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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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gewinkt hatte. Er wollte nach Friedrichsfelde, Am Tierpark. Matti kannte die Plattenbaublöcke. Der Typ war auf dem Weg zum Schmerbauch, trug kurz geschnittene graue Haare, und auf einem kurzen Hals saß ein viereckiger Schädel. Kaum war Matti losgefahren, fing der Kerl an zu mosern. Über Wowereits Niedergang wegen des Flughafenchaos, die Fehler bei der Euro-Rettung, die den Namen nicht verdient habe, über die Chinesen, die bald die Welt beherrschten. »Das ist Ihnen wohl egal, was ich sage«, knurrte er, als Matti schwieg.
    Â»Ich konzentriere mich auf den Verkehr«, sagte Matti. Die Straßen waren nass, Pfützen standen.
    Â»Typisch für die Leute heute. Alles egal, was?«
    Â»Ich werde fürs Fahren bezahlt.«
    Â»Typisch. Jeder denkt nur an seinen Kram.« Er schwieg eine Weile. Matti sah im Rückspiegel, wie er sich immer wieder an der Backe kratzte.
    Â»Es ist Ihnen wahrscheinlich auch egal, dass wir Berliner vom Senat geplündert werden. Die Wasserpreise steigen, die Gaspreise steigen, die Strompreise …«
    Â»Ich bin keine Wortmülltonne, sondern Taxifahrer«, sagte Matti.
    Auf der Karl-Marx-Allee staute sich der Verkehr an den Baustellen. Es war kein Trost, dass der Himmel aufbrach und die blauen Inseln im schwarzen Wolkenmeer wuchsen. Eine Lastwagenhupe dröhnte, ein Personenauto hupte zurück, ein drittes fiel ein. Drei Jugendliche hetzten über die Fahrbahn, ein Rollerfahrer quetschte sich durch die Lücken zwischen den Autos.
    Der Typ brabbelte vor sich hin. Ȇberall Chaos«, maulte er. »Gibt’s hier keinen anderen Weg? Sie behaupten doch, Sie seien Taxifahrer.«
    Matti drehte sich um und fixierte den Mann. »Soll ich fliegen?«
    Der Mann blickte nach allen Seiten und zuckte mit den Achseln. Er brabbelte wieder irgendein Zeugs. Dann zog er eine Bild -Zeitung aus der Innentasche und rollte sie auf. Er las und redete vor sich hin. Dann wurde er laut: »Die Griechen sind eine Saubande!« Er brabbelte. Wieder laut: »Die verprassen unser Geld!« Er nuschelte was und stieß mit dem Finger auf die Zeitung: »Haben Sie das gelesen?« Ohne eine Antwort abzuwarten: »Romabanden rauben Berliner aus!« Seine Gesichtsfarbe rötete sich. »Vergasen, alle vergasen!«
    Matti stieg aus, ging zur Tür hinterm Beifahrersitz und öffnete sie. »Raus!«, schnauzte er. Als der Typ nicht verstand, packte er ihn am Jackett und zog kräftig.
    Â»Lassen Sie mich! Was soll das?«
    Matti zog stärker, der Typ klammerte sich am Griff über der Tür fest. Matti riss die Hand los und zog den Kerl auf die Straße. Der verlor das Gleichgewicht und stürzte gegen ein Auto. Die Beifahrerin im Auto schlug sich die Hand vor den Mund und lehnte sich zur Seite, als würde der Typ durchs Fenster ins Auto fallen.
    Matti schlug die Tür zu, umrundete das Heck und stieg wieder ein. Der Typ rappelte sich hoch, glotzte in alle Richtungen. Er zögerte, und gerade als die Schlange sich ein Stück weiterwälzte, nahm er Anlauf, um gegen das Taxi zu treten. Doch seine Ausholbewegung fror ein. Er stand einige Sekunden auf einem Bein, dann stampfte er mit dem Fuß auf den Boden. Ruckartig drehte er ab und suchte sich seinen Weg durch die Blechkolonnen.
    Â»Wie war der Tag?«, fragte Twiggy.
    Â»Beschissen«, sagte Matti.
    Â»Du hast Post.« Twiggy zeigte auf einen Briefumschlag neben der Espressomaschine.
    Matti holte ihn. Er war mit der Hand adressiert und ohne Absender und Briefmarke. Er riss den Umschlag auf.
    Lieber Matti,
    ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Ich hatte dir versprochen, mich wieder zu melden. Leider auf diesem Weg. Es ist besser für uns, wenn wir uns nicht mehr sehen.
    Alles Gute,
    Anja
    Matti las die Zeilen dreimal, dann legte er den Brief auf den Küchentisch.
    Twiggy zog ihn vorsichtig zu sich rüber. »Ach, du Scheiße.« Dann schob er ihn zurück zu Matti. Er blickte den Freund an und schnaufte. »Und warum? Hattet ihr Zoff?«
    Matti schüttelte den Kopf. Warum musste immer ihm so etwas passieren?
    Â»Du hast echt Pech«, brummte Twiggy.
    Erst Lily, dann Lara, jetzt Anja. Ganz unterschiedlich, aber jedes Mal eine Katastrophe.
    Â»Und wenn sie erpresst wird?«, sagte Twiggy.
    Ein Lichtblick, wenn auch ein abseitiger. »Möglich.« Das wäre eine Erklärung. »Aber dann ist sie in Gefahr.«
    Die Wohnungstür klapperte.

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