Ein Mörder kehrt heim
Schubladen, bis er etwas fand. Zwei Fotos, die er auf den Tisch legte. »Könnt ihr mitnehmen.«
»Willst du eine Vermisstenanzeige aufgeben?«, fragte Matti.
»Quatsch! Ich mach mich doch nicht lächerlich. Die Polizei sucht niemanden, der verreist ist.«
»Und jetzt?«, fragte Dornröschen, als sie zu Hause in der Küche waren.
Auf dem Rückweg hatten sie versucht, Volker zu begreifen. Aber es war ihnen nicht gelungen. Sie hätten leichter einen Wackelpudding an die Wand genagelt. Er hatte sie nicht einmal rausgeworfen.
Twiggy fummelte an der Espressomaschine herum. Die zickte manchmal, aber Twiggy kriegte sie immer wieder dicht.
»Ich weià auch nicht«, brummte er.
Robbi stakste in die Küche, musterte sein Personal und widmete sich schmatzend dem Thunfischkatzenfutter.
»Christoph«, sagte Matti.
»Hä?« Twiggy klapperte an der Maschine.
»Anja hatte einmal einen Freund dabei, als ich sie traf.«
»Die hat einen Geliebten?«
»Nein, eher nicht. Ein Freund. Christoph promoviert, Jura.«
»Stand die auf junge Typen?«, fragte Twiggy.
»Das ist doch jetzt egal«, sagte Matti.
» FU , HU ?«, fragte Dornröschen.
»Keine Ahnung«, sagte Matti.
»Na, toll.«
»Wir rufen im Fachbereich an«, sagte Twiggy.
»Quatsch, die rücken nichts raus.« Matti tippte sich an die Stirn.
»Googeln?«
»Ach, du lieber Himmel. Suchbegriff: âºChristophâ¹ und âºChristofâ¹ mit F, âºPromotionâ¹, âºJuraâ¹?«
Dornröschen überlegte, dann sagte sie: »Wir klappern die ab.«
***
Du hast Angst gehabt, wenn sie Kameraden vor Gericht gestellt haben. Wenn sie ihnen vorgeworfen haben, dass sie ihre Pflicht erfüllten. Sich an Gesetze und Befehle hielten. Obwohl es oft schwer war, obwohl es den ganzen Mann gefordert hat. Dann hast du gefürchtet, dass sie bei dir klingeln würden. Jedes Mal, wenn der Postbote kam, bist du erschreckt. Die Zeitungen waren erst voll, dann leerten sie sich. Und deine Angst lieà nach, ohne aber je zu verschwinden. Wenn du Angst hast, bist du auch empört.
Heute regnet es wieder, und der Blick ist weich gezeichnet. Die Stadt da unten ist schon lieblich genug. Sie gibt sich gern so. Dabei ist sie hart wie andere Städte. Dir geht es gut, du bekommst eine Pension. Du hast geerbt. Du hast das verdient. Aber in der lieblichen Stadt lungern die Bettler auf den StraÃen. In den Seitengassen torkeln und grölen die Betrunkenen. Suchen die Flittchen Freier. Rauben dich die Zigeuner aus. Dir haben die Zigeuner das Portemonnaie gestohlen. Und sie haben es noch einmal versucht. Du hasst es, wenn sie dir nah kommen. Sie stinken faulig. Wenn sie dich anfassen, machen sie dich schmutzig.
Es sind drei Männer und eine Frau. Sie lösen sich ab. Ihr Auto steht am StraÃenende. Du bildest dir ein, dass dir jemand folgt, wenn du in die Stadt gehst. Aber welchen Sinn soll es haben, dich zu beschatten? Du machst immer das Gleiche. Und nichts, was irgendwie besonders wäre. Die meinen bestimmt einen anderen. Warum dieser Aufwand? Mindestens vier Leute, jeden Tag. Was das kostet!
6: Empty Pages
D anke, dass ihr mitmacht«, sagte Matti.
»Was bleibt uns übrig? Wenn wir dir nicht Händchen halten, kommst du in Teufels Küche«, sagte Dornröschen.
Sie standen vor dem Fachbereich Rechtswissenschaften der FU in der Kaiserswerther StraÃe in Dahlem. Grauer Beton und rote Klinker.
»Die Rechtsverdreher haben sich ein schönes Eckchen ausgesucht«, sagte Twiggy.
»Die Aufklärung ist ein unabdingbares Element der Kriegführung«, sagte Matti.
»Sunzi?« Twiggy grinste.
Matti nickte.
»Was wären wir ohne seine und Mattis Weisheiten?«, lästerte Dornröschen. Ihrer Stimme hörten sie an, dass sie nervös war. Obwohl sie geübt und Paragrafen-Gerd ausgequetscht hatten, was man bei den Juristen so sagt, wenn man sich nicht blamieren will.
»Und was wollt ihr da?«, hatte Gerd gefragt, als sie sich von ihm im Molinari einladen lieÃen.
»Wir suchen jemanden«, hatte Dornröschen ihn beschieden.
»Und wennâs schiefgeht, darf ich euch wieder raushauen«, erwiderte Gerd. Er spielte den Genervten.
»Eine neue juristische Heldentat«, sagte Twiggy.
Gerd drohte mit der Faust. Aber er hatte sie gut präpariert. Und sie gemahnt, sich dezent vornehm zu kleiden.
Dann hatte
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