Ein Mörder kehrt heim
Ahnung.«
»Kein Kontakt?«
»Nein.« Er sah traurig aus.
Matti überlegte, warum Anja es ihm nicht erzählt hatte.
»Aber du hast dich um Anja gekümmert?«
Die Tür öffnete sich. »Oh, du hast Besuch«, sagte eine Frau. Sie trug lange schwarze Haare und einen Hauch von einer Brille auf der Nase.
»Es geht um Anja«, sagte Volker.
Die Frau schaltete auf traurig um. Matti glaubte ihr keine Miene. Natürlich hatte sie gewusst, dass sie Volker besuchen würden.
Twiggy guckte, grinste und beschäftigte sich weiter mit seinem Smartphone.
»Ja, Anja ⦠das ist so ein Fall.«
»Das ist kein Fall, sondern meine Tochter«, sagte Volker.
Sie guckte ihn pikiert an. »Na, dann geh ich mal wieder.« Drehte sich um und verschwand.
»Wo wohnt Anja?«
»In der Mittenwalder StraÃe.«
»Nummer 61?«
»Ja.«
»Da wohnt sie nicht oder nicht mehr«, sagte Matti.
Volker guckte ihn ratlos an. »Ja â¦Â«
»Keine Ahnung, wo sie sein könnte?«
»Eine Freundin, ein Freund, irgendwer, der das wissen könnte?«, fragte Dornröschen ungeduldig.
»Ich muss mal nachdenken.« Sein Gesicht zeigte ein paar Falten mehr.
Als er nicht antwortete, fragte Matti: »Du hast schon länger keinen Kontakt mehr zu ihr, oder?«
Volker nickte traurig.
»Warum?«
»Ich weià nicht.«
»Könnte es sein, dass Anja herausgekriegt hat, dass du gar nicht von deiner Kunst lebst? Dass die nur Fassade ist?« Twiggy donnerte die Frage in den Raum.
Alle erschraken und starrten ihn an.
Volker wurde bleicher. Er presste die Lippen zusammen.
Matti erwartete, dass Volker sie rausschmiss. Aber der schien zu nichts mehr imstande zu sein.
Twiggy warf einen Blick aufs Smartphone. »Er ist Anteilseigner bei Schultze-Fortmann«, sagte Twiggy.
»Was?« Dornröschen schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.«
Volker sagte immer noch nichts.
»Du hast Aktien von dieser Schweinefirma? Verdankst du das hier Panzern und Kanonen?«
»Ich bin gegen Exporte in Nicht- NATO -Länder«, sagte Volker.
Dornröschen hatte die Fassung noch nicht wiedergewonnen.
»Könnte es sein, dass Anja keine Lust hatte, sich von einem Rüstungskonzern pampern zu lassen?«, fragte Matti.
Volker schüttelte den Kopf. Er guckte energisch. »Ich habe mit den Geschäften nichts zu tun. Ich habe nichts zu sagen in dem Konzern. Und hätte ich es, dann würde ich daraufverzichten.«
»Aber auf die Panzer-Millionen verzichtest du nicht. Warum verkaufst du nicht deine Anteile, um was Vernünftiges damit zu machen wie der Zigarettenfritze in Hamburg?«
»Davon versteht ihr nichts.« Er hatte sich wieder im Griff.
»Und Anja?«, fragte Matti. »Hat sie es gewusst?«
Volker nickte. »Ich muss mich nicht rechtfertigen. Aber damit das klar ist. Ich habe von Anfang an gewusst, dass Anja nicht meine leibliche Tochter ist. Ich habe ihr eine erstklassige Ausbildung bezahlt. Und nicht nur das. Sie war in den USA und Japan, sie hatte nie unter Geldmangel zu leiden, sie erbt später alles. Und jetzt wollt ihr vielleicht behaupten, ich sei ein schlechter Vater gewesen?«
»Das muss Anja entscheiden. Ich weià nur, dass man sein Geld auf anständige Weise verdienen kann.« Matti mühte sich, seinen Zorn zu dämpfen.
»Das ist doch romantisches Geschwätz.« Jetzt kam Volker in Fahrt. »Es ist doch besser, ich benutze das Geld als irgend so ein Kapitalist.«
»Wie bitte?«, fragte Dornröschen.
»Ich spende einen Haufen an Amnesty, Greenpeace und so weiter â¦Â«
»Und büÃt durch Armut«, sagte Matti.
Volker wischte es weg.
»Lassen wir das«, erklärte Dornröschen. »Du kennst keinen Freund, keine Freundin? Ich dachte, du wärst ein guter Vater.«
»Sie ist vor zwölf Jahren ausgezogen. Seitdem hat sie uns immer besucht, mindestens alle vier Wochen. Aber sie hat nie jemanden mitgebracht.«
»Vielleicht hat sie sich geschämt«, sagte Matti.
Volker schüttelte unwillig den Kopf. »Lange Rede, kurzer Sinn: Ich kenne keinen ihrer Freunde.«
»Und du machst dir keine Sorgen um sie?«, fragte Dornröschen.
»Ich mach mir keine Sorgen. Sie ist erwachsen und weiÃ, was sie tut.«
»Hast du ein Bild von ihr?«, fragte Twiggy.
Volker stutzte. Er stand auf und ging zum Schreibtisch. Er wühlte in den
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