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Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Wirklichkeit war fast das Gegenteil der Fall. Hoyt war ein kleiner Mann mit gelblichem Teint und einer
überdimensionalen schwarzen Hornbrille, die für das übrige Gesicht bei weitem
zu groß erschien. Das einzige, was er mit Hutchins gemeinsam hatte, war die
Glatze. Seine dünnen Lippen, die spitze Nase und die lederartige Haut verliehen
ihm eine unheimliche Ähnlichkeit mit einem kahlköpfigen, kurzsichtigen Adler.
    »Es freut mich, daß es Ihnen zu
einem Besuch bei mir reicht, Mr. Holman «, sagte er
mit schriller fröhlicher Stimme. »Charlie Hutchins leistet sich immer das Beste
— behauptet er jedenfalls — , und es hat mich
interessiert, wie das Beste in Schnüfflern aussieht.« Er deutete mit seinem
knochigen Finger auf mich. »Oder vielleicht habe ich Sie unterschätzt und die
richtige Bezeichnung wäre >gemieteter Mörder< ?«
    »Ich wette, Ihre Parties sind ein durchschlagender Erfolg, Mr. Hoyt «, sagte ich höflich. »Es ist mir unangenehm, von Spiel
und Spaß ausgeschlossen zu werden. Wie wär’s also, wenn Sie mich teilnehmen
ließen? Was spielen wir jetzt ?«
    Er nahm sorgfältig die
schwarzumrandete Brille mit einer Hand ab und kramte mit der anderen nach
seinem Taschentuch. Dann putzte er die Gläser mit minuziöser Sorgfalt, während
mich seine verschleierten Augen ohne Blinzeln anblickten.
    »Ich kann begreifen, daß
Hutchins jemanden wie Sie engagiert hat«, sagte er schließlich. »Der arme blöde
Charlie! Nach all diesen Jahren ist es beinahe ein Verbrechen, ihn
hereinzulegen, aber er lernt einfach nichts dazu! Ich glaube, er hofft, daß es
ihm nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit doch wenigstens einmal gelingen
wird, mich unterzubuttern, nach all den vielen Malen, wo die Sache
danebengegangen ist !«
    Ich griff in meine Jackentasche
nach einer Zigarette, und die Pistole des Chauffeurs bohrte sich wild in mein
Rückgrat. »Eine Zigarette«, sagte ich vorsichtig. »Haben Sie was dagegen ?«
    »Ich ja«, sagt Hoyt scharf. »Und das bedeutet, daß er auch etwas dagegen
hat. Stimmt’s Lionel ?«
    »Jawohl, Sir, Mr. Hoyt «, bestätigte der Chauffeur und bohrte den Pistolenlauf
noch nachdrücklicher in meinen Rücken.
    »Kennen Sie dieses Gefühl — daß
an manchen Tagen einfach nichts klappt ?« fragte Sonia
Scott mitfühlend.
    »Ich bin irgendwie verwirrt,
Miss Scott«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Was haben Sie denn in einem Irrenhaus
zu suchen ?«
    »Sonia, meine Liebe«, Hoyts Stimme knisterte, »sag bitte Mr. Kirch, er möchte zu
uns kommen .«
    »Gern.« Sie lächelte Hoyt hinreißend zu und schwebte in einer Wolke von Georgetterüschen aus dem Zimmer.
    Der kleine Mann am anderen Ende
des großen Tisches lehnte sich in seinen Stuhl zurück und preßte seine
Fingerspitzen in einer leicht arthritisch wirkenden Pyramide gegeneinander.
    »Lassen Sie mich Ihnen ein
bißchen die näheren Umstände schildern, Mr. Holman «,
sagte er herablassend. »Mit den Jahren hat sich das, was als eine Art Spaß
begann, zu einer bitteren Fehde zwischen mir und dem alten Charlie Hutchins
entwickelt. Ich hätte die ganze Sache mit Freuden auf sich beruhen lassen,
nachdem sich herausstellte, daß ich zweifellos der bessere Mann war, aber
Charlie ist auf seine alten Tage ekelhaft geworden. Erst ekelhaft, dann
bösartig. Ich heiratete eine schöne Schauspielerin — Babs Duane. Also mußte er
angestürzt kommen und Maxine Barr als so was wie eine lausige Zweitbeste
heiraten. Nach meiner Scheidung begann er mit seiner erfolgreichen Ehe zu
protzen, und da habe ich ihn reingelegt — aber wie !«
    Er kicherte trocken. »Der alte
Charlie hat von jeher eine Vorliebe für große dicke Dunkelhaarige gehabt, und
zufällig kannte ich ein Chorgirl , das—«
    »-gut einen Meter achtzig groß
war, und Sie sorgten dafür, daß Maxine — die nie irgendwelche Konkurrenz ertrug
— hereinspaziert kam, als die Dunkelhaarige gerade am unwiderstehlichsten war ?« beendete ich die Geschichte.
    Hoyt starrte mich fünf Minuten lang
mit herabhängendem Unterkiefer an. »Woher, zum Teufel, wissen Sie das ?« fragte er schließlich.
    »Ich habe dieselbe Geschichte
von Hutchins gehört«, sagte ich. »Nur handelte es sich da um eine große Blonde,
und er sorgte dafür, daß Babs Duane hereinspaziert kam, als die Blonde gerade
am unwiderstehlichsten war .«
    Ein paar Sekunden lang sah er
aus, als stünde er kurz vor einem Herzinfarkt. Sein Mund arbeitete heftig, bis
er endlich die passenden Worte herausbrachte. »Dieser dreckige,

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