held.«
    Â»Ach Quatsch. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute rumlaufen, die Angst haben müssen, dass etwas über sie herauskommt.«
    Â»Du auch?«
    Â»Lass mal.«
    Â»Jetzt wird es interessant. Gestehe!«
    Â»Magst du mich?«, fragte Matti ernst.
    Â»Nein«, sagte Anja. »Du bist mir zuwider.«
    Â»Dann frag nicht.«
    Sie blickte ihn neugierig an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. »Das Vogelgezwitscher kann einem echt auf die Nerven gehen«, sagte sie. Sie imitierte die Sprechweise einer feinen Dame.
    Â»John weiß nix«, sagte Matti.
    Â»Aber wir fragen ihn, du Weichei.«
    Er stieß ihr mit dem Ellbogen gegen die Schulter.
    Â»Typisch, vor den Starken drückt er sich, aber Gewalt gegen Frauen.«
    John stand unschlüssig vor dem Weinladen, dann sah er Matti und Anja. John hatte eine Pfeife im Mund, nahm sie heraus und winkte, als er die beiden kommen sah.
    Â»Lass uns ein paar Schritte gehen. Da vorn ist ein Lokal, wo man draußen sitzen kann.«
    Als sie sich unter einer riesigen Kastanie mit schon welken Blättern gesetzt hatten, klopfte John die Pfeife aus und grüßte den Kellner, der heraneilte. »Tag, Igor.«
    Â»Tag, Hans«, sagte Igor. Er trug seine Glatze mit Stolz.
    Â»Trinkt ihr ein Glas Wein mit?«, fragte er und bestellte, ohne die Antwort abzuwarten. »Von dem Roten, du weißt schon.« Als Igor zum Gastraum trippelte. »Was gibt mir die Ehre?«
    Â»Wir müssen über Georg reden.«
    John streckte den Rücken und blickte zum Himmel. »Gehört nicht zu meinen Lieblingsthemen.«
    Â»Zu meinen auch nicht«, sagte Matti. Er deutete auf Anja. »Das ist seine Tochter.«
    John musterte Anja. »Keine Ähnlichkeit.«
    Â»Gott sei Dank«, sagte Matti.
    John lächelte. Er stopfte sich die Pfeife mit einem englischen Tabak.
    Ein Moped kreischte vorbei. Als das Geknatter verklungen war, sagte Matti: »Hat Georg Kontakt aufgenommen zu

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