Ein Mörder kehrt heim
war. Wer Kontakt zu ihm hatte. Was er geplant hat.« Dornröschen starrte immer noch.
»Wenn wir ein paar Antworten kriegen, finden wir vielleicht jemanden, den wir weiterfragen können«, sagte Twiggy.
Matti las in den Augen der Freunde, dass sie gegen seine Zweifel anredeten. Wenn man einen alten Stasi-Fritzen ausfragen musste und dann noch einen, der nichts sagen wollte, wenn man auf so ein Gestocher angewiesen war, dann wusste man, woran man war. Matti begriff es erst richtig, nachdem er gefragt hatte.
»Was sollen wir sonst tun?«, fragte Dornröschen. »Dich in Moabit abliefern?«
»Anja ist bestimmt tot«, sagte Matti. »Sie hätte sich sonst längst gemeldet.«
»Ein Grund mehr, alles zu versuchen. Und wenn es nur für Anja ist«, sagte Twiggy.
Dornröschen drückte Matti die Hand. »Lass uns diesen Vorkämpfer des tschekistischen Kampfs in die Mangel nehmen. Schlimmer als Zeitverschwendung kann es nicht werden.«
»Es sei denn, der holt die Bullen«, sagte Matti. »Und dann habt ihr auch noch Stress.«
»Ach, Quatsch«, sagte Dornröschen.
»Und wie machen wir es?«, fragte Twiggy.
»Ich hab da eine Idee.« Dornröschen grinste.
Und Matti raste wieder los, um sich bei den Bullen zu melden.
Am Morgen rief er Ãlcan an, aber bevor er etwas gesagt hatte, erschlug ihn eine Flutwelle aus Worten. Von Allah war die Rede, von Mohammed, der ewigen Gerechtigkeit, Parasitentum, der Ausnutzung seiner GroÃmut. Ãlcan schimpfte so schnell, dass Matti kaum mitkam. Umso mehr überraschte ihn der Schluss des Vortrags: »Wenn du die ScheiÃe geklärt hast, kriegst du erst richtig Ãrger. Du wirst den Knast als Paradies empfinden. Und dankbar sein für jede Minute, die du Taxi fahren darfst. Verstanden?«
»Klar, Chef«, sagte Matti.
Sie fuhren bei Sonnenschein und blauem Himmel mit dem Bulli in die FanningerstraÃe und fanden einen Parkplatz gegenüber der Nummer 5, hinter dem Hänger eines Handwerkers. Diesmal gab es mehr Lücken. Offenbar hatten doch ein paar Leute in Lichtenberg Jobs. Twiggy hatte nicht nur sein Werkzeug dabei, sondern auch ein paar Stullen geschmiert, eine Thermoskanne mit Kaffee gefüllt und sogar an Wasser gedacht.
»Und wo kann ich pinkeln?«, fragte Dornröschen.
»Die Bullen benutzen dafür Flaschen oder Dosen«, sagte Twiggy.
»Idiot.«
»Wenn du musst, kannst du gleich eine Kneipe suchen, wo wir auch können«, sagte Matti.
»Vielen Dank für die Solidarität. Ihr nutzt es brutal aus, dass Mädchen kleinere Blasen haben.«
»Und pausenlos Harnröhrenkatarrh«, sagte Twiggy, nachdem er die erste Stulle angebissen hatte.
»Pah!«, antwortete Dornröschen. »Eine Kleinigkeit, wenn man mal weiÃ, dass Jungs biologische Fehlkonstruktionen sind.«
Die beiden Männer kicherten.
»Aber was anderes steht ja nicht zur Verfügung.« Dornröschen gähnte genüsslich und schloss die Augen. »Ich mach ein Nickerchen, und ihr passt schön auf. Und keinen Krach machen, ja?«
Ihr Kopf lehnte an Mattis Schulter, ihre Beine stieÃen an Twiggys Waden. Die beiden saÃen starr und beobachteten die StraÃe, vor allem den Hauseingang Nummer 7.
Der Briefträger radelte heran.
»Die Aliens sind nicht grün, sondern gelb. Das ist kein Fahrrad, das ist ein Raumschiff«, flüsterte Twiggy.
Tatsächlich fuhr der Postler auf einem Elektrorad mit Anhänger. Das Design war mindestens futuristisch.
»Der müsste einen gelben Helm tragen mit Antennen drauf«, flüsterte Matti zurück und streckte sich.
Twiggy kicherte.
Dornröschen zog die Beine an. Die beiden Männer erstarrten wieder. Nach ein paar Sekunden kaute Twiggy vorsichtig weiter.
Eine Frau mit Kopftuch verlieà das Haus Nummer 7. Als sie auf den Bürgersteig trag, blickte sie sich um, als sicherte sie die Umgebung.
»Die war im ersten Leben Indianerin«, wisperte Matti mit einem Blick auf Dornröschen.
Die Indianerin zockelte davon.
Ein Taxi fuhr vorbei. Die Reifen ratterten auf dem Kopfsteinpflaster. Matti wandte sein Gesicht ab.
Ein Peugeot-Kombi rangierte rückwärts zu dem Hänger, hinter dem sie geparkt hatten. Ein Typ im Blaumann und mit Baseballkappe stieg aus und kurbelte den Hänger an den Kombi.
Dann passierte eine Weile nichts mehr. Leise rauschte die Frankfurter Allee. Die Sirene eines Krankenwagens
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